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STATISTIK/015: Niedrige Streuobst-Apfelernte - Streuobsterhebung dringend erforderlich (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - Hannover, 18. August 2010 - Umwelt/Wirtschaft/Landwirtschaft

NABU: Niedrige Streuobst-Apfelernte 2010

Bundesweite Streuobsterhebung dringend erforderlich


Berlin - Nach Schätzungen des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst wird die deutsche Apfelernte im Streuobstbau in diesem Jahr unter 500.000 Tonnen liegen. Damit ist erneut eine Ernte deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2009 (800.000 Tonnen) und der Jahre 1980 bis 1994 (1,1 Millionen Tonnen) zu erwarten. Hauptursache für den geringen Ertrag 2010 ist laut NABU die kalte Witterung während der Streuobstblüte im April. Ursachen für den generellen Rückgang sieht der NABU in der meist schwierigen ökonomischen Situation bei der Streuobstbewirtschaftung, daher mangelnder Pflege sowie dem allgemeinen, wenn auch verlangsamten Rückgang der Streuobstwiesen.

"Die Apfelernte im Streuobstbau fällt 2010 nicht nur sehr gering, sondern auch lokal sehr unterschiedlich aus. Sie ist gekennzeichnet durch Nullertrag und ordentlichen Erträgen auf kleinster Fläche", sagte Markus Rösler, Sprecher des NABU-BFA Streuobst. In Süddeutschland falle die Ernte noch ordentlich aus, aber im Westen und im Norden sei sie weit unterdurchschnittlich. In den neuen Ländern sowie Teilen Nordrhein-Westfalens ist laut Rösler teils weniger als ein Drittel der langjährigen Durchschnittsernte im Streuobstbau zu erwarten.

Aufgrund der niedrigen Streuobst-Apfelernte ruft der NABU die Keltereien auf, besonders auf gute Qualität zu achten und möglichst erst Mitte September mit der allgemeinen Obstannahme zu beginnen: Da die Oechslewerte und damit die Qualität des Obstes im Verlauf des Herbstes ansteigen, sei es sinnvoll, wenn die Auszahlungspreise für das Streuobst im Verlauf der Ernte ebenfalls ansteigen. "Betriebswirtschaftlich rentabel sind nach Kalkulationen des NABU 20 Euro je Doppelzentner", so Rösler. Die letzte bundesweite Erhebung des Streuobstanbaus fand in der Bundesrepublik 1965 und auf dem Gebiet der neuen Länder 1938 statt.

Damit fehlen verlässliche Daten für einen Wirtschaftszweig mit Qualitätsprodukten und Milliarden-Umsätzen und herausragender Bedeutung für die biologische Vielfalt. Streuobstwiesen sind ein wichtiger Lebensraum für seltene Tierarten und zugleich ein wirtschaftliches Standbein für Obstbauern. Der NABU fordert daher von Bundesagrarministerin Aigner und Bundesumweltminister Röttgen, sich für eine bundesweite Flächenerhebung des Streuobstanbaus einzusetzen. Nach Schätzungen des NABU gibt es in Deutschland noch etwas über 300.000 Hektar Streuobstbestände. Die Hauptobstart im Streuobstbau ist der Apfel mit über 50 Prozent der Hochstamm-Obstbäume.

"Nach der 2009 erfolgten Auflösung der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) stehen noch weniger obstbaurelevante Daten zur Verfügung. Daher ist es für uns umso wichtiger, abschätzen zu können, wie die stark schwankende Streuobsternte ausfällt", so Rösler. In über 120 Regionen Deutschlands kooperieren Naturschutz, Keltereien und Landwirte in der so genannten Streuobst-Aufpreisvermarktung. Sie erzeugen auf der Basis fairer Preise und mit getrennter Erfassung und Vermarktung der 100-Prozent-Streuobstprodukte rund acht Millionen Liter Getränke mit einem Marktwert von weit über 20 Millionen Euro.

Die Verwertung der Äpfel im Streuobstbau in Deutschland erfolgt regional sehr unterschiedlich. Bundesweit durchschnittlich rund 40 Prozent der Streuobstäpfel werden durch Keltereien erfasst und zu Getränken verarbeitet. Das ergibt rund 240 bis 300 Millionen Liter im Jahr. 30 bis 40 Prozent der Streuobst-Äpfel gehen in die Eigenverwertung von Privathaushalten. Rund zehn Prozent werden als Tafelobst vermarktet, je fünf Prozent werden zu Obstbränden beziehungsweise zu Sonderprodukten wie Mus und Dörrobst verarbeitet. Unabhängig davon wird bei starken Ernten und niedrigen Preisen ein weiterer Anteil von teils über zehn Prozent gar nicht abgeerntet.

Im Internet zu finden unter www.NABU.de, www.Streuobst.de


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Quelle:
Pressemitteilung, 18. August 2010
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
Telefon: 05 11 / 9 11 05 - 27, Fax: 05 11 / 9 11 05 - 40
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Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. August 2010