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STANDPUNKT/220: Agrospritziele verursachen jährlich 2, 3 Milliarden Euro an Kosten (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 3. Februar 2012

Agrospritziele für Umwelt und Verbraucher desaströs. 2,3 Milliarden Euro zusätzliche Kosten sind vermeidbar.


Berlin: Das von der Bundesregierung verfolgte Beimischungsziel von Agrosprit zu Kraftstoffen für Pkw und Lkw ist aus Sicht des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch nicht weiter verantwortbar. Dies zeige eine Studie, die im Auftrag von Friends of the Earth Europe und der Entwicklungsorganisation Action Aid vom Finanzwissenschaftlichen Forschungsinstitut an der Universität zu Köln (FiFo) erstellt und gestern veröffentlich wurde. Die geplante Erhöhung des Agrospritanteils auf etwa zwölf Prozent bis 2020 würde laut FiFo-Berechnungen zu einer Mehrbelastung der Verbraucher und Steuerzahler von durchschnittlich 2,3 Milliarden Euro pro Jahr führen. Davon seien 1,9 Milliarden Euro zusätzliche Kosten durch die Produktion des Agrosprits, die an die Verbraucher über den Spritpreis weitergegeben würden. Zudem flössen bereits heute jährlich rund 370 Millionen Euro an Subventionen direkt an die Bauern für den Anbau von Biomasse für den Tank. Diese Gelder würden weder der Umwelt noch dem Klima helfen, so der BUND. Im Gegenteil würden dadurch die vom Verkehr verursachten Probleme sogar noch verschärft.

Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Steuerzahler und Verbraucher sollen Milliarden für eine Politik zahlen, die verheerende Auswirkungen für die Umwelt und für die Nahrungsmittelsicherheit in der Welt hat. Statt diesen Irrsinn weiter zu betreiben, muss die Bundesregierung eine politische Wende zu einer wirksamen Strategie der CO2-Reduzierung und zu einer nachhaltigen Landwirtschaft einläuten. Dazu muss sie als erstes die direkte und indirekte Subventionierung des Anbaus von Biomasse für den Tank einstellen. Anstatt gegen den Willen der Verbraucher mehr Bioethanol und Biodiesel beizumischen, müssen zudem strenge EU-weite Verbrauchsvorgaben für neue Pkw umgesetzt und effizientere Fahrzeuge gebaut werden. Dadurch können in 2020 rund 30 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, was 15 Prozent der CO2-Emissionen aus dem Verkehr entspricht."

Die FiFo-Studie zeige auch, dass die Bundesregierung mit dem Beimischungszwang grundsätzlich gescheitert sei. So liege der Absatz von Agrosprit in Deutschland in den Jahren 2009 und 2010 sogar unter den Mengen, die 2006 vor der Beimischungspflicht abgesetzt wurden. Man habe Produktionskapazitäten aufgebaut, die nur etwa zur Hälfte ausgenutzt seien. Die nachhaltige und dezentrale Produktion von Biokraftstoffen sei gleichzeitig zurückgedrängt worden. So hätten laut Studie 14 Hersteller seit 2008 in die Insolvenz gehen müssen.

Werner Reh, BUND-Verkehrsexperte: "Die Bundesregierung versucht, gegen den Willen und auf Kosten der Verbraucher eine Politik durchzusetzen, die weder nachhaltig noch ökonomisch sinnvoll ist. Die Hälfte der Deutschen weiß, dass Agrosprit keinen Vorteil für die Umwelt bringt und viele wollen nicht, dass Biomasse statt für den Teller für den Tank angebaut wird. Es ist gut, dass sich die Verbraucher der Einführung von E10 bisher verweigert haben, das sollten sie auch weiterhin tun."

Die Studie zu den Kosten des Agrosprits in Deutschland finden Sie im Netz auf Englisch unter:
www.globalsubsidies.org/research/biofuel-subsidies-germany


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Quelle:
BUND-Pressedienst, 03.02.2012
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2012