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STANDPUNKT/165: NaturFreunde Deutschlands fordern Nein zum CO2-Speicherungsgesetz (NaturFreunde)


NaturFreunde Deutschlands - 4. Juli 2011

NaturFreunde Deutschlands fordern ein Nein zum CO2-Speicherungsgesetz (CCS)


Berlin, 4. Juli 2011 - Die deutschen NaturFreunde warnen die Fraktionen im Bundestag vor einer Verabschiedung des CO2-Speicherungsgesetzes (CCS) und fordern die Abgeordneten auf, in dieser Woche im Plenum dagegen zu stimmen. Wie der umweltpolitische Sprecher des Verbandes, Eckart Kuhlwein, in Berlin erklärte, sei diese Technologie nicht zukunftsfähig.

CCS könne wegen der ungünstigen Energieeffizienz und der verheerenden Folgen für unterirdische Bodenschichten keine Perspektive für die weitere Nutzung fossiler Brennstoffe in Kraftwerken sein. Zur Abscheidung und Lagerung von CO2 gebe es mehr offene Fragen als Antworten. Es sei außerdem ein Skandal, dass die Bundesregierung und die Europäische Union dabei mit erheblichen Summen die Energiemonopolisten subventionieren wollen.

Mit der CCS-Technologie soll das Kohlendioxid, das bei der Verbrennung fossiler Rohstoffe - vor allem Kohle - freigesetzt wird, aus dem Abgas abgeschieden, durch Pipelines transportiert und anschließend in unterirdischen Speichern "entsorgt" werden. Kuhlwein sieht darin in Übereinstimmung mit vielen Sachverständigen ein "teures Experiment, das nicht zukunftsfähig ist."

In Deutschland komme eine Speicherung von Kohlendioxid nur in leeren Gasfeldern und tiefen Hohlräumen im Erdreich (saline Aquifere) in Frage. Die möglichen Kapazitäten - sie lägen vor allem in Norddeutschland und unter der Nordsee - seien jedoch begrenzt. Die Lagerung von Kohlendioxid würde außerdem mit anderen wesentlich zukunftsfähigeren Nutzungen wie der Geothermie und der Druckluftspeicherung von Windenergie konkurrieren. Auch die ökologischen Risiken seien schon heute absehbar. Es drohen ein plötzlicher oder schleichender Austritt von CO2 und zudem chemische Prozesse in der Erde, die zu Leckagen führen und das Grundwasser gefährden könnten. Kohlendioxid sei unsichtbar und schwerer als Luft und schon bei drei Prozent Anreicherung in der Atemluft gesundheitsschädlich, bei zehn Prozent drohe Atemstillstand.

Für Milliarden teure Transportsysteme wie Pipelines wird es nach der Auffassung Kuhlweins keine gesellschaftliche Akzeptanz geben. Die Menschen hätten seit den Erfahrungen mit der Atomenergie "genug von technologischen Großexperimenten zu Lasten von Natur und Bevölkerung."

Zudem ist das CCS-Verfahren auch unwirtschaftlich, sonst hätten die Energieversorger nicht nach staatlichen Subventionen gerufen. Für die NaturFreunde stehen Investitionen in die Nutzung fossiler Brennstoffe zur Stromversorgung im Widerspruch zur offiziell verkündeten nachhaltigen Entwicklung. Kuhlwein: "Große Grundlastkraftwerke werden auch als Übergangstechnologie nicht mehr gebraucht. Die Zukunft liegt bei den erneuerbaren Energien, deren Ausbau nicht durch hoch subventionierte Kohlekraftwerke behindert werden darf."


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Quelle:
Presseinformation vom 04.07.2011
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2011