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WASSER/059: Weiteres UN-Ziel erreicht - Zahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser halbiert (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. März 2012

Entwicklung: Weiteres UN-Ziel erreicht - Zahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser halbiert

von Thalif Deen


New York, 7. März (IPS) - Was der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon am 6. März zu sagen hatte, erfüllte ihn offensichtlich mit Stolz: "Heute können wir eine für die Welt große Leistung bekannt geben", sagte er. So sei es gelungen, die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser zu halbieren.

"Die erfolgreichen Bemühungen um einen breiteren Zugang zu Trinkwasser sind eine Bestätigung für all jene, die die Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) nicht als fernen Traum, sondern als wirksames Instrumentarium betrachten, die Lebensbedingungen der Millionen ärmsten Menschen zu verbessern", sagte er anlässlich der Veröffentlichung eines gemeinsamen Berichts des Kinderhilfswerks UNICEF und der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der die frohe Botschaft mit Zahlen untermauert.

Ende 2010 hätten 89 Prozent der Weltbevölkerung - 6,1 Milliarden Menschen - ihr Trinkwasser aus sicheren Wasserbezugsquellen wie Brunnen bezogen, konstatiert das Gemeinsame Kontrollprogramm für Wasser- und Sanitärversorgung von UNICEF und WHO in der Untersuchung 'Progress on Drinking Water and Sanitation 2012'. Bis 2015 werden geschätzte 92 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.

Doch der UNICEF-Exekutivsekretär Anthony Lake mahnte vor einem allzu verfrühten Optimismus. Solange noch elf Prozent der Menschheit beziehungsweise 783 Millionen Erdenbürger ohne sauberes Trinkwasser und Milliarden ohne sanitäre Grundversorgung auskommen müssten, sei jede Siegesfeier verfrüht. "Gleichwohl ist der heute bekannt gegebene Fortschritt ein Beweis dafür, dass sich die MDGs erreichen lassen, wenn der Wille, die Bemühungen und Gelder vorhanden sind", fügte er hinzu.


Umsetzung noch vor Ablauf der Frist

Tatsächlich konnte das Wasserziel vor Ablauf der Frist 2015 erreicht werden, auf die sich die Weltgemeinschaft auf ihrem New Yorker UN-Millenniumsgipfel im Jahr 2000 geeinigt hatte. Bis dahin sollen zudem Armut und Hunger halbiert sowie eine universelle Grundschulbildung und die Stärkung der Rolle der Frau erreicht sein.

Das Gleiche gilt für die übrigen MDGs, die die Senkung der Kindersterblichkeit, die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern, die Bekämpfung schwerer Krankheiten wie HIV/Aids und Malaria, die Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit und den Aufbau einer globalen Nord-Süd-Entwicklungspartnerschaft vorsehen.

"Tatsächlich ist das Trinkwasserziel bereits seit zwei Jahren Wirklichkeit, nur wussten wir das damals noch nicht", meinte Sanjay Wijesekera, der Chef des UNICEF-Programms für Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene. "Das hat damit zu tun, dass das WHO/UNICEF-Kontrollprogramm, das die Wasser- und Sanitärziele überprüft, das gesammelte Datenmaterial erst seit 2010 auswertet."

Ebenfalls 2010 wurde das Armutsbekämpfungsziel umgesetzt, wie die Weltbank im letzten Monat bekannt gab. Wijesekera zufolge könnten auch andere Ziele erreicht worden sein. Den Sieg an der Wasserfront führt er auf die gemeinsamen Anstrengungen von Regierungen, Nichtregierungsorganisationen, lokalen Gemeinschaften und der UN-Familie zurück.


Sanitärziel hinkt hinterher

Was die sanitäre Grundversorgung betrifft, konnte noch kein Durchbruch erzielt werden. Wijesekera zufolge wird dies auch nicht bis 2015 gelingen. Weltweit hätten nur 63 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu einer verbesserten Sanitärversorgung, und bis 2015 würden es höchstens 67 Prozent werden, schätzt der Bericht. UNICEF und WHO gehen davon aus, dass frühestens 2026 drei Viertel der Weltbevölkerung in den Genuss einer sanitären Grundversorgung gekommen sein werden.

Im letzten Jahr hatte die UN-Vollversammlung Wasser zum Menschenrecht erklärt. Daraus ergab sich die Frage, ob es nicht sinnvoll sei, die kostbare Ressource den ärmsten Menschen der Welt frei zugänglich zu machen. Dem UN-Sonderberichterstatter über das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung zufolge zwingt das Menschenrecht auf Wasser die Staaten jedoch nicht dazu. "Allerdings muss die Bereitstellung der Dienstleistung für die Armen bezahlbar sein", betonte Wijesekera. "Auch dürfen die Wassergebühren nicht die Menschenrechte auf Nahrung, Wohnen und Gesundheit beeinträchtigen." (Ende/IPS/kb/2012)


Links:
http://www.who.int/water_sanitation_health/publications/2012/jmp2012.pdf
http://ipsnews.net/2012/03/world-has-met-development-target-on-water-u- n-claims/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2012