Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → LEBENSRÄUME


MELDUNG/210: Agrarminister Meyer setzt zusammen mit Vereinen hunderte Lachse in die Leine (NMELV)


Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - 20. Oktober 2015

Agrarminister Meyer setzt Zeichen für Erhalt der Artenvielfalt

Besatzaktion von Lachsen in der Leine - "Naturnahe Flüsse"


HANNOVER. Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer hat heute (Dienstag) ein Zeichen für den Erhalt der Artenvielfalt gesetzt: Zusammen mit Experten des Vereins "Leine-Lachs" und des Fischereivereins Hannover half der Minister bei einer Wiederansiedlungsaktion von Atlantischen Junglachsen im Fluss Leine bei Hannover. "Wenn wir hier heute mehrere hundert Lachse in die Leine setzen, soll das auch eine Anerkennung für die vielen Angler und Fischereifreunde sein, die nicht nur in Niedersachsen, sondern in ganz Deutschland seit Jahrzehnten derartige Besatzaktionen vornehmen", sagte Meyer. "Und ich verbinde damit die Hoffnung, dass es eines Tages gelingt, den Lachs in allen Flusssystemen Niedersachsens wieder wie einst heimisch zu machen. Damit er nicht mehr auf der Roten Liste als vom Aussterben bedrohte Tierart geführt wird."

Tatsächlich war der Atlantische Lachs (Salmo salar) noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts im Weser-Leine-Einzugsbereich bis in das Leinebergland verbreitet. Denn die Laichhabitate waren ideal für den Wanderfisch: Die sommerkühlen, kleinen Flüsse boten mit ihren überströmten Kiesstrecken genau die richtigen Bedingungen für den Laich. Gewöhnlich legt ein Weibchen pro Kilogramm Körpergewicht zwischen 500 und 2000 Eier, die dann in dem vom Wasser durchspülten Kiesbett reifen. Nach den ersten Lebensjahren wandern die jungen Lachse als Smolts ins Meer. Nach ausgedehnten Nahrungswanderungen steigen sie als laichfähige Fische wieder in ihre Geburtsgewässer auf.

Doch dieser Kreislauf ist seit Langem unterbrochen. Seit 1950 gilt der Lachs in Deutschland als ausgestorben. Zunehmend verbaute Fließgewässer verhindern die Laichwanderungen der bis zu 1,5 Meter langen und mehr als 25 Kilogramm schweren Tiere; Laichhabitate in Flüsse und Bächen sind vernichtet worden, die Gewässerverschmutzung hat ihr Übriges getan, sodass der Atlantische Lachs schließlich auf der Roten Liste landete. "Wir dürfen derartige Entwicklungen nicht einfach so hinnehmen. Gewässer müssen wieder durchgängig, Laichhabitate wiederhergestellt werden", sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister. "Eingriffe sind zu vermeiden - zum Schutz von Umwelt und Natur."

In Deutschland werden seit rund 30 Jahren in allen geeigneten Gewässersystemen Besatzaktionen mit Lachs vorgenommen. Seit dem Jahr 2000 ist daran auch der Verein Leine-Lachs beteiligt, dem mittlerweile mehrere Dutzend Fischereivereine von Northeim bis Hannover sowie nördlich von Hannover angehören, darunter auch der Fischereiverein Hannover. Insgesamt sind seit dem Jahr 2000 mehr als 1,12 Millionen Lachse, rund 117.000 Meerforellen sowie ungefähr 112.000 Bachforellen von Leine-Lachs in Bäche und kleinere Flüsse des Wesersystems und in die Elbe ausgesetzt worden. "Wir dürfen in unserem Bemühen nicht nachlassen, einen selbsterhaltenden Lachsbestand aufzubauen. Ich hoffe sehr, dass die Besatzaktion heute ein Ansporn für alle Aktiven und ehrenamtlichen Helfer ist, auf diesem Weg weiterzumachen, damit der Lachs hier mittelfristig wieder selbst erhaltende Bestände aufbaut."

Zum Hintergrund:

Der Lachs ist ein sogenannter "anadromer Wanderfisch", der in Fließgewässern und damit im Süßwasser laicht und dort seine ersten zwei bis drei Lebensjahre verbringt. Anschließend wandert er als Smolt mit etwa 15 Zentimetern Länge in das Meer ab. Bei ein- bis in der Regel mehrjährigem Aufenthalt im Nordatlantik erreicht er seine endgültige Größe, die bis zu 1,50 Meter betragen kann. Zum Laichen zieht er wieder in sein Geburtsgewässer. Der Atlantische Lachs kann im Gegensatz zum Pazifischen Lachs mehrmals ablaichen. Das heißt, er stirbt nicht nach dem Laichvorgang, sondern kehrt wieder ins Meer zurück. Laichhabitate sind sommerkühle, kleine Flüsse. In den dort mit mindestens 30 Zentimetern überströmten Kiesstrecken wird der Laich in gut mit Sauerstoff versorgten Laichgruben abgelegt. Je nach Temperatur schlüpfen nach ein bis fünf Monaten aus einer Laichgrube rund 4.500 Brütlinge. Der Start für Wiederansiedlungsprojekte in größerem Umfang erfolgte am Rhein mit dem Aktionsprogramm "Lachs 2000", das nach dem Sandoz-Chemie-Unglück von 1986 von der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins ins Leben gerufen wurde. Seither werden in Deutschland in allen geeigneten Gewässersystemen Wiederansiedlungsprogramme betrieben.

*

Quelle:
Pressemitteilung Nr. 117/15, 20.10.2015
Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz
Pressestelle, Calenberger Str. 2, 30169 Hannover
Tel.: 0511/120-2095, 2135, 2136, 2137; Fax: 0511/120-2382
E-Mail: pressestelle@ml.niedersachsen.de
Internet: www.ml.niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang