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STELLUNGNAHME/152: Zehn Jahre Stillstand beim Klimaschutz (DNR)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzverbände e.V.
Berlin, 22. Januar 2014

Pressekommentar zum soeben veröffentlichten Weißbuch zur EU-Klima- und Energiepolitik bis 2030

40 Prozent bedeuten mehr als zehn Jahre Stillstand beim Klimaschutz - Die Kanzlerin muss sich endlich engagieren



Zum eben veröffentlichten Weißbuch zur EU-Energie- und Klimapolitik bis 2030 durch die EU-Kommission erklärte Hartmut Vogtmann, Präsident des Deutschen Naturschutzrings:

"Es ist ein halbherziger Kompromiss, wenn die EU zwar ein verbindliches Ziel für erneuerbare Energien vorschlägt, dies aber nicht mehr auf die Ebene der Mitgliedstaaten herunterbricht. (1) Wie soll ein solches Ziel Wirkung zeigen? Noch schlimmer ist die Höhe der Ziele: Eine Senkung der Treibhausgase um 40 Prozent und eine Steigerung der erneuerbaren Energien auf 27 Prozent bis 2030 sind ein Witz. Das reicht bei Weitem nicht aus, einen kritischen Anstieg der Erdtemperatur über zwei Grad zu verhindern. Schon allein mit den bestehenden und beschlossenen Maßnahmen kommt die EU laut EU-Kommission auf 32 Prozent Treibhausgaseinsparungen - ganz ohne neue Ziele (2). Allem Anschein nach wollen die Regierungen in den nächsten sechzehn Jahren die Hände in den Schoß legen.

Für Energieeffizienz schlägt die EU-Kommission erst gar keine verbindlichen Vorgaben vor: Und dass, obwohl ihre eigenen Berechnungen belegen, dass dies für die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Gesundheit der Bevölkerung und das Wirtschaftswachstum in Europa am besser gewesen wäre (3).

Nun hängt es von Bundeskanzlerin Angela Merkel ab, die am 21. März mit den Staats- und Regierungschefs der EU über neue Klimaziele entscheidet. Bislang tritt auch die Bundesregierung für das völlig ambitionslose Klimaziel von nur 40 Prozent ein. Nötig wären mindestens 55 Prozent Treibhausgasreduktionen, 45 Prozent erneuerbare Energien und 40 Prozent Energieeinsparung. Vor sieben Jahren hat Angela Merkel der Welt als Klimakanzlerin gezeigt, wie man alle EU-Staaten hinter sich vereinigt, um drei Klimaziele zu verabschieden. Nun brauchen wir wieder ein solches Engagement - aber für Klimaziele, die ihren Namen wirklich verdienen."


Quellen/verwiesene Studien:

(1) Zu den Presseinformationen der Kommission [1]

(2): siehe Referenzszenario der geleakten Folgenabschätzung der EU-Kommission (Impact Assessment S. 32) oder aktuell auf den Seiten der EU-Kommission: "EU Energy, Transport and GHG Emissions: Trends to 2050: Reference Scenario 2013" (S. 59) [2]

(3): Analyse des Wuppertal Instituts zur Folgenabschätzung der EU-Kommission [3]

Weitere Information:
Zweiseitiges Hintergrundbriefing des DNR [4]


[1] http://ec.europa.eu/avservices/ebs/live.cfm?page=1&sitelang=en
[2] http://ec.europa.eu/energy/observatory/trends_2030/doc/trends_to_2050_update_2013.pdf
[3] http://wupperinst.org/en/publications/details/wi/a/s/ad/2469/
[4] http://www.eu-koordination.de/PDF/2030klimaziele.pdf

*

Quelle:
Pressemitteilung, 22.01.2014
Deutscher Naturschutzring
Dachverband der deutschen Natur-, Tier-
und Umweltschutzverbände e.V. (DNR) e.V.
Marienstr. 19-20, 10117 Berlin-Mitte
Tel.: 030/6781775-70, Fax: 030/6781775-80
E-Mail: info@dnr.de
Internet: www.dnr.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Januar 2014