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GENTECHNIK/252: US-Landwirtschaftsministerium zu sorglos (SB)


US-Gericht verlangt genauere Überprüfungen des Gentech-Anbaus

In den USA werden die meisten Anträge auf den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen von den Behörden durchgewunken


Gentechnisch modifizierte (GM) Pflanzen seien ein großer Segen, behaupten Lobbyisten. Sie benötigten weniger Dünger, weniger Chemikalien, seien ertragreicher, preiswerter und könnten unbedenklich verzehrt werden. Kurzum, GM-Pflanzen seien sicher.

In der kurzen Zeit seit Einführung dieser sogenannten Grünen Gentechnik, die ungefähr ab Mitte der neunziger Jahre in den Vereinigten Staaten ihren Siegeszug antrat, der erst später in Europa und Südamerika ins Stocken geriet, hat sich eines tatsächlich als sicher erwiesen: All die oben genannten vermeintlichen Vorzüge konnten nicht aufrechterhalten werden. Je nach Standort und Pflanzenart (Mais, Soja, Baumwolle, Weizen, Raps) mußten nach einigen Jahren entweder mehr Pflanzenschutzmittel versprüht werden als zuvor oder die Ernte hielt nicht, was die Biotechunternehmen versprachen. Für manche Landwirte kam die Grüne Gentechnik teurer als konventioneller Anbau, und hinsichtlich der Unbedenklichkeit des Verzehrs gentechnisch veränderter Produkte gibt es durchaus konträre Meinungen.

Als "sicher" konnte und kann man diese Form der Hybridisierung von Pflanzen, bei denen tierische und pflanzliche Zellbestandteile miteinander vermengt und zur Expression gebracht werden, nicht nennen.

Die Untauglichkeit des Freifahrtscheins, den Gentech-Lobbyisten dieser Technologie in der Regel ausstellen, wurde vor kurzem ein weiteres Mal bestätigt. Ein Bundesgericht in den USA hat das Landwirtschaftsministerium angewiesen, die Anträge für Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen einer genaueren Überprüfung zu unterziehen (AP, 7. Februar 2007).

Richter Henry H. Kennedy Jr. vom Bundesgerichtshof forderte das Ministerium auf, die Experimente der Scotts Company, die in Oregon mehr als 160 Hektar Fläche mit gentechnisch verändertem Gras anbauen will, zu überprüfen. Es hatte sich nämlich herausgestellt, daß sich der Grassamen in mehr als 18 Kilometern Entfernung von den Versuchsfeldern mit wildwachsendem Gras gekreuzt hatte.

Das US-Landwirtschaftsministerium mußte im vergangenen Jahr rund 1000 Anträge auf Zulassung für GM-Pflanzen bearbeiten. Von diesen wurden die meisten genehmigt, ohne daß es formale Versuche zur Bestimmung des Einflusses der Pflanzen auf die Umwelt gegeben hätte. Das bedeutet, daß auf keinen Fall mehr von einem kontrollierten Anbau gesprochen werden kann. Farmer, die GM-Pflanzen ablehnen und statt dessen dem konventionellen oder biologischen Anbau den Vorzug geben, laufen Gefahr, durch Einkreuzungen ihrer Felder geschädigt zu werden.

Wenn also demnächst Biotech-Lobbyisten behaupten sollten, daß für ein bestimmtes gentechnisch verändertes Produkt keine schädigenden Wirkungen festgestellt wurden, so trifft das wahrscheinlich sogar zu ... denn es wurde auch gar nicht danach geforscht.

13. Februar 2007