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WALD/026: Peru - Lebensraum von Peruanerkauz schwindet, Waldschutz als Herkulesaufgabe (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. Mai 2011

Peru: Lebensraum von Peruanerkauz schwindet - Waldschutz als Herkulesaufgabe

Von Milagros Salazar


Rioja, Peru, 20. Mai (IPS) - Das Übergangsgebiet zwischen Amazonasbecken und Andenkordillere in Peru ist für eine Vielzahl von Vögeln, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt, überlebenswichtig. Doch Holzeinschlag, das Vorrücken der Landwirtschaft und andere menschliche Aktivitäten gefährden den Bestand dieses einzigartigen Vogelrefugiums.

Bedroht sind die Gebiete im nordostperuanischen Departement San Martín in der Provinz Rioja, in denen eine der kleinsten Eulenarten der Welt zu Hause ist. Der Peruanerkauz (Xenoglaux loweryi) gehört zu den rund 200 in Peru endemischen Arten. Höchstens 40 Menschen dürften den scheuen, nachtaktiven und bräunlich gefiederten Raubvogel im Abra-Patricia-Schutzgebiet jemals zu Gesicht bekommen haben.

Die Reservation ist Teil einer Pufferzone, die den unter Schutz stehenden Alto-Mayo-Wald umgibt, der 250.000 Menschen mit Wasser versorgt. Bis Juni 2009 war es gerade einmal zwei Besuchern gelungen, einen Blick auf den Minikauz zu erhaschen. "Viele wollten gar nicht glauben, dass es die Eulenart hier gibt", berichtet der Waldbeamte José Altamarino.

Mehr als 400 Vogelarten teilen sich das Abra-Patricia-Schutzgebiet rund 1.800 bis 2.500 Meter über dem Meeresspiegel. Sechs sind allein hier anzutreffen. Doch der Idylle droht Gefahr. Altamirano zufolge wurden bereits 300 Hektar der Reservation zerstört. Dabei hatte sich die Region in den letzten sechs Jahren - nach der Ankunft der Umweltorganisation 'Vereinigung Andiner Ökosysteme' allmählich aus eigener Kraft regeneriert.

"Einige Probleme erwachsen aus dem Holzeinschlag in den nahe gelegenen Dörfern wie Oso Perdido and El Progreso", berichtet Altamirano, der von vier Waldhütern unterstützt wird. "Es ist manchmal schwierig, die ganze Reservation zu schützen."


Müllabladeplatz

Die Gefahren drohen von allen Seiten. So entsorgen Gemeinden wie Naranjo ihren Müll im Flussbett des Alto Nieva, aus dem die Einwohner der Departements San Martín and Amazonas einschließlich indigene Avajún ihr Trinkwasser beziehen.

"Bei Patrouillen fanden wir Papiere wie Anweisungen des Bürgermeisters von Naranjo an den Haushaltsausschuss", beichtet der Parkmanager. "Wir erstatteten Anzeige und konnten erreichen, dass die Behörden von Naranjo nun ihren Unrat wieder abholen müssen."

Doch nicht nur die Abra-Patricia-Reservation, auch der unter Naturschutz stehende, 182.000 Hektar große Alto-Mayo-Wald leidet unter den Folgen illegaler Aktivitäten. So wurden 10.000 Hektar Wald infolge des illegalen Holzhandels, Landwirtschaft und der Ankunft wilder Siedler vernichtet.

"Sich den Holzfällern in den Weg zu stellen ist gefährlich. Sie könnten dich töten", berichtet der Waldhüter Ramiro Galo. "Meist schnappen wir nur die kleinen Fische. Ihre Auftraggeber kriegen wir nie."

Seit mehr als einem Jahr sind die Parkwächter angehalten, die Hölzer zu verbrennen, deren Herkunft nicht nachvollziehbar ist. Dadurch soll verhindert werden, dass die Stämme erneut in den Handel kommen und am Ende bei denen landen, die sie gefällt hatten.

In vielen Fällen hängt der Fortbestand von Tier- und Pflanzenarten von einer einzigen Baumart ab. Das gilt beispielsweise für Feigenbäume, die das Überleben der Gelbschwanzwollaffen (Oreonax flavicauda) sichern, die sich von den Früchten ernähren.


Umweltsünder werden verklagt

Insgesamt 18 Waldhüter sind für den Schutz des 182.000 Hektar großen Alto-Mayo-Waldes zuständig. Sie müssen das Gebiet zu Fuß abgehen. Doch solche operativen Schwierigkeiten kann die Ranger nicht schrecken, ihre Pflicht zu tun, wie die Leiterin des Schutzgebietes, Marina Gaslac, versichert. Zwischen 2007 und März 2010 seien 37 Umweltsünder - Privatpersonen und Behörden - verklagt worden, berichtet sie stolz.

Gaslac zufolge gibt es einige Vizegouverneure und Bürgermeister, die den Kampf gegen Umweltschützer nicht unterstützen und den Bau von Straßen inmitten von Naturschutzgebieten genehmigten, die am Ende von illegalen Holzfällern genutzt würden. Mit Hilfe der Justiz habe man sich erfolgreich gegen den Bau einer Brücke und einer Schotterpiste im Alto-Mayo-Schutzgebiet durchgesetzt.

Als Gaslac ihre Stelle antrat, musste sie sich Äußerungen gefallen lassen wie 'geh' doch nach Hause, deine Hühner füttern'. Inzwischen hat sie sich Verstärkung geholt. Zusammen mit Aktivisten der Umweltorganisation 'Conservation International' führt sie Artenschutzprojekte durch. "Es gibt hier viel zu tun", sagt sie, "doch sind wir bestimmt keine Drückeberger". (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.ecoanperu.org/
http://bosqueam.pe.tripod.com/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=98174

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 23. Mai 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Mai 2011