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VERBAND/105: Bund Naturschutz zum Endbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft (BN)


Bund Naturschutz in Bayern e.V. - München, 9. Juni 2010
/ Landwirtschaft

Bund Naturschutz zum Endbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft:

Lichtblicke bei Bekenntnis zu gentechnikanbaufreiem Bayern und Erfordernis einer regionalen Eiweißfuttermittelstrategie statt Importabhängigkeit, Kritik am Festschreiben einer ungerechten Verteilung der EU-Agrarfördermittel


Im jetzt vorliegenden Bayernplan 2020 wird deutlich, dass in der Zukunftskommission fundamental gegensätzliche Auffassungen über die Zukunft der Landwirtschaft Bayerns deutlich geworden sind.

Eine Mehrheit der 25 beteiligten Vertreter, die dem Umkreis von Umwelt, kritischen Verbraucher- und Bauernorganisationen angehören forderten eine Abkehr von der Weltmarktorientierung der Landwirtschaft, damit es nicht zur weiteren Industrialisierung in der bayerischen Landwirtschaft kommt.

"Eine monotone, ausgeräumte Kulturlandschaft ist die Folge, wenn die Landwirte ohne Außenschutz zu künstlich niedrig gehaltenen Erzeugerpreisen produzieren müssen, so Hubert Weiger, der als BN Vorsitzender Mitglied in der Zukunftskommission ist. Die Gesellschaft zahle für diese Erzeugerpreisdruckpolitik doppelt mit dem Verlust von Regionalität, bäuerlichen Strukturen, Entwertung von Erholungslandschaften und massiven Umweltbelastungen von der Bodenerosion bis zum Verlust der Arten- und Lebensraumvielfalt.

Weiger: "Aufgabe einer Zukunftskommission muss es jedoch sein, den drohenden Gefahren gegenzusteuern, anstatt sich im Wesentlichen mit Anpassungsstrategien zu beschäftigen."

Der Bayernplan dürfe nur der Anfang einer überfälligen gesellschaftlichen Diskussion sein, ob die bayerische Landwirtschaft den Weg der Industrialisierung und Intensivierung weitergehe oder bäuerlich bleibe. "Wir schlagen vor, dass die agrarpolitischen Entscheidungen in Bayern weiter mit der Zivilgesellschaft, in einem Agrarbeirat diskutiert werden, denn die agrarpolitischen Entscheidungen der nächsten Jahre haben erheblichen Einfluss auf das künftige Aussehen unserer Landschaft, die Qualität der bei uns erzeugten und angebotenen Nahrungsmittel und die Arbeitsplätze im ländlichen Raum", so Weiger.

Im Bekenntnis zu einem gentechnikanbaufreien Bayern wurde Konsens erzielt. Allerdings gehen dem BN die Empfehlungen längst nicht weit genug. Der BN fordert von der Staatsregierung auch ein klares Nein zur Freilandforschung mit Gentechnik. BN Landesbeauftragter Richard Mergner: "Wenn Freisetzungsversuche in Ungarn zu einer gentechnischen Kontaminationvon Maissaatgut geführt haben, das auch hier in Bayern von Landwirten angesät wurde, dann ist das ein deutliches Warnsignal. Die staatliche Landbauforschung muss ihre konventionellen Züchtungskompetenzen ausbauen, statt Steuermittel in die Entwicklung risikoreicher gentechnisch veränderte Pflanzen zu stecken, die die Mehrheit der Bevölkerung nicht haben will".

Als positive Aspekte wertet der BN die Ankündigung einer regionalen bayerischen Eiweißfuttermittelstrategie, das Bekenntnis zum verstärkten Ausbau regionaler Wirtschaftskreisläufe und den Ausbau des Bundesprogramms Ökologischer Landbau sowie die Stärkung von Verbraucherbewußtsein und Ernährungssouveränität. Auch die Nebenerwerbslandwirtschaft soll einen besseren Stellenwert erhalten.

Nicht durchsetzen konnte sich der BN dahingegen mit seiner Forderung nach einem Umbau der Agrarförderung in Richtung mehr Fördergerechtigkeit und dem Prinzip Zahlung nach gesellschaftlicher Leistung.

Der BN- Vorsitzende Hubert Weiger bedauert, dass ohne Diskussion im Gremium vorgeschlagen wird, das Vertragsnaturschutzprogramm, welches bisher mit hoher fachlicher Kompetenz umgesetzt wurde, der Agrarverwaltung zuzuschlagen. Weiger: "Davon rate ich entschieden ab, da die bisherige Umsetzung vor Ort durch die Naturschutzbehörden sehr erfolgreich für Bayerns Kulturlandschaft war."


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Quelle:
Presseinformation 058-10/LFGS, 09.06.2010
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2010