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MELDUNG/007: Naturschutzverbände lehnen Teststrecke Bilster Berg ab (NABU NRW)


BUND / LNU / NABU NRW - Nr. 02/11 - 26.Januar 2011 - Naturschutz/Flächenverbrauch

Naturschutzverbände lehnen Teststrecke Bilster Berg ab

Gesamtkonzept ist unvereinbar mit Zielen der Landesplanung und des Artenschutzes


Düsseldorf - Anlässlich des heutigen Erörterungstermins im Rahmen des Genehmigungsverfahrens zum Bau und Betrieb der Teststrecke Bilster Berg im Rathaussaal der Stadt Bad Driburg machten die drei anerkannten Naturschutzverbände in NRW der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und der Naturschutzbund NABU NRW in ihrer gemeinsamen Stellungnahme deutlich, dass das Gesamtkonzept aus ihrer Sicht nicht genehmigungsfähig sei. Die Teststrecke würde nicht nur erklärten Zielen der Landes- und Regionalplanung widersprechen, zu erheblichen Artenschutzkonflikten und Lärmbelästigungen führen, sie würde auch aufgrund dieser massiven Auswirkungen jegliche Bestrebungen des Kreises Höxter zur Etablierung eines naturverträglichen und sanften Tourismus in der Region konterkarieren. BUND, NABU und LNU forderten daher den sofortigen Stopp des Genehmigungsverfahrens.

"Schon aufgrund der bisherigen mangelhaften Berücksichtigung von Artenschutzbelangen im Planverfahren ist ein Stopp der weiteren Planung und Umsetzung unerlässlich", erklärte Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. Insbesondere kritisierte er die schwerwiegenden Mängel in der Bestandsaufnahme von artenschutzrechtlich bedeutsamen Arten wie Geburtshelferkröte, Haselmaus, Fledermäusen, Wildkatze und Luchs. "Da es sich sämtlich um Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie handelt, für die eine artenschutzrechtliche Prüfung erfolgen muss, ist eine vollständige und aktuelle Bestandsaufnahme zwingend erforderlich und für die genannten Arten unverzüglich nachzuholen", so Tumbrinck weiter. Die Naturschutzverbände forderten zudem Zugang zum Gelände, um bisherige Datenangaben zu Fauna und Flora aus den Antragsunterlagen überprüfen zu können. Danach sei den Verbänden Gelegenheit zu einer ergänzenden Stellungnahme und Einwendung zu geben.

"Angesichts der Bedeutung des Bilster Bergs und seiner Umgebung für den Naturschutz, die landschaftsbezogene Erholung und das Naturerleben im Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge, zu dem der Bilster Berg gehört, stellt die Lärmbelastung durch den Betrieb der Testrecke eine schwerwiegende Beeinträchtigung und Schädigung von Natur und Landschaft dar", sagte Paul Kröfges, Vorsitzender des BUND in NRW. Dies sei im bisherigen Planverfahren nicht ausreichend berücksichtigt worden. So sei nicht akzeptabel, dass bisher lediglich die Einhaltung der Immissionsrichtwerte für reine Wohngebiete gefordert werde und nicht die Einhaltung des strengen Richtwertes für Kurorte. Aus Sicht der Naturschutzverbände sei zudem eine Überarbeitung der Lärmprognose für den Betrieb der Teststrecke erforderlich, die alle parallel zum eigentlichen Testbetrieb ansteigenden Lärmquellen berücksichtige. Kröfges: "Insbesondere haben die Verbände erhebliche Zweifel an der Richtigkeit der Verkehrsprognosen sowie der lärmmedizinischen Bewertung und fordern deshalb eine Überarbeitung und Ergänzung der jeweiligen Gutachten."

"Das geplante Vorhaben gefährde massiv die für den Raum vorgesehene nachhaltige Entwicklung, führe zu erheblichen nicht ausgleichbaren Eingriffen in Natur und Landschaft und beeinträchtige die landschaftsbezogene Erholung", ergänzte Mark vom Hofe, Vorsitzender der LNU. Damit konterkariere es ganz aktuell die Bestrebungen des Kreises Höxter zur Etablierung eines naturverträglichen, sanften Tourismus. Dies sei umso gravierender, da nach Realisierung des geplanten Nationalparks Senne-Egge auch die an den Nationalpark angrenzenden Räume von einem landschafts- und naturbezogenen Tourismus profitieren könnten. "Diese Chancen für eine nachhaltige ökologische und wirtschaftliche Entwicklung in der Umgebung eines Nationalparks sollten nicht durch Projekte, die eine nachhaltige Entwicklungsoption gefährden können, in Frage gestellt werden."


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 2, 26.01.2011
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2011