Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → SOZIALES

LANDRAUB/002: UNCCD-Botschafter warnt vor Land Grabbing in Trockengebieten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. November 2011

Umwelt: UNCCD-Botschafter warnt vor Land Grabbing in Trockengebieten

von Manipadma Jena

Dennis Garrity - Bild: © Manipadma Jena/IPS

Dennis Garrity
Bild: © Manipadma Jena/IPS

Neu-Delhi, 18. November (IPS) - Seine Aufgabe ist es, ein größeres öffentliches Bewusstsein für das Problem der Landverödung in Trockengebieten zu schaffen, die immerhin ein Drittel der Erdoberfläche bedecken. Dennis Garrity, der sich als Systemagronom jahrelang mit der Entwicklung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in den Tropen auseinandergesetzt hat, ist neuer Botschafter des UN-Wüstensekretariats (UNCCD). Als Interessenvertreter dieser zu 70 Prozent bedrohten Habitate warnt er vor den Gefahren, die von Land Grabbing und anderen Aktivitäten ausgehen.

Das Phänomen Land Grabbing meint die großflächige Aneignung von Land in Entwicklungsländern durch Privatinvestoren oder Industrie- und Schwellenländer für den exportorientierten Anbau von Nahrungsmittel- und Energiepflanzen. Es stellt nach Ansicht von Garrity eine große Bedrohung dar. "Die Bedenken gegenüber den Landnahmen vor allem in Afrikas Trockengebieten sind berechtigt und müssen ernst genommen werden", forderte er im IPS-Interview.

Die Erfahrung habe gelehrt, dass das Verpachten oder der Verkauf großer zusammenhängender Gebiete zur Vertreibung traditioneller Gemeinschaften führten. "Diese Menschen leben von dem Land. Sie haben keine alternativen Einkommensmöglichkeiten", so der ehemalige Chef des 'World Agroforestry Centre' (ICRAF) mit Sitz im kenianischen Nairobi. Den Investoren warf er vor, sich gar nicht im Klaren darüber zu sein, was sie mit ihren Aktivitäten anrichteten. "Nur allzu häufig verfahren sie nach dem allzu simplen Prinzip, Großplantagen im High Tech-Verfahren zu bewirtschaften und schalten damit die traditionellen Gemeinschaften aus. Das ist völlig inakzeptabel."


"Sozialkapital ist der Schlüssel"

Dem UNCCD-Botschafter zufolge ist auch die Gefahr, dass die Investoren ohne Rücksicht auf Verluste die Böden ausbeuten und verwüstet zurücklassen, groß. Zudem würden Landinvestitionen höchstwahrscheinlich spekulativen Zielen dienen. Die Regierungen forderte er auf, die lokalen Gemeinschaften zu schützen, die ein existenzielles Interesse am Wohlergehen der Böden hätten, von denen sie sich ernährten. "Investitionen sollten sich auf die Entwicklung der Fähigkeiten der Kleinbauern und Gemeinschaften konzentrieren, ihr eigenes Land zu bewirtschaften", sagte der US-Amerikaner. "Sozialkapital ist der Schlüssel für künftige Landregenerationsmaßnahmen."

Bei der Regeneration von Trockengebieten hat sich Gerrity zufolge die 'Immergrüne Landwirtschaft' (Evergreen Agriculture') bewährt: eine Weiterentwicklung des Waldfeldbaus, der seit Jahrhunderten von indigenen Völkern in Tropengebieten praktiziert wird und den Boden vor Erosion und dem Verlust der Wasserspeicherfähigkeit schützt. Bei der Immergrünen Landwirtschaft kommen spezifische Baumarten zum Einsatz, die die Fähigkeit besitzen, den Boden zu düngen.

"Diese Bäume, die Stickstoff aus der Atmosphäre speichern und den Einsatz von chemischen Düngemitteln überflüssig machen, nutzen der Nahrungsmittelproduktion und der Umwelt", so der Wissenschaftler. Die Bauern seien begeistert, nicht nur weil die Methode auf traditionellen Anbauweisen aufbaut, sondern reiche Ernten ermögliche. Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass diese Form der Landwirtschaft in den Trockengebieten im großen Stil durchgeführt werden könne und den Menschen vor Ort reiche Erträge bescherten. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.worldagroforestrycentre.org/
http://www.unccd.int/
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=105816

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 18. November 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. November 2011