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VIELFALT/087: Landesregierung muß Grünland stärker fördern (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V. - 12. Juni 2009

Wenn aus Wiesen Wald wird, schwindet unsere Lebensqualität

BUND/Forum Schwarzwaldbauern: Landesregierung muss artenreiches Grünland stärker fördern


Stuttgart. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, und das Forum Schwarzwaldbauern schlagen Alarm: Immer mehr Grünland verschwindet. "Wenn es in Baden-Württemberg auch noch in Zukunft Wiesen und Weiden geben soll, muss die Landesregierung ihre Politik ändern. Denn: Geht das Grünland, kommt der Wald", betonte der BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß auf der heutigen Pressekonferenz.

Wiesen und Weiden sind verkannte Multi-Talente: Sie liefern über Weidetiere gesunde Lebensmittel, sichern die Artenvielfalt, garantieren optimalen Boden- und Grundwasserschutz, bieten Erholung und schützen das Klima. Doch das Grünland ist in Baden-Württemberg massiv gefährdet. In den vergangenen 30 Jahren sind die Flächen um zwölf Prozent zurückgegangen. Noch stärker nimmt der Anteil des aus Naturschutzsicht besonders wertvollen artenreichen Grünlandes ab, trotz Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich (MEKA), Grünlandprämie und Schutz- und Pflegemaßnahmen. Seit den 1950er Jahren sind in Südwestdeutschland nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz bereits 85% des artenreichen Grünlandes bebaut, umgepflügt, aufgeforstet oder durch Intensivierung verarmt. Zurzeit gibt es in Baden-Württemberg nur noch rund 40 000 bis 60 000 Hektar artenreiches Grünland.

"Grünland hat einen sehr hohen Nutzen für die Gesellschaft. Dieser Nutzen muss anerkannt, die dafür nötigen Leistungen müssen entsprechend honoriert werden. Nur so kann gestoppt werden, dass es immer weniger Grünland gibt. Dazu müssen auch die Arbeitserschwernisse in den Steillagen und ökologisch wertvollen kleinstrukturierten Verhältnissen angemessen berücksichtigt werden", forderte Siegfried Jäckle vom Forum Pro Schwarzwaldbauern. Staatliche Förderung allein kann artenreiche Wiesen und Weiden aber nicht retten, wenn Milch und Fleisch, die dort produziert werden, nicht zu einem angemessenen Preis verkauft werden können. "Deshalb ist es an der Zeit, den nachgewiesen höheren Gesundheitswert von Weidemilch- und Weidefleisch anzuerkennen und die für eine flächendeckende Grünlandnutzung notwendigen regionalen Erfassungs-, Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen zu fördern", betonte Jäckle.

Frieß ergänzte: "Die Agrarpolitik der Landesregierung geht in die völlig falsche Richtung. Sie fördert mit Steuergeldern vor allem Stallbauten für Kühe, die die ganze Zeit im Stall stehen und mit Kraftfutter gefüttert werden. Sie lässt aber die Landwirte, die steile Wiesen mähen oder ihr Vieh auf Weiden treiben, im Regen stehen. Ich fordere Landwirtschaftsminister Hauk auf, hier einen kompletten Kurswechsel vorzunehmen und endlich auf den Weg einer nachhaltigen Landwirtschaftspolitik einzubiegen. Den Anfang sollte dabei ein gemeinsamer Runder Tisch mit den Veranstaltern des Grünlandgipfels machen."


Gefährdetes Grünland in den Mittelgebirgsregionen

Über Jahrtausende - bis in die 1960er Jahre - bildeten Weiden und Wiesen die Futtergrundlage für Nutztiere. Eine Wiese wurde höchstens zwei- bis dreimal im Jahr gemäht und mit Mist gedüngt. Auf solchen Wiesen konnten über 100 Pflanzenarten vorkommen. Derartige Wiesen gehen immer mehr zurück. Die Produktion von Milch und Fleisch auf Wiesen und Weiden steht in Konkurrenz zur Intensivproduktion: Eine Turbo-Kuh gibt mehr Milch, steht im Stall, braucht Hochleistungsfutter von intensivem Grünland, intensiv angebauten Ackerfrüchten und importiertem Kraftfutter. Das Grünland muss dazu vier- bis sechsmal im Jahr gemäht und intensiv gedüngt werden. In diesem Lebensraum überleben gerade einmal zehn bis zwanzig Pflanzenarten. Wo Grünflächen zu steil für maschinelle Bewirtschaftung sind, lohnt sich die Nutzung nicht mehr, sie werden aufgeforstet. Andererseits führt der steigende Flächenbedarf für die Produktion von Biomasse zum Umbruch von Grünland und zum Maisanbau.


Der Grünlandgipfel von BUND, Forum Pro Schwarzwaldbauern, Naturfreunde, Landschaftsentwicklungsverband Mittlerer Schwarzwald, Agrarbündnis, Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, Naturpark Südschwarzwald, Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft und Erzeugergemeinschaft Echt Schwarzwald findet am Montag, 15. Juni 2009, in Schiltach statt. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.bund-bawue.de/gruenlandgipfel.


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Quelle:
Presseinformation, 12. Juni 2009
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
Landesverband Baden-Württemberg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juni 2009