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MELDUNG/234: Abflug der Großen Brachvögel aus dem Wattenmeer (Schutzstation Wattenmeer)


Schutzstation Wattenmeer - Presseinformation, 20. April 2016

Abflug der Großen Brachvögel aus dem Wattenmeer

Himmelskonzert von kurzer Dauer an der Nordseeküste zu erleben


Als erste Watvögel ziehen Mitte April die Großen Brachvögel innerhalb von nur etwa zwei Wochen vom Nationalpark Wattenmeer in ihre nordischen Brutgebiete in Skandinavien und Nord-Russland. "Es ist ein faszinierendes und wohlklingendes Schauspiel, wenn die Brachvögel in langen Ketten oder V-Formationen laut trillernd und flötend von der Wattenmeerküste nach Nordosten abfliegen", berichtet Ornithologe Klaus Günther von der Schutzstation Wattenmeer in Husum. Mehr als 30.000 Vögel rasten im Frühjahr im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Mehrere Zehntausend überqueren zusätzlich das Gebiet von Niedersachsen und den Niederlanden kommend.

Viele Brachvögel starten nachmittags oder abends, aber oft sind sie auch nachts zu hören. "Die Tiere sind wohl sehr aufgeregt, wenn sie zu dieser bis zu 2.000 Kilometer langen Reise aufbrechen", schätzt Günther. Es gebe viel abzustimmen, wann es denn losgehe und ob Windrichtung und Wetter passen. "Sicherlich freuen sich die Vögel darauf, in ihre Brutgebiete mit Mooren, Wiesen und Weiden zurückzufliegen, wo sie im Mai und Juni brüten werden", sagt Günther. "Erfreulicher Weise sind die Bestände der Großen Brachvögel im Nationalpark Wattenmeer recht stabil", berichtet der Biologe, der das Rastvogel-Monitoring im Auftrag der Nationalparkverwaltung koordiniert. Im Herbst halten sich hier regelmäßig sogar bis zu 60.000 Vögel auf, während etliche andere Arten deutliche Bestandsrückgänge zeigen.

In den nächsten Tagen werden sich die letzten Großen Brachvögel auf den Weg gen Norden machen und dabei ihr virtuoses Himmelkonzert geben. Wer dieses Spektakel verpasst, erhält kurz darauf eine zweite Chance: Ende April / Anfang Mai kommen für etwa zwei Wochen ihre kleineren Verwandten, die Regenbrachvögel, ins Wattenmeer, um ihre Fettreserven wieder aufzufüllen. Sie sind auf dem Weg von den westafrikanischen Winterquartieren in die arktischen Brutgebiete. Regenbrachvögel sind ebenfalls ruffreudig und an ihrem siebenfachen Triller eindeutig zu erkennen. Besonders gut sind sie dann in der Husumer Bucht vor Schobüll zu beobachten und zu hören.


Großer Brachvogel im Gras - Foto: © Klaus Günther, Schutzstation Wattenmeer

Großer Brachvogel
Foto: © Klaus Günther, Schutzstation Wattenmeer


Stichwort Großer Brachvogel

Die Großen Brachvögel sind mit 50 bis 60 Zentimeter Länge die größten Watvögel. Das Wattenmeer ist für sie der wichtigste und großräumigste Lebensraum in Europa, wo sie bis auf die zweimonatige Brutzeit fast das gesamte Jahr verbringen. Das macht den Großen Brachvogel zu einer der charakteristischsten Wattenmeer-Arten. Mit ihren langen, nach unten gebogenen Schnäbeln suchen sie nach tief im Schlick lebenden Wattwürmern. Kein anderer heimischer Vogel hat einen im Verhältnis zum Körper so langen Schnabel: bei großen Weibchen 19 Zentimeter lang! Brachvögel sind erstaunlich ortstreu und ausdauernd. Im Winter harren sie auch in sehr kalten Perioden mit Vereisung bei uns aus. Wie viele andere Watvögel werden sie mit 20 bis 30 Jahren sehr alt.

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Quelle:
Presseinformation, 20.04.2016
Herausgeber:
Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V.
Pressestelle
Grafenstraße 23, 24768 Rendsburg
Tel.: 04331/23 6 22, Fax:04331/25 24 6
E-Mail: c.goetze@schutzstation-wattenmeer.de
Internet: http://www.schutzstation-wattenmeer.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2016

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