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GENTECHNIK/723: Europäische Kommission gibt grünes Licht für Gen-Kartoffel Amflora (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 03.03.2010

Grünes Licht für Gen-Kartoffel Amflora


Die Europäische Kommission hat nach jahrelanger Prüfung dem Chemiekonzern BASF die Genehmigung erteilt, die gentechnisch veränderte Kartoffel Amflora anzupflanzen. Aus der Genkartoffel soll Stärke gewonnen werden, vor allem für die Papierproduktion, betonte die BASF. Allerdings erlaubt die Kommission über die industrielle Nutzung hinaus, dass die Kartoffelabfälle als Futtermittel verwendet dürfen.

Das kritisieren Umweltverbände vehement. Greenpeace warf der Kommission vor, sie ignoriere die ökologischen und gesundheitlichen Risiken. Denn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Europäische Arzneimittelbehörde schließen nicht aus, dass Amflora gesundheitsbedenkliche Antibiotikaresistenzen enthält. Dadurch könnten Medikamente gegen Tuberkulose in ihrer Wirksamkeit eingeschränkt werden.

Seit 2005 ist es nach einer EU-Richtlinie verboten, Genpflanzen anzubauen, die solche Resistenzen enthalten. Die Sicherheitsbedenken seien in durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) "ausgiebig berücksichtigt worden", sagte Gesundheitskommissar John Dalli. Dem widerspricht der grüne Europaabgeordnete Martin Häusling: Dalli stelle die Interessen eines Unternehmens an einer Kartoffel höher als das Menschenrecht auf Gesundheit. Die Entscheidung der Kommission sei ein Schlag ins Gesicht für die Bürger in Europa, von denen 70 Prozent Gentechnik im Essen ablehnten, sagte Häusling.

Die Entscheidung über die Amflora konnte die Kommission treffen, weil die EU-Agrarminister sich während des 13 Jahre dauernden Zulassungsverfahrens nicht geeinigt haben. Die Zulassungspolitik von gentechnisch veränderten Organismen ist umstritten und wird derzeit überarbeitet. Ein Vorschlag der Kommission sieht vor, dass künftig die EU- Mitgliedstaaten selbst über den Anbau von Genpflanzen entscheiden können. (mbu)

Weitere Informationen [1]
Martin Häusling [2]

[1] http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/10/58&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en
[2] mailto:martin.haeusling@europarl.europa.eu


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Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 09/10, 04.03.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 03.03.2010
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2010