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WASSER/024: Simbabwe - Sisyphus im Kanalnetz, Bulawayos Sanierungsprojekt BOWSER stopft Löcher (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. Juli 2011

Simbabwe: Sisyphus im Kanalnetz - Bulawayos Sanierungsprojekt BOWSER stopft Löcher

Von Ignatius Banda


Bulawayo, 21. Juli (IPS) - Thomas Njini und sein Team sind gefragte Leute. In Simbabwes Zwei-Millionen-Stadt Bulawayo sind sie rund um die Uhr im Einsatz, um löcherige Wasserleitungen zu reparieren und verstopfte Abwasserkanäle von Unrat zu befreien.

Im Rahmen des von Australien finanzierten Sanierungsprojektes BOWSER ('Bulawayo Water and Sanitation Emergency Response') macht die im vergangenen Jahr begonnene Instandsetzung maroder Wasser- und Kanalnetze allmählich Fortschritte. Sie war längst überfällig, denn die Versorgungssysteme stammen noch aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft.

BOWSER ist nach Angaben der Stadtverwaltung recht erfolgreich. Das Entwicklungsprogramm der australischen Regierung (AusAid) unterstützt es 18 Monate lang finanziell mit insgesamt 4,6 Millionen US-Dollar.

Das Sanierungsprojekt konzentriert seine Arbeit auf dicht besiedelte Wohngebiete, die nach Angaben des Stadtratsvorsitzenden Bongiwe Ngwenya am meisten unter lecken Wasserrohren und zu Tümpeln aufgestauten Abwässern zu leiden haben. Große, mit Exkrementen verseuchte Wasserlachen in den Straßen sind gefürchtete Brutstätten für Krankheitserreger. An der Cholera 2008 starben in Simbabwe mehr als 4.000 Menschen.

In Bulawayo überwacht die internationale Hilfsorganisation 'WorldVision' das Sanierungsprojekt. Ihr für Simbabwe zuständiger Landesdirektor Edward Brown berichtete, der durch defekte Leitungsrohre verursachte Trinkwasserverlust sei bis April von 50 auf 20 Prozent zurückgegangen. Zudem wurden im ersten Quartal 2011 täglich nur noch etwa neun Fälle von verstopften Abwasserkanälen registriert. Früher mussten pro Tag bis zu 250 solcher Blockaden beseitigt werden. Dennoch ist Trinkwasser in Bulawayo weiterhin knapp. Die Staumauern der Wasserspeicher haben Risse, durch die große Wassermengen versickern.


Weitere Geber gesucht

Wie es nach Ablauf der australischen Finanzhilfe mit der Sanierung durch BOWSER weitergeht ist ungewiss. "Die Erneuerung der alten Leitungen braucht Zeit, und wir hoffen, dass das auf 18 Monate begrenzte Projekt weiterlaufen kann", meinte ein städtischer Beamter, der auf Anonymität bestand. "Bulawayo ist eine alte Stadt, und die Kosten für eine komplette Sanierung des Trinkwasser- und Abwassernetzes werden die australische Hilfe bei weitem übersteigen."

Bulawayos Bürgermeister Thaba Moyo rechnet mit Gesamtkosten von rund 100 Millionen Dollar, Geld, das die Stadt nicht aufbringen kann. Er hofft auf Unterstützung durch internationale Geber. Die Stadtverwaltung hat das rasche Wachstum der Stadt während der letzten Jahrzehnte als Hauptursache der Versorgungsprobleme ausgemacht, mit denen nach Angaben des UN-Siedlungsprogramms (UN-HABITAT) viele afrikanische Großstädte zu kämpfen haben.

Angesichts des rasanten Bevölkerungszuwachses haben Bulawayos Stadtplaner immer wieder neue Siedlungsgebiete ausgewiesen, die weder an das Kanalnetz noch an die Wasserleitung angeschlossen waren. Die Bewohner müssen sich in den Nachbarvierteln mit Trinkwasser versorgen und ihre Notdurft im Busch verrichten.

Mitglieder der Selbsthilfeorganisation 'Bulawayo Progressive Residents Association' hoffen, dass sie dank BOWSER in Zukunft tatsächlich die Trinkwassermenge erhalten, die ihnen die Stadt regelmäßig in Rechnung stellt, und dass ihre Straßen nicht länger durch verstopfte Abwasserkanäle zu Kloaken werden. In anderen Städten Simbabwes sind ähnliche Sanierungsprogramme bislang nicht in Sicht.


Links:
http://www.worldvision.org/
http://www.ips.org/africa/2011/07/zimbabwe-mending-the-city8217s-water- leaks/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 21. Juli 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juli 2011