Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → TICKER


WALD/100: Hambacher Forst - Gegenöffentlichkeit ... (Hambacher Forst)


Hambacher Forst - 3. November 2014

Statement zu den Presseberichten


Anmerkung der Schattenblick-Redaktion:

Der Quelle http://hambacherforst.blogsport.de/ folgend, veröffentlicht der Schattenblick die anschließende Stellungnahme zu einseitigen Presseberichten und Medienkampagnen.



Statement zu den Presseberichten

Da über die Teilräumung und sonstigen Ereignisse der letzten Tage viele erschreckend einseitige und verzerrende Darstellungen veröffentlicht wurden, wollen wir versuchen zu den uns am wichtigsten erscheinenden Diskrepanzen zwischen der Berichterstattung der Presse und der Aussagen beteiligter Aktivist_Innen Stellung zu nehmen, ohne explizit auf jeden Artikel einzugehen.

In fast allen Berichten ist von einem Angriff der Waldbesetzer_Innen auf "RWE-Mitarbeiter_innen" die Rede. Dies bezieht sich auf Angaben der Polizei, die aber zu diesem Zeitpunkt der Auseinandersetzung nicht vor Ort war, defacto also ausschließlich auf die Aussagen der Mitarbeiter des Konzerns (Gegendarstellungen der Besetzer_Innen sind auf dem Blog in den Beiträgen "Der Donnerstag aus unserer Sicht" und "Gedächtnisprotokoll 30./31.10" zu finden).

Angeblich wären außerdem Blendgranaten und andere Waffen zum Einsatz gekommen, die weder in den Pressemitteilungen der Polizei noch in Erzählungen der beteiligten Aktivist_Innen auftauchen. An dieser Stelle ist auch zu erwähnen, dass es auch auf dem Blog im Trubel der Räumung zu der Fehlinformation gekommen ist, dass die Sicherheitskräfte von RWE Pfefferspray eingesetzt hätten.

Ein wichtiges Detail ist auch, dass die vermeintlich Angegriffenen als "Waldarbeiter" oder "RWE-Mitarbeiter" bezeichnet werden, was den Eindruck erweckt, die Besetzer_innen suchten den physischen Konflikt mit bspw. Maschinenfahrer_innen und anderen "normalen" Arbeitenden. Bei den Konflikten Ende letzter Woche, waren jedoch ausschließlich bewaffnetes Sicherheitspersonal im Auftrag von RWE und Besetzer_innen beteiligt.

Weiterhin wird nicht hinterfragt, dass die "Weltkriegsmunition" mutwillig in der Nähe einer Barrikade plaziert worden sei, obwohl bekannt ist, dass der Hambacher Forst ein ehemals stark umkämpftes Gebiet war, und so Relikte aus dem 2. Weltkrieg immer wieder im Wald zu finden sind. Abgesehen davon wäre es höchst selbstgefährdend, diese unberechenbaren Sprengkörper einzusetzen. Interessant ist auch, dass eben jene Sprengkörper von dem Sprengmeister der RWE untersucht und als funktionsfähig und höchstgefährlich deklariert wurden, nicht von einem Konfliktunabhängigen.

Weiterhin wird berichtet, dass scharfe Handgranaten auch im Camp der Besetzer_Innen gefunden worden seien. Laut Bewohner_innen soll es sich hierbei ebenfalls um ein Überbleibsel aus dem 2. Weltkrieg handeln, das jedoch ausgehöhlt gewesen sei.

Fragwürdig und lückenhaft erscheint uns die Berichterstattung der Presse auch, da solidarischen Reporter_innen unter verschiedenen Vorwänden der Zugang sowohl zur Wiesenbesetzung als auch zum Ort der Auseinandersetzung verweigert wurde. Aufgrund dessen ist es umso ärgerlicher, dass sämtliche Fotos und Videoaufnahmen, die am Ort der Kämpfe gemacht wurden, von der Polizei beschlagnahmt wurden und so nicht einsichtig sind.

Schlussendlich wirkt es so, als wäre die Aufgabe der Medien als Berichterstatter nur unzureichend erfüllt, da sie sich in Spekulationen über "terroristische Dimensionen" verlieren, ihre Darstellungen jedoch nicht auf die Einseitigkeit ihrer Informationen und deren Wahrheitsgehalt prüfen. Ob die Polizei dabei als einzige bzw. sichere Informationsquelle gewertet werden kann, sei dahingestellt. Gerade in Anbetracht dessen, was für eine Außenwirkung das dargestellte Bild von den Protestlern zeichnet oder vielleicht zeichnen soll, und wessen Interessen dadurch letzendlich vertreten werden.

Auch der Kontrast im Umgang mit linken Umweltschützern und rechten Teilnehmern der Antisalafistischen Demo in Köln wirft die Frage auf, warum ein paar Baumbesetzer_innen als potentielle Bombenleger, 5.000 Nazi-Hooligans hingegen als nicht gewaltbereit eingestuft werden.

Wir schreiben diesen Text aus unbeteiligter Perspektive, wenn auch solidarischer, stützen uns also nicht auf persönliche Erfahrungen, sondern auf die Berichte der Presse, Erzählungen der Beteiligten und unseren Verstand.

Wir wünschen uns mehr Ergänzungen und kritische Beiträge zu den Geschehnissen, damit jemensch sich eine eigene Meinung bilden kann. Kommt einfach vorbei und macht euch ein eigenes Bild!


Links zu den Artikeln/Videos, auf die Bezug genommen wird:

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/hambacher-forst-polizei-findet-handgranaten-bei-umweltaktivisten-a-1000425.html

http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/8/2868340/pol-dn-polizeieinsatz-im-hambacher-forst-beendet

http://www1.wdr.de/themen/panorama/hambacher-forst110.html

http://www.ruhrnachrichten.de/nachrichten/weiterenachrichten/nordrheinwestfalen/Polizei-nimmt-14-Umweltschuetzer-im-Hambacher-Forst-fest;art5192,2526322

http://www.rundschau-online.de/rhein-erft/--hambacher-forst-polizei-nimmt-14-umweltschuetzer-fest,15185500,28904942.html

http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-aus-koeln/videoverletzteimhambacherforst102.html

http://www.ksta.de/kerpen/--hambacher-forst-polizei-nimmt-14-umweltschuetzer-fest,15189188,28904942.html


Setzt sich kritisch dem dem Spiegel Online-Artikel auseinander:

http://www.neues-deutschland.de/artikel/950973.spiegel-online-und-die-terrorgefahr-von-links.html?sstr=hambacher|forst


Weitere Informationen:
http://hambacherforst.blogsport.de/

*

Quelle:
Hambacher Forst
E-Mail: hambacherforst@riseup.net
Internet: http://hambacherforst.blogsport.de/


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. November 2014

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang