Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LEBENSRÄUME

SCHUTZGEBIET/733: Wald-Nationalparke - Wege in die Wildnis (Unser Wald)


Unser Wald - 2. Ausgabe, März/April 2012
Zeitschrift der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

Wege in die Wildnis

von Sabine Krömer-Butz



Wer in Deutschland Natur pur oder Wildnis pur erleben möchte, den zieht es oft in die sogenannten "Schutzgebiete". Dazu zählen in Deutschland die 14 Nationalparke, 17 Biosphärenreservate und die über 90‍ ‍Naturparke. In dieser Ausgabe von Unser Wald wollen wir Ihnen vier Wald-Nationalparke vorstellen, in denen sie besonders gut die Faszination des Waldes und seiner Tier- und Pflanzenwelt kennen lernen können.(*)

Nationalparke haben von allen ausgewiesenen schützenswerten Flächen die höchste Schutzkategorie und sollen laut Bundesnaturschutzgesetz vor allem der Erhaltung eines möglichst artenreichen heimischen Tier- und Pflanzenbestandes dienen. Während der erste Nationalpark in den USA, der Yellowstone-Nationalpark, bereits im Jahre 1872 ausgerufen wurde, gibt es in Deutschland erst im Jahr 1970 den ersten Nationalpark im Bayerischen Wald. Bis 1978 blieb er der einzige und - wie bekannt - mit seinen Maßnahmen sehr umstritten. Man denke an die Debatte über die Borkenkäfer und das Nichteingreifen der Nationalparkverwaltung gegen die Borkenkäferinvasion und damit an die weiträumigen kahlgefressenen Berghänge. Nationalparke sollten ferner möglichst großflächig und von "besonderer" Eigenart sein und sich in einem vom Menschen unbeeinflussten Zustand befinden. Besonders die letzte Forderung erfüllt in Deutschland kaum einer der 14 Nationalparke. In den sogenannten Entwicklungs-Nationalparken sollen mithilfe von Steuerungsmaßnahmen innerhalb von 20 bis 30 Jahren die Voraussetzungen geschaffen werden, dass künftig in einem überwiegenden Teil der Fläche der Natur der Vorrang eingeräumt wird.

Ferner werden alle Nationalparke in verschiedene Zonen geteilt. In der Kernzone hat der Schutz der Natur höchste Priorität. In der Puffer- oder Trägerzone sind nur Forschung, Umweltbildung, gelenkter Tourismus und ökologische Landwirtschaft zugelassen. Bei den in dieser Ausgabe vorgestellten Nationalparken haben Berchtesgaden 66% Kernzonenflächen, der Harz 52% und die Sächsische Schweiz 37%, alle liegen damit unterhalb der international geltenden Vorgaben von 75%. Die Eifel wird zwar mit 82% Kernzonenfläche angegeben, aber nur 40% davon sind ohne Maßnahmen. Auch die empfohlene Mindestgröße von 10.000 ha kann in Deutschland aufgrund seiner hohen Bevölkerungsdichte nicht immer eingehalten werden.

Nachdem 2002 die sogenannten Entwicklungs-Nationalparke jedoch gesetzlich abgesichert wurden, ist eine Ausweisung weiterer Nationalparke leichter möglich. Dies führte auch im Jahre 2004 zur Ausweisung zweier neuer Nationalparke in der Eifel in Nordrhein-Westfalen und in Kellerwald-Edersee in Hessen. Bei beiden handelt es sich um Waldökosysteme, die bisher im Nationalparksystem Deutschlands unterrepräsentiert waren. Die Ausweisung des Nationalparks Eifel trägt insbesondere im atlantischen Bereich zum Lückenschluss im bundesweiten Großschutzgebietssystem bei. Sein fachliches Ziel ist die Wiederherstellung intakter Lebensräume für Luchs, Wildkatze, Biber und verschiedene Wald-Fledermausarten. Im Nationalpark Kellerwald-Edersee wird es mit seinen geschlossenen Buchenwäldern kurzfristig möglich, 90% der Fläche der natürlichen Entwicklung zu überlassen.

Von den großen Bundesländern haben bisher Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz noch keine Nationalparkflächen. Diskussionen darüber sind in beiden Ländern bereits im vollen Gange. Insgesamt gesehen sind die Nationalparkflächen auf dem Festland verschwindend gering. Nur 0,54% der Landfläche Deutschlands sind in Nationalparken geschützt.

Als Wald-Nationalparke sind - außer den in dieser Ausgabe ausgesuchten - natürlich noch der Bayerische Wald, der Hainich und der Nationalpark Kellerwald-Edersee, die wir in den vergangenen Ausgaben bereits öfters vorgestellt haben, zu nennen.

Der Nationalpark Bayerischer Wald ist ein Nationalpark im Hinteren Bayerischen Wald direkt an der Grenze zu Tschechien. Seit der Erweiterung vom 1. August 1997 hat er eine Größe von 24.250 Hektar. Geschützt werden vor allem fichtenreiche Hochlagenwälder, Bergmischwälder aus Tannen, Buchen und Fichten sowie Auefichtenwälder in den Tälern. Obwohl einige Urwaldreste vorhanden sind, ist das Nationalparkgebiet noch stark von der ehemaligen Forstwirtschaft geprägt. Neben den Hochwäldern erstrecken sich dort auch noch ökologisch wertvolle Hochmoore mit Moorseen und ehemalige Hochweiden, die sogenannten Schachten. Mit über 700.000 Besuchern pro Jahr ist der Nationalpark ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der strukturschwachen Region des Bayerischen Waldes.

Mit einer Gesamtfläche von etwa 16.000 Hektar ist der Hainich seit 1997‍ ‍Nationalpark. Im Dreieck der thüringischen Städte Eisenach, Mühlhausen und Bad Langensalza gelegen, befindet sich der Hainich etwa in der Mitte Deutschlands und ist das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands. Es weist eine große Vielfalt von Buchenwaldgesellschaften auf, in denen neben der Buche auch andere in Mitteleuropa typische Laubbaumarten wie Esche, Ahorn, Linde und die seltene Elsbeere vorkommen. In den Kammlagen des Hainich erreicht die Rotbuche ihr klimatisches Optimum. Verbreitet sind Waldmeister-Buchenwälder und Waldhaargersten-Buchenwälder. Zentrale Bereiche des Nationalparks Hainich wurden 2011 zum Weltnaturerbe erklärt.

Der Nationalpark Kellerwald-Edersee ist ein 5.700 ha großer Nationalpark in Hessen. Er liegt etwa 40 km südwestlich von Kassel und befindet sich innerhalb der Grenzen des Naturparks Kellerwald-Edersee. Seit dem 25. Juni 2011 ist das Buchenwald-Gebiet des Nationalparks Teil der UNESCO-Weltnaturerbestätte "Buchenurwälder in den Karpaten und alte Buchenwälder in Deutschland". Die charakteristische Waldgesellschaft dieses Nationalparks ist der bodensauere Hainsimsen-Buchenwald.

Nach so viel Zahlen und Vorinformationen tauchen Sie jetzt ein in die interessante Welt der Wälder in den Nationalparken. Vielleicht entdecken Sie dabei Ihr nächstes Urlaubsziel!

Autorin:
Sabine Krömer-Butz
ist Chefredakteurin von Unser Wald
E-Mail: unser-wald@sdw.de


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
- Hängebrücke im Klausbachtal im Nationalpark Berchtesgaden
- Nationalparke in Deutschland - Stand: Januar 2011 (Übersichtskarte)

(*) Anmerkung der SB-Redaktion:
siehe Schattenblick -> INFOPOOL -> UNTERHALTUNG -> REISEN
TOURTIP/994: Nationalpark Eifel - Wald, Wasser, Wildnis (Unser Wald),
http://www.schattenblick.de/infopool/unterhlt/reisen/t-tip994.html
TOURTIP/995: Nationalpark Harz (Unser Wald),
http://www.schattenblick.de/infopool/unterhlt/reisen/t-tip995.html
TOURTIP/996: Nationalpark Sächsische Schweiz (Unser Wald),
http://www.schattenblick.de/infopool/unterhlt/reisen/t-tip996.html

*

Quelle:
Unser Wald - Zeitschrift der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
2.‍ ‍Ausgabe, März/April 2012, Seite 4-5
Herausgeber:
Bundesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V., Bonn
Redaktion: Meckenheimer Allee 79, 53115 Bonn
Telefon: 0228 / 945 98 30, Fax: 0228 / 945 98 33
E-Mail: unser-wald@sdw.de
Internet: http://www.sdw.de
 
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Bezugspreis: Jahresabonnement 17,50 Euro
einschl. Versandkosten und 7% MwSt.
Einzelheft: Preis 3,- Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Mai 2012