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SCHÄDLING/035: Weiterer Rapsschädling reagiert nicht mehr auf Pflanzenschutzmittel (idw)


Julius Kühn-Institut - 25.11.2009

Weiterer Rapsschädling reagiert nicht mehr auf Pflanzenschutzmittel

Neben Rapsglanzkäfer jetzt auch Rapserdfloh (Psylliodes chrysocephala) resistent gegen Pyrethroide


Braunschweig/Schwerin (25.11.2009) Im westlichen Mecklenburg-Vorpommern kam es in den beiden vergangenen Jahren zu Problemen durch starken Befall des Rapserdflohs. Dies bestätigten auch Labortests, die das Julius Kühn-Institut (JKI) in enger Zusammenarbeit mit Dr. Erich Erichsen vom Pflanzenschutz-Regionaldienst Schwerin des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern durchführte. Der Fachausschuss für Pflanzenschutzmittelresistenz geht jetzt davon aus, dass nicht nur Rapsglanzkäfer, sondern jetzt auch Rapserdflöhe resistent gegenüber insektiziden Wirkstoffen sind, die zur Gruppe der Pyrethroide gehören. "Eine Resistenzmanagementstrategie ist dringend erforderlich", so Dr. Udo Heimbach vom JKI und Sprecher des Fachausschusses. Allerdings ist die Lage schwierig, da zur Bekämpfung des Rapserdflohs derzeit keine Pflanzenschutzmittel mit anderen Wirkstoffen zugelassen sind.

Im Jahr 2008 fiel der Standort in Mecklenburg-Vorpommern erstmals auf. Im gleichen Jahr durchgeführte Labortests belegten, dass bereits 83% der Käfer bei einem Fünftel, d.h. 20% der im Freiland üblichen Aufwandmenge des Pyrethroids nicht die erwartete Mortalität zeigten. Empfindliche Rapserdflöhe werden im Labor bereits zu 100% abgetötet, wenn sie nur 2% der im Freiland üblichen Aufwandmenge ausgesetzt werden. In diesem Jahr reagierten die Rapserdflöhe am gleichen Standort im Vergleich zu anderen Regionen erneut verringert auf Pyrethroide: 60% der Käfer zeigten nicht die erwartete Mortalität. Auch eine höhere Dosis des Insektizids tötete nicht alle Käfer ab.

Der Fachausschuss Pflanzenschutzmittelresistenz bestätigt mit seinem Beschluss, dass in Deutschland Rapserdflöhe resistent gegenüber Pyrethroiden sind. "Es müssen rasch Lösungen gefunden werden, aber wir wissen im Augenblick noch nicht, wie diese aussehen", so der nachhaltige Aufruf von Dr. Heimbach.

Wissenschaftlicher Ansprechpartner: Dr. Udo Heimbach Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland des JKI Messeweg 11-12 38104 Braunschweig udo.heimbach[at]jki.bund.de

Hintergrundinformationen zum Rapserdfloh: Die Käfer besiedeln im September die Wirtspflanzen und machen eine Reifungsfraß, der bei starkem Aufkommen zu Auflaufschäden führen kann. Die Käfer legen bei sinkenden Temperaturen ab etwa Anfang Oktober bis ins Frühjahr hinein ihre Eier in den Boden neben die Pflanzen. Die Larven dringen von den Blattstielen bis ins Herz und den späteren Stängel vor, schwächen die Pflanzen, verursachen auch Missbildungen oder lassen die Pflanzen bei hohem Befallsdruck absterben. Die Larven fressen an Raps, aber auch Ackersenf und vielen anderen Kohlgewächsen. Miniergänge in Blattstielen, Bohrlöcher mit Kotresten auf den Blattstielen im Spätherbst oder im zeitigen Frühjahr deuten darauf hin, dass die Rapspflanzen von Larven des Rapserdflohes befallen sind. Die meisten Larven überwintern in den Pflanzen. Die Verpuppung der Larven findet während der Vegetationsperiode des darauffolgenden Jahres statt, so dass die Jungkäfer Anfang des Sommers auf den Rapsschlägen schlüpfen.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Julius Kühn-Institut, Dr. Gerlinde Nachtigall, 25.11.2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. November 2009