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GENTECHNIK/995: TTIP als Türöffner für Neue Gentechnik (Global 2000)


GLOBAL 2000 / Friends of the Earth Austria - Presseinformation, 21. April 2016

TTIP als Türöffner für Neue Gentechnik

Kennzeichnung darf nicht durch TTIP geopfert werden


Heute veröffentlichten Greenpeace, die Brüsseler NGO Corporate Europe Observatory und GeneWatch UK einen Bericht, aus dem hervorgeht, dass die USA im Zuge der Verhandlungen zum transatlantischen Handelsabkommen TTIP klar für einen freien Marktzugang für so genannte "neue Züchtungstechniken" lobbyieren. Die EU-Kommission muss demnächst eine Einschätzung abgeben, ob Pflanzen, deren Genom durch solche "neuen" biotechnologischen Maßnahmen verändert wurde, als Gentechnik einzustufen sind und somit den Zulassungsverfahren für die "herkömmmliche" Trans-Gentechnik unterliegen. Nur wenn sie als "gentechnisch verändert" bewertet werden, müssen sie auch Risikobewertungen durchlaufen und unterliegen der Kennzeichnungspflicht. Das möchte die Gentechnik-Industrie verhindern, um freien Marktzugang für Pflanzen, die mit diesen neuen Techniken verändert wurden, zu bekommen.

Heidemarie Porstner, Gentechniksprecherin von GLOBAL 2000: "Diese neuen Züchtungstechniken ungekennzeichnet auf den Markt zu lassen, wäre grob fahrlässig. So landet Gentechnik erst recht wieder unkontrolliert auf unseren Feldern und in unseren Tellern." TTIP übt einmal mehr Druck auf die Entscheidungen der EU-Kommission aus

Im Zuge der Verhandlungen um das Handelsabkommen TTIP mit den USA ist Gentechnik ein Zankapfel. In der EU lehnt die Mehrheit der Bevölkerung Gentechnik in Lebensmitteln ab. In den meisten EU-Ländern wird der Anbau von Gentechnik abgelehnt. 19 EU-Länder haben sich im vergangenen Jahr gegen einen Anbau von Gentechnik auf ihren Feldern ausgesprochen. In den USA sind über 90 Prozent des Soja,- Mais-, oder Raps-Anbaus gentechnisch verändert. Die USA machen im Zuge der Verhandlungen immer mehr Druck auf die EU, ihre Gentechnik-Regulierungen zu lockern und mehr Gentechnik zuzulassen.

Heidemarie Porstner: "Mit den "neuen Züchtungstechniken" sehen die Konzerne und Gentechnik-Lobbies eine neue Chance, uns Gentechnik unterzujubeln. Das darf nicht passieren. Hier braucht es eine klare Entscheidung der EU-Kommission und der Mitgliedsstaaten für eine Einstufung dieser neuen Methoden als Gentechnik, und das noch vor dem Abschluss der Verhandlungen." Für Österreich ist hier das Gesundheitsministerium zuständig.

Genetische Veränderung durch "Neue Züchtungstechniken"

Unter dem Begriff "Neue Züchtungstechniken" wird eine ganze Reihe von biotechnologischen Methoden zusammengefasst, die dazu dienen, die DNA einer Pflanze zu verändern, um ihre Eigenschaften zu modifizieren. Im Gegensatz zur herkömmlichen "Trans-Gentechnik", bei der ein oder mehrere Gene eines anderen Organismus eingeschleust wurden, geschieht dies bei den Neuen Züchtungstechniken ohne artfremde Gene durch direkte Veränderung an der DNA. Beispiele hierfür sind die "Cis-Gentechnik", CRISPR/Cas, Zinkfinger-Nuklease Technik oder Agro-Infiltration. Das Problem: Viele dieser Eingriffe können im Endprodukt nicht mehr nachgewiesen werden.

Auswirkungen der "Neuen Züchtungstechniken" auf Umwelt, KonsumentInnen und die Landwirtschaft

Die fehlende Nachweisbarkeit ist das Hauptargument der Konzerne: Sie möchte keine Einstufung als Gentechnik. Heidemarie Porstner: "Das hätte weitreichende Folgen für die Umwelt, die LandwirtInnen und die KonsumentInnen. Ohne Einstufung als Gentechnik kommen diese Produkte völlig ungehindert auf den Markt, ohne eine Risikoabschätzung, ohne Kennzeichnung. So findet sich plötzlich Gentechnik, die die meisten KonsumentInnen und auch LandwirtInnen strikt ablehnen, doch auf unseren Feldern und in unseren Lebensmitteln." Die Auswirkungen der Neuen Züchtungstechniken wurden bisher gar nicht oder nur unzureichend untersucht. Doch bereits durch die herkömmliche Gentechnik zeigen sich zahlreiche negative Auswirkungen auf die Umwelt. Die Veränderungen durch Neue Züchtungstechniken sind noch umfassender.

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Quelle:
Presseinformation, 21.04.2016
Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2016

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