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SCHUTZGEBIET/738: 1. Jahrestag der Anerkennung des Nationalparks Hainich als UNESCO-Weltnaturerbe (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Jena, 22. Juni 2012

Naturerbe mit enormer Artenvielfalt

NABU Thüringen äußert sich zum ersten Jahrestag der Anerkennung des Nationalparks Hainich als UNESCO-Weltnaturerbe



Vor dem Hintergrund des ersten Jahrestages der Anerkennung des Nationalparks Hainich als UNESCO-Weltnaturerbe, hebt der NABU Thüringen die besondere Bedeutung des Nationalparks für die Artenvielfalt hervor. Bemängelt wird allerdings das Vorgehen der Landesregierung bei der Ausweisung weiterer Schutzgebiete.

Der Nationalpark Hainich feiert am heutigen Montag seinen ersten Jahrestag zur Anerkennung als UNESCO-Weltnaturerbe. Mike Jessat, der Landesvorsitzende des NABU Thüringen, zeigt sich erfreut über diesen Anlass: "Laubmischwälder sind die typische Vegetation unserer Heimat. Zu ihrem Schutz haben wir eindeutige Verpflichtungen. Die Anerkennung des Hainichs als Weltnaturerbe hat dies nochmals deutlich unterstrichen."

Doch der Landesvorsitzende äußert Kritik darüber, dass sich die Landesregierung in der Gestaltung ihrer Forstpolitik zu schnell auf diesen Lorbeeren ausruht. Zu schnell habe sich das Umweltministerium von der von NABU und BUND im März vorgelegten Urwaldstudie verabschiedet. Laut Koalitionsvertrag sollen 25.000 Hektar Wald dauerhaft aus der Nutzung genommen werden. Die beiden Verbände lieferten in ihrer Studie die Grundlage zur Schaffung von großflächigen Schutzgebieten ohne jegliche forstwirtschaftliche Nutzung. Die Landesregierung fährt allerdings bei der Auswahl der Flächen weiterhin den Kurs eines Flickenteppichs.

Doch die Vorteile von großen Schutzgebieten liegen klar auf der Hand. Denn nur in großflächigen ungenutzten Waldlebensräumen bildet sich das spezifische Flächenmosaik aus dynamisch wechselnden Waldstadien, welche vor allem Urwaldarten die Nischen zum Überleben bietet. "Man muss sich nur mal den Artenbericht des Nationalparks Hainich ansehen", sagt Jessat. Laut Stand Dezember 2010 ist dort die gewaltige Zahl von 8.596 Arten aufgeführt. Darin sind auch 1.646 Pilzarten enthalten, von denen besonders viele auf natürlich sterbende und zerfallende Bäume als Lebensraum angewiesen sind. Experten gehen davon aus, dass damit erst rund zwei Drittel des Artenbestands des Nationalparks erfasst wurden. Auch steht die Urwaldentwicklung des Hainichs noch am Anfang, denn der Wald ist erst seit einigen Jahrzehnte frei von Forstwirtschaft!"

Es sei darauf hingewiesen, dass Nationalparke nicht das Ziel verfolgen, Artenzahlen zu maximieren, sondern die für ein Gebiet typische Artenausstattung zu schützen. Im Falle des Hainich sind dies die für Laubmischwälder unserer Breiten charakteristischen Pflanzen und Tiere.

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Quelle:
Pressemitteilung, 22.06.2012
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juni 2012