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MASSNAHMEN/104: Salto mortale über die Wiese... Der Kiebitz ist zurück, Grünland erhalten! (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - Hannover, 8. April 2010

Salto mortale über die Wiese: Der Flugkünstler Kiebitz ist zurück

NABU-Niedersachsen fordert auf, Grünland zu erhalten - Handeln erforderlich!


Der Frühling in Niedersachsen wird immer stummer, denn mehr und mehr Wiesenvögel verlieren ihre Lebensräume. Artenreiche Grünlandflächen müssen erhalten und das vom Landwirtschaftsministerium im Oktober 2009 ausgesprochene Verbot zum Umbruch von Dauergrünland eingehalten werden, forderte der NABU Niedersachsen. Feldlerche, Wiesenpieper und Kiebitz haben bereits eine Vielzahl ihrer Grünlandlebensräume in Niedersachsen verloren.

Einer der auffälligsten Vögel unserer Wiesenlandschaften der Kiebitz, der mit gaukelnden Flügen und lauten Rufen auf sich aufmerksam macht, ist zurück. Mit seinen oft raschen, aufgeregten Bewegungen und dem charakteristischen Federschopf gilt der Kiebitz als ausgesprochen vorwitziger Wiesenvogel. Die Kiebitze beginnen jetzt mit ihrer Brut, dabei werden die Eier in flache Mulden auf den Boden gelegt. Das Nest wird nur aus wenigen Grashalmen gebildet.

Die Intensivierung in der Landbewirtschaftung hat dazu geführt, dass bereits viele Gelege bei den unterschiedlichen, derzeit laufenden, Wiesenbearbeitungen verloren gehen. Auch die massiven Entwässerungsmaßnahmen der letzten 30 Jahre zeigen Wirkung: die Nahrung nimmt auf den Flächen ab und Bodenfeinde wie Hermelin, Fuchs und Hauskatze können in die Wiesenbrutgebiete vordringen. Sie finden sowohl die Nester als auch später die wenigen Küken. Wo Grünland umgebrochen wurde, kann man den brutplatztreuen Kiebitz auch auf Äckern antreffen. Meist brütet er dort aber ohne oder nur mit geringerem Erfolg, so dass auch solche Brutplätze nach einigen Jahren verwaisen. Die Bestände des Kiebitzes gehen daher seit Jahren dramatisch zurück. Der einst sehr häufige 'Allerweltsvogel' Kiebitz wird in Niedersachsen/Bremen nun schon in der Roten Liste als in der Kategorie 'stark gefährdet' mit 25.000 Brutpaaren geführt. Die Bestand hat seit dem Jahr 1980 um mehr als 50 Prozent abgenommen.

"Das muss und lässt sich ändern", sagte Uwe Baumert, stellvertretende NABU-Landesvorsitzender und bringt es gleich auf den Punkt: "Kiebitz und Feldlerche beispielsweise werden nur überleben bei schonenden Bewirtschaftungsformen, stärkerer Förderung des ökologischen Landbaus sowie Verbesserungen bei den Agrar- und Umweltmaßnahmen aus Mitteln des Landes Niedersachsen und der Europäischen Union. Gerade im Internationalen Jahr der biologischen Vielfalt gilt es, eine noch vorhandene Vielfalt zu erhalten oder eine Verlorene zurückzuholen. Handeln durch Agrarumweltmaßnahmen speziell für Niedersachsen und Bremen (NAU/BAU) mit Blüh- Rand- und Saumstreifen, Einführung einer Weideprämie für Milchvieh, Umweltprämien für Grünland, Extensivierung oder Förderung halboffener Weidelandschaften und Wiedervernässungsmaßnahmen von Feuchtwiesen gilt es umzusetzen. Die Teilnahme an den Programmen muss für Landwirte vereinfacht, der Anteil an den EU-Mitteln erhöht werden".

Der NABU Niedersachsen hatte im Mai 2009 auf die Überschreitung des Grenzwertes von fünf Prozent hingewiesen, da in Niedersachsen wie auch in weiteren Bundesländern Grünland unter dem Pflug verschwindet. Die Milchviehhaltung befindet sich in einer Intensivierungsspirale, Futteranbau für Mast und Bioenergie bedrängen Grünland als wertvolles Kulturgut. Auf der Basis von 2003 dürfen fünf Prozent umgebrochen werden. Dann hätte bereits gehandelt werden müssen, denn bereits am 1. Januar 2009 betrug der Grünlandumbruch in Niedersachsen effektiv 5,38 Prozent. Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung hatte zur Erhaltung von Dauergrünland für alle landwirtschaftlichen Betriebe, die EU-Direktzahlungen erhalten, am 21. Oktober 2009 ein Verbot zum Umbruch von Dauergrünlandflächen angeordnet.


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Quelle:
Pressemitteilung 45/10, 8. April 2010
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. April 2010