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POLITIK/502: Krisengipfel der Klimageschädigten - Treffen der indigenen Völker (ARA Magazin)


ARA Magazin 1/09 - Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V. - www.araonline.de

Krisengipfel der Klimageschädigten

Klimawandel hat starke Auswirkungen auf indigene Völker


Ende April kamen Vertreter indigener Völker aus aller Welt in Anchorage (Alaska) zusammen, um eine gemeinsame Stimme im Kampf gegen den Klimawandel zu finden. Das Ergebnis ihrer Beratungen soll im Dezember der Kopenhagener Weltklimakonferenz vorgelegt werden.

Wissenschaftler sind sich einig, dass die indigenen Völker von der Veränderung des Erdklimas am stärksten betroffen sind. Dies gilt in besonderem Maße für die rund 3,8 Millionen Menschen, die nördlich des Polarkreises leben. Rund 800 Kilometer östlich des Veranstaltungsortes liegt das Inuit-Dorf Newtok. Seine 320 Einwohner mussten bereits im letzten Jahr ihre Häuser aufgeben, weil der Permafrostboden, der den Gebäuden und Straßen als Fundament diente, auftaute und sie dadurch den festen Boden unter ihren Füßen verloren - für viele Einwohner galt dies auch im übertragenen Sinne.

Die Kosten für den Zwangsumzug in eine 15 Kilometer entfernte höhere Lage werden auf Dutzende Millionen Dollar geschätzt. Dabei ist Newtok kein Einzelfall. Nach einer Studie von Ingenieuren der US Armee sind 26 Dörfer unmittelbar bedroht, weitere 60 müssen wahrscheinlich in den nächsten zehn Jahren umgesiedelt werden. Meist ziehen die Einwohner weiter nach Norden, wo die Erderwärmung bislang noch nicht so starke Auswirkungen zeigt. Wie lange sie bleiben können, ist offen.

Klima-Migration droht auch den Carteret Inseln im Südpazifik. Der steigende Meeresspiegel zwingt die 3.000 Bewohner, Zuflucht in Papua- Neuguinea zu suchen, berichtete Sam Johnston von der Universität der Vereinten Nationen. Indigenen Völker gehören zu den ersten, die die Auswirkungen des Klimawandels spüren, obwohl sie am wenigsten dazu beitragen.

Vertreter der Dayak aus Borneo berichteten von höheren Wasserständen in ihren Flüssen, dem Verlust traditioneller Heilpflanzen und den Auswirkungen von Klimaveränderungen auf Vogelarten. Temperaturveränderungen in den Anden haben zu einer Zunahme von Lungenkrankheiten und einer Verkürzung der Anbauzeit für Grundnahrungsmittel geführt.

Aber indigene Völker zeigen auch Lösungen auf. In Australiens Northern Territory werden von den Aborigines über das ganze Jahr verteilt kleine Feuer gelegt. So können nicht nur effektiv große Buschbrände verhindert werden, die im Süden Australiens verheerende Schäden angerichtet haben, es werden auch CO2-Emmissionen verhindert.

Grund genug für die Delegierten, in der "Erklärung von Anchorage" eine stärkere Rolle der indigenen Völker in den internationalen Klimakonferenzen zu fordern. Dazu gehört auch ein offizieller Beraterposten bei den Verhandlungen um ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll. Denn obwohl sie den geringsten Beitrag zu den Umweltveränderungen geleistet hätten, seien sie oft am direktesten von den Auswirkungen betroffen, so die Vorsitzende des Inuit-Polarrats (Inuit Circumpolar Council), Patricia Cochran, eine der Organisatorinnen der Konferenz.

Weitere Informationen und die Erklärung von Anchorage gibt es unter www.indigenoussummit.com.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
Weil der Permafrostboden taut und der Meeresspiegel steigt, muss auch das Inuitdorf Kivalina umgesiedelt werden.
Die Auswirkungen der Erderwärmung sind im hohen Norden besonders stark zu spüren. Wenn das Eis ausbleibt, wird die Jagd immer schwieriger.


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Quelle:
ARA Magazin 1/09
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. August 2009