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STANDPUNKT/1012: Insekten-Rettung so engagiert vorantreiben wie die der Banken (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 8. Juni 2018

NABU zur UMK/Akt. Stunde im Bundestag: Bundesregierung muss Insekten-Rettung so engagiert vorantreiben wie die der Banken

Miller: Insekten sind systemrelevant - ohne sie droht ernsthafte Lebensmittel-Krise


Berlin/Bremen - Angesichts des neuen, bislang noch unveröffentlichten Berichts des Bundesumweltministeriums zum Insektenrückgang fordert der NABU schnelle und wirksame Maßnahmen zur Rettung der Insekten. Der Bericht unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf, nach Ansicht der Naturschützer ist hierzu vor allem eine grundlegend naturverträglichere Agrarpolitik notwendig.


Foto: © Helge May/NABU

Hainschwegfliege
Foto: © Helge May/NABU

"Ohne ein umfassendes Rettungspaket steuern wir auf eine Nahrungsmittel-Krise zu. 90 Prozent der Pflanzen weltweit und damit ein Großteil unserer Lebensmittel sind auf Bestäubung angewiesen. Insekten sind systemrelevant. So engagiert wie die Bundesregierung die Rettung der Banken vorangetrieben hat, muss sie jetzt auch für die Rettung der Insekten sorgen", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Der NABU begrüßt daher, dass die Bundesregierung 'akuten Handlungsbedarf' sieht. Mit Blick auf das angekündigte Sofortprogramm fordert der NABU mindestens drei Ziele: Alle insektenschädlichen Neonikotinoide und ähnlichen Stoffe müssen schnell und komplett vom Markt verschwinden. "Bei dem extremen Schwund von Insekten können wir es uns es nicht leisten, weiterhin derart gefährliche Stoffe einzusetzen", so Miller. Zudem muss der Einsatz aller Pestizide EU-weit drastisch sinken. Und in Brüssel muss sich die Bundesregierung mit Nachdruck für eine deutlich naturverträglichere EU-Agrarpolitik einsetzen. Denn durch immer stärkere Intensivierung, Lebensraumzerstörung und hohen Pestizideinsatz ist sie inzwischen zum entscheidenden Treiber des Artenschwunds geworden.

Aktuell tobt in Brüssel der Kampf um die künftige Verteilung der Agrarmilliarden für den Zeitraum 2021 bis 2027. "Dies wird der entscheidende Lackmus-Test, wie ernst es die Bundesregierung wirklich mit dem Insektenschutz meint", sagte Miller. Vor allem Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner sieht er in der Pflicht. "Statt immer neue Datensammlungen anzukündigen und damit die Lösung der Insekten-Krise auf die lange Bank zu schieben, muss Frau Klöckner dorthin gehen, wo es der Agrarlobby weh tut. Sie muss sich dafür einsetzen, dass die Brüsseler Milliardenzahlungen endlich an konkrete Leistungen der Landwirte für den Erhalt von sauberem Wasser, Insekten und Lebensräumen geknüpft werden", so Miller.

Genau diese Empfehlung - öffentliches Geld nur für öffentliche Leistungen - hatte vor wenigen Tagen auch der wissenschaftliche Beirat des Bundeslandwirtschaftsministeriums der Ministerin selbst ins Aufgabenbuch diktiert. Auch in ihrem Koalitionsvertrag bekennt sich die Große Koalition zu einer naturverträglicheren EU-Agrarpolitik.

Derzeit sieht es in Brüssel jedoch nicht nach dem dringend notwendigen Umdenken aus - im Gegenteil. Geht es nach den Plänen von Agrarkommissar Phil Hogan, soll am Gießkannenprinzip, das Gelder pauschal nach Hektar verteilt, nicht gerüttelt werden. Zu allem Überfluss soll im Agrar-Etat weiterhin deutlich zu wenig Geld für den Naturschutz bereitstehen. "Das wäre ein Drama für die Artenvielfalt und der Sargnagel für unsere Insekten. Allen Verantwortlichen sollte klar sein: Mit dem Verschwinden jeder Art und jedes einzelnen Tieres steuern wir näher auf eine ernsthafte Krise zu. Es ist Zeit zu handeln", so der NABU-Bundesgeschäftsführer.

Um mehr über den Zustand der Insektenwelt in Deutschland zu erfahren, hat der NABU in diesem Jahr erstmals eine bundesweite Mitmach-Aktion ins Leben gerufen, den 'Insektensommer'. Vom 1. bis 10. Juni sowie vom 3. bis 12. August können Bürger Insekten beobachten und melden.

Mehr Informationen: www.insektensommer.de.

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Quelle:
NABU Pressedienst, Nr. 067/18, 08.06.2018
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
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Tel.: 030/284 984-1510, -1520, Fax: 030/284 984-84
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Internet: www.NABU.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juni 2018

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