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MELDUNG/385: Streng geschützte Art - Fischotter an der Saale erschossen (DUH)


Deutsche Umwelthilfe e.V. - Pressemitteilung, 8. November 2018

Fischotter an der Saale erschossen - Deutsche Umwelthilfe bedauert Totfund der streng geschützten Art

Streng geschützter Fischotter erholt sich langsam - Deutsche Umwelthilfe baut Brücken naturverträglich um und fördert den Dialog mit Anglern und Fischern


Erfurt, 8.11.2018: Ein am Saaleufer zwischen Niederkrossen und Orlamünde angeschwemmter Otter wurde durch eine Schrotkugel getötet. Das gab gestern der NABU Thüringen bekannt. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) setzt sich für den Schutz des Fischotters in Thüringen ein. Sie baut dazu Brücken artgerecht um und steht im Dialog mit den Akteuren vor Ort. Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation bedauert die Nachricht zu dem Fund der streng geschützten Art und die Todesumstände sehr.

In Thüringen galt der Wassermarder bis in die 1990er Jahre noch als ausgestorben, in vielen westdeutschen Regionen gilt das bis heute. Im Freistaat erholt sich die seltene Art gerade erst wieder von der jahrzehntelangen starken Verschmutzung der Gewässer. Zuvor hatte auch die Jagd dem edlen Pelzträger schwer zugesetzt. Seit 1968 gilt allerdings eine dauerhafte Schonzeit für den Fischotter.

Dazu Sabrina Schulz, Teamleiterin Lebendige Flüsse bei der DUH: "Jeder getötete Otter wirft die positive Bestandsentwicklung wieder deutlich zurück. Der Fischotter lebt als Einzelgänger in riesigen Streifgebieten, wird erst spät geschlechtsreif und in freier Wildbahn auch nicht allzu alt. Die Fähe bekommt nur wenige Junge, die sehr lange bei der Mutter bleiben. Nimmt man das alles zusammen, wird klar: Der Schutz jedes einzelnen Tieres ist wichtig für die Erholung und Erhaltung des Bestands."

Seit 2012 setzt sich die DUH in Thüringen dafür ein, dass die größte Gefahr für den Otter gebannt wird: Der Straßenverkehr. Die Tiere sterben aufgrund ihrer nächtlichen Wanderungsaktivitäten häufig beim Überqueren von Straßen. Mit Laufstegen unter Brücken, sogenannten Bermen, kann dem wirksam begegnet werden.

In Thüringen hat die DUH dank Unterstützung durch die EU und den Freistaat Thüringen bisher 22 Brücken mit Otterbermen versehen. Zudem setzt sich die DUH für Aufklärung und Dialog ein. "Ob der Otterrüde an der Saale einem Vergehen oder einem Versehen zum Opfer fiel, ist nicht gesichert. Abschuss ist bei einem EU-weit streng geschützten Tier aber in keinem Fall akzeptabel. Weil wir aber wissen, dass der Fischotter nicht nur Freunde hat, setzen wir auf Austausch und entwickeln Lösungen, wie Mensch und Otter in unserer Kulturlandschaft miteinander leben können", sagt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Insbesondere unter Anglern, Fischern und Fischzüchtern gibt es Vorbehalte gegenüber dem Fischotter, teilen sich Mensch und Tier doch eine Nahrungsquelle, den Fisch. Die DUH pflegt einen engen Austausch mit Angelvereinen und -verbänden. Auch an der Saale gibt es gute Kooperationen und viel Offenheit bei den Petrijüngern, sich mit allen Arten des Gewässerökosystems und deren Wichtigkeit für eine intakte Flussnatur vertraut zu machen und zusammenzuleben.

Was viele nicht wissen: Als opportunistischer Stöberjäger frisst der Otter alles, was ihm vor die Nase kommt: Mäuse, Wasservögel, Schalentiere, Kröten, Frösche und natürlich auch Fische - kleine und große, edle und unbeliebte gleichermaßen. In einem Fließgewässer und in großen Seen leiden die Fischbestände in aller Regel nicht, wenn der Otter seinen Platz in der natürlichen Nahrungskette wieder einnimmt. In Gewässern mit hoher Fischdichte und ohne Fluchtmöglichkeit wie in Zuchtteichen kann der Otter Schäden anrichten. Hier sollten Abwehrmaßnahmen ergriffen werden, beispielsweise durch Elektrozäune. Dies verfolgt die DUH im Rahmen eines neuen Projekts, das mit Unterstützung der Deutschen Postcode Lotterie am 1. Dezember 2018 beginnt.

Hintergrund:

Ein Mitarbeiter des NABU hatte den Totfund am 25.6.2018 geborgen. Er wurde zur Untersuchung an die Präparationswerkstatt des Phyletischen Museums in Jena übergeben, die im Schädel des circa zweijährigen Rüden Einschuss- und Austrittslöcher sowie zwei Teile einer Schrotkugel feststellte.

Links:
Mehr über die Arbeit der DUH im Bereich Fischotter-Schutz:
https://www.duh.de/themen/natur/fischotterschutz/

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Quelle:
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)
Pressemitteilung, 08.11.2018
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030/25 89 86-0, Fax.: 030/25 89 86-19
Internet: www.duh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2018

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