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JAGD/033: Mehr Akzeptanz für den Biber! NABU-Positionspapier (NABU BB)


NABU Landesverband Brandenburg - Pressedienst Naturschutz aktuell, 2. Juli 2010

Mehr Akzeptanz für den Biber!

NABU Brandenburg verabschiedet Biber-Positionspapier


Potsdam. Die Wiederausbreitung des Bibers nach Brandenburg wird nicht von allen Menschen begrüßt. Im Zuge des diesjährigen Oderhochwassers sind Rufe nach Bejagung und Vertreibung des Bibers laut geworden. Der NABU wendet sich in seinem jetzt verabschiedeten Positionspapier ganz klar gegen die Jagd und den Fang von Bibern: Dies hätte auch wenig Sinn, denn Biber regulieren ihren Bestand selbst und unbesetzte Reviere werden in kürzester Zeit wieder besiedelt.

Um Konflikte dauerhaft zu vermeiden sollten nach Auffassung des NABU in erster Linie Auen wiederhergestellt und Gewässerschutzstreifen angelegt aber auch Hochwasserschutzdeiche gesichert werden. "Zum Schutz der Deiche", so NABU-Biberexpertin Dr. Anja Kayser "könnten im Rahmen eines Biber-Managementplanes verschiedene technische Maßnahmen wie z.B. das Einbringen von Schutzgittern oder das Anlegen von Wildrettungshügeln umgesetzt werden."

Naturschutzgebiete, so betont NABU-Landesvorsitzender Tom Kirschey, sollten allerdings von jeglichen Eingriffen zur Vertreibung des Bibers ausgeschlossen sein. "Die Grundlage für Entscheidungen über Managementmaßnahmen außerhalb von NSG muss das Ausmaß möglicher Schäden sein, und zwar erheblicher wirtschaftlicher Schäden."

Angesichts des Klimawandels und der damit verbundenen Versteppung Brandenburg sei an der Zeit, so die NABU-Vertreter, endlich umzudenken und damit aufzuhören, die Folgen der Bibertätigkeit aufwendig zu bekämpfen, sondern stattdessen seine Gratisleistungen in unsere Handlungskonzepte zu integrieren.

Das Biber-Positionspapier finden Sie unter www.NABU-Brandenburg.de


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Einige Fakten zum Biber in Brandenburg:

Bis Ende des 19. Jahrhundert ist der in Deutschland heimische Elbebiber (Castor fiber albicus) nicht nur in Brandenburg fast ausgerottet worden. Der gegenwärtige der Bestand wird auf ca. 2500 Tiere geschätzt.

Die Fähigkeit des Bibers, seinen Lebensraum aktiv gestalten zu können, kann zu Konflikten mit menschlichen Landnutzungsinteressen führen. Überproportional davon betroffen sind anthropogen stark überformte Gebiete, besonders die Flussauen von Oder und Schwarzer Elster.

Wenn der Biber in kleine Fließgewässer und Gräben vordringt, deren Wassertiefe ihm nicht ausreicht (unter 60 - 80 cm), staut er diese an. Er baut dazu an den richtigen und somit wirkungsvollsten Stellen stabile Dämme aus Knüppelholz, die er mit Pflanzen und Schlamm abdichtet. Als Folge können dadurch in manchen Fällen mehr oder weniger große Flächen vernässt oder auch vollständig unter Wasser gesetzt werden.

Auf der Speisekarte der Biber stehen über 250 Pflanzenarten. Mit dieser breiten Palette unterschiedlicher Nahrungspflanzen fällt er in natürlichen und naturnahen Lebensräumen nicht weiter auf. Wenn der Landwirt ihm jedoch besonders wohlschmeckende Pflanzen, wie Mais, Raps oder Zuckerrüben, bis an den Grabenrand anbietet, kann er nicht widerstehen. Auch Äpfel schätzt er und gelegentlich fällt er auch gleich den ganzen Baum, zum Ärger seines Besitzers.


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Quelle:
Pressedienst, 02.07.2010
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Brandenburg
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel: 0331/20 155 70, Fax: 0331/20 155 77
E-Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Internet: www.brandenburg.nabu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2010