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GENTECHNIK/789: NABU diskutiert Risiken beim Anbau von Gen-Bäumen (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 7. Dezember 2010 - Naturschutz/Agrogentechnik

NABU diskutiert Risiken beim Anbau von Gen-Bäumen

Tschimpke: Unabsehbare Folgen für Natur und Umwelt


Berlin - Der NABU warnt davor, die bisher hauptsächlich bei Ackerpflanzen angewandte Agrogentechnik auf Gehölze auszuweiten. Forscher und Industrie planen, dass zukünftig ganze Plantagen aus gentechnisch veränderten Bäumen der stetig wachsenden Weltbevölkerung als Brennstoff-, Rohstoff- und Nahrungslieferanten dienen. "Der Anbau transgener Bäume ist keine geeignete Lösung, um schnell Biomasse zu generieren. Die langfristigen Folgen für Natur und Umwelt sind unabsehbar", warnte NABU-Präsident Olaf Tschimpke anlässlich einer NABU-Tagung zu Agrogentechnik und transgenen Bäumen. In China und den USA werden gentechnisch veränderte Bäume bereits kommerziell angebaut. Doch auch in der EU und in Deutschland gab es bereits unterschiedliche Versuchsmodelle.

Gewünschte Eigenschaften, die Gehölze durch die Anwendung von Gentechnik aufweisen, sind unter anderem Kältetoleranz und Insektenresistenz. Zusätzlich sollen die Gen-Bäume durch eine verbesserte Aufnahme von Schwermetallen und anderen Schadstoffen verseuchte Böden sanieren. In den USA entwickelten Wissenschaftler eine ligninreduzierte Pappel, deren Eigenschaften möglichst günstige Verarbeitungsmöglichkeiten für die Papierindustrie aufweist. "Lignin dient jedoch der Stabilisierung der Bäume. Unvorstellbar, wenn diese Eigenschaft auskreuzt und die Bäume der umliegenden Wälder befällt", sagte NABU-Gentechnikexpertin Steffi Ober.

Dass der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen unkontrollierbar ist, zeigt eine Studie über einen Versuch mit transgenen Schwarzpappeln in China. Die Gen-Bäume vermehrten sich und kreuzten sich mit herkömmlichen Gehölzen. "Bäume leben länger als Feldfrüchte, sind weniger domestiziert und stehen in komplexer Wechselwirkung mit ihrer Umwelt. Die Auswirkungen solcher Ausbreitungen sind daher unkalkulierbar", so Ober. Forschungsprojekte und Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Gehölzen finden auch in vielen weiteren Ländern statt. Zwischen 1989 und 2006 wurden in der Europäischen Union 50 Versuchsmodelle von Gen-Bäumen genehmigt.

Eine neue Studie zu den Versuchen mit transgenen Schwarzpappeln in China stellt Christoph Then von Testbiotech auf der Tagung vor. Sie ist online zu finden unter www.nabu.de/themen/gentechnik/studien/13172.html


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Quelle:
NABU Pressedienst, 07.12.2010
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2010