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MELDUNG/217: WWF fordert "Gülle-Euro" (WWF)


WWF Pressemitteilung - 9. Februar 2016

WWF fordert "Gülle-Euro"

Deutschland ist "überdüngt": Umweltverband will Stickstoffüberschussabgabe.


Laut der Naturschutzorganisation WWF leidet Deutschland nach wie vor unter einer "massiven Überdüngung". Gravierende Umweltauswirkungen seien die Folge: Verschmutzung des Grundwassers, Überdüngung der Meere und Todeszonen, Lachgasemissionen und einen Schwund der Artenvielfalt in Deutschland. Daher fordert der WWF endlich die Einführung einer Stickstoffüberschussabgabe.

"Der Begriff Gülle-Euro ist natürlich nur ein Schlagwort und steht stellvertretend für eine Abgabe auf alle Stickstoffüberschüsse in der Landwirtschaft", erklärt Tanja Dräger de Teran, WWF-Referentin für Nachhaltige Landnutzung, Klimaschutz und Ernährung. Dies umfasse synthetische Düngemittel und Gärreste aus Biogasanlagen genauso wie Festmist und die namensgebende Gülle. Im Gegensatz zu einer Steuer könne eine Abgabe zudem zielgerichtet eingesetzt werden und verschwände nicht im Gesamtbundeshaushalt. So könnten mit den Einnahmen nachhaltigere Produktionsmethoden und Tierhaltung sowie Forschung finanziell unterstützt werden.

Um schädliche Überschüsse umfassend messen zu können, müsse dringend die sogenannte Hoftorbilanz in der Düngeverordnung verpflichtend verankert werden. Nach WWF-Einschätzung kann nur die Hoftorbilanz die Nährstoffsituation eines landwirtschaftlichen Gesamtbetriebs valide und seriös abbilden. "Deutschland ist überdüngt. Da mutet es geradezu paradox an, dass in der derzeit von der Politik diskutierten Fassung der entscheidenden Verordnung die Hoftorbilanz gestrichen worden ist", so Dräger de Teran.

Hintergrund Stickstoffproblematik

Das Stickstoffproblem ist überaus komplex. Gleichzeitig gibt es jedoch bei der Landwirtschaft erhebliche Potenziale, die Emissionen von Treibhausgasen zu verringern. Um dies zu erreichen, ist ein Instrumentenmix sinnvoll, der allen Anforderungen an eine effektive Stickstoffminderungspolitik gerecht wird. Marktwirtschaftliche Instrumente, wie z.B. die Stickstoffüberschussabgabe, könnten einen Beitrag zu einem sparsameren Einsatz von und einem effizienteren Umgang mit stickstoffhaltigen Düngemitteln leisten.

Hintergrund Düngemittel

Der Sammelbegriff umfasst Stoffe und Stoffgemische, die genutzt werden, um das Nährstoffangebot für die Kulturpflanzen zu erhöhen. Schnelleres Wachstum und höhere Erträge werden durch Düngung erzielt. Wesentliche Bestandteile eines Düngers sind meist die Hauptnährelemente Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K), da ein Mangel an diesen Nährstoffen in vielen Böden das Pflanzenwachstum beschränkt.

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Quelle:
WWF Pressemitteilung, 09.02.2016
Herausgeber: WWF Deutschland
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Tel.: 030 311 777 - 0, Fax: 030 311 777 - 603
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Internet: www.wwf.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Februar 2016

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