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STELLUNGNAHME/504: Hartnäckiger Muff vergangener Walfangzeiten (Greenpeace)


Greenpeace - Presseerklärung vom 11. September 2018

Keine Modernisierung der Internationalen Walfangkommission: Florianópolis-Deklaration abgelehnt

Kommentar zur IWC In Brasilien: Mehrheit stimmt gegen Walschutzgebiet im Südatlantik


Florianópolis / Brasilien, 11.9.2018 - Gegen ein Walschutzgebiet im Südatlantik haben heute die Mitgliederstaaten der Internationalen Walfangkommission (IWC) gestimmt. Nur 39 der 67 abstimmenden Länder unterstützten auf der IWC-Tagung in Brasilien die so genannte Florianópolis-Deklaration, eingebracht vom Gastgeberland. 25 stimmten dagegen, drei enthielten sich. Eine Dreiviertelmehrheit wäre erforderlich gewesen.



Es kommentiert Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack:

"Der Muff vergangener Walfangzeiten hängt hartnäckig über der IWC. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich die Kommission wieder nicht zu einem südatlantischen Walschutzgebiet durchringen kann. Hinter dieser herben Enttäuschung steckt eine kleine Grup pe von Ländern, die alles daran setzt, wieder auf kommerzieller Ebene Wale abzuschlachten.

Ein Walschutzgebiet im Südatlantik wäre ein klares Signal für die Modernisierung der Internationalen Walfangkommission gewesen. Eine Erneuerung der IWC ist überfällig, um die sanften Riesen der Meere vor Bedrohungen wie Fischerei, Klimakrise, Unterwasser lärm und Plastikmüll zu schützen. Walfang gehört ins Geschichtsbuch. Die IWC muss endlich im 21. Jahrhundert ankommen."

Hintergrund:

Im 20. Jahrhundert sind weltweit etwa 3 Millionen Wale getötet worden - 71 Prozent von ihnen wurden auf der Südhalbkugel gejagt. Die Einrichtung eines Walschutzgebiets im Südatlantik wurde erstmals 1998 vorgeschlagen, um die Erholung der Populationen ver schiedener Walarten in dieser Region zu gewährleisten. Dies wurde wiederholt abgelehnt und ist von den Regierungen einiger IWC-Mitgliedsstaaten blockiert worden, darunter auch Japan und Norwegen. In diesem Jahr ist der Vorschlag für ein Walschutzgebiet im Südatlantik aktualisiert und um einen Managementplan erweitert worden, der auf den Empfehlungen des Wissenschaftsrats der IWC basiert. Das südatlantische Walschutzgebiet würde die Wale vor jeglicher kommerzieller Jagd schützen und lediglich Aktivitäten wie Whale Watching ermöglichen. Wale legen lange Strecken zurück: die Nahrungsgründe der Wale auf der Südhalbkugel liegen in der Antarktis, ihre Kinderstube hingegen in wärmeren tropischen Gewässern. Weil das vorgeschlagene Schutzgebiet im Südatlantik an das Walschutzgebiet im Südpolarmeer gegrenzt hätte, hätte eine Zusammenlegung der Gebiete den Walen einen weiträumigen Zufluchtsort gesichert.

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Quelle:
Presseerklärung, 11.09.2018
Herausgeber: Greenpeace e.V., Pressestelle
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Internet: www.greenpeace.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. September 2018

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