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STANDPUNKT/1162: Lebensmittelindustrie im Kanzleramt - BUND fordert faire Preise für die Landwirtschaft (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 3. Februar 2020

Lebensmittelindustrie im Kanzleramt: BUND fordert faire Preise für die Landwirtschaft


Berlin. Anlässlich des heutigen Treffens von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Vertreterinnen und Vertretern der Ernährungsindustrie und des Lebensmittelhandels fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Bundesregierung auf, Supermärkte und Discounter zu verpflichten, Lebensmittel nicht länger zu verramschen.

"Wer den Liter Milch für nur 60 Cent anbietet und somit der Bäuerin oder dem Bauern nur etwa 30 Cent bezahlt, der ist mitverantwortlich für das Höfesterben. Die Vernichtung bäuerlicher Existenzen wird durch die schlechten Erzeugerpreise weiter beschleunigt. Der Protest der Landwirtinnen und Landwirte ist absolut verständlich", so BUND-Vorsitzender Olaf Bandt.

Die Lebensmittelindustrie muss bei der sozial-ökologischen Agrarwende hin zu mehr Umwelt- und Klimaschutz sowie fairen Preisen mitmachen. "Trotz der oft blumigen Nachhaltigkeitsversprechen versuchen Lebensmitteleinzelhandel und Discounter mit Dumpingpreisen Konkurrenten auszustechen - ohne jede Rücksicht auf die Landwirtschaft oder die Umwelt", erklärt Bandt.

Der BUND fordert die Bundesregierung daher auf, Bäuerinnen und Bauern und die Umwelt zu schützen. Sie muss den Konzernen die Preisunterbietungsfreiheit entziehen, wenn sie dazu nicht freiwillig bereit sind. Bandt: "Unternehmerische Freiheit endet dort, wo durch unlauteres Geschäftsgebaren bewusst Existenzen von bäuerlichen Betrieben, mangelhafter Umwelt- und Klimaschutz sowie der Verlust der Artenvielfalt in Kauf genommen werden."

Der gesellschaftliche Erwartungsdruck auf die Landwirtinnen und Landwirte ist enorm. Damit die Landwirtschaft die gesellschaftlichen Erwartungen im Bereich Umwelt- und Klimaschutz erfüllen kann, brauchen die Bäuerinnen und Bauern nicht nur eine andere EU-Förderpolitik und Wertschätzung ihrer Arbeit, sondern auch deutlich bessere Preise für ihre Produkte. Darüber hinaus fordert der BUND den Umbau der Nutztierhaltung auch finanziell abzusichern, dafür wären sowohl eine Tierwohl-Abgabe als auch die Anhebung des Steuersatzes von 7 auf 19 Prozent für tierische Lebensmittel denkbar.

"Dass die Bundeskanzlerin die Lebensmittelindustrie ins Bundeskanzleramt einbestellt hat, setzt ein wichtiges Zeichen. Wer die Preise immer weiter drückt, seine Marktmacht gegenüber der Landwirtschaft ausnutzt und sich gleichzeitig beim Verbraucher mit Billigangeboten anbiedert, der steht der dringend notwendigen Agrarwende im Weg", so Bandt.

Initiativen zur Kennzeichnung von Fleisch, der Auslistung umweltschädlicher Produkte oder die Unterstützung des regionalen Lebensmittelhandwerks zeigen, dass der Handel auch Verantwortung übernehmen kann, während die Politik wichtige Entscheidungen herauszögert. Bandt: "An Landwirtinnen und Landwirte stellt das große Anforderungen, die zwingend entlohnt werden müssen, denn ohne bäuerliche Betriebe bleiben die Supermärkte leer. Gleichzeitig ist es notwendig, den Umbau auf den Betrieben mit den Milliarden aus der EU-Agrarpolitik aktiv zu begleiten, statt weiter das Geld mit der Gießkanne über die Äcker zu verteilen."

Darüber hinaus fordert der BUND die Bundesregierung auf, große Unternehmen wie Lebensmitteleinzelhändler mit Hilfe eines Lieferkettengesetzes dafür in die Verantwortung zu nehmen, dass weltweit grundlegende Umweltstandards eingehalten werden. Bandt: "Ein Lieferkettengesetz nimmt den Druck von Bäuerinnen und Bauern weltweit. Mit den Supermarktketten werden die mächtigen Akteure in die Pflicht genommen, die aktuell enorme Gewinne abschöpfen. Ein Lieferkettengesetz sorgt für Gerechtigkeit im Handel mit Agrargütern."

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Quelle:
BUND-Pressedienst, 03.02.2020
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
E-Mail: presse@bund.net
Internet: www.bund.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Februar 2020

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