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INITIATIVE/118: Wasser, Sanitär, Hygiene - Der WASH Sektor formiert sich (FUE Rundbrief)


Forum Umwelt & Entwicklung - Rundbrief 2/2010
Wohlstand durch Wachstum? Wohlstand ohne Wachstum? Wohlstand statt Wachstum?

Der WASH Sektor formiert sich

Mehr Professionalisierung und sektorale Zusammenarbeit

Von Johannes Rück und Thilo Panzerbieter


Sektor-Studie in Berlin vorgestellt - Deutsche NROs aus der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) möchten ihre Zusammenarbeit in den Arbeitsbereichen WAsser-, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH) intensivieren.


Am 25. März war es soweit: 13 deutsche NROs legten in Berlin gemeinsam den Grundstein für ein zukünftiges deutsches WASH-Netzwerk. Mehrheitlich wurde ein Bedarf für eine Intensivierung und Professionalisierung der sektoralen Zusammenarbeit formuliert. Zwei zentrale Arbeitsbereiche zeichnen sich für das neue Netzwerk ab: Die Einführung eines kontinuierlichen Wissensaustauschs zwischen den Organisationen soll die Kosten der Professionalisierung senken, die Qualität der Arbeit erhöhen und die Kohärenz des Beitrags der Nichtregierungsorganisationen (NROs) zur deutschen EZ steigern. Die Aufnahme konzertierter Aktivitäten im Bereich der Advocacy- und Öffentlichkeitsarbeit soll den Themen Wasser, sanitäre Grundversorgung und Hygiene zu mehr Popularität innerhalb und außerhalb der EZ verhelfen. Noch in diesem Jahr soll in einem Workshop ausgearbeitet werden, wie das Netzwerk institutionell aufgestellt wird mit welcher Strategie die hehren Ziele effektiv verfolgt werden können.


Befragung des WASH-Sektors

Die Ergebnisse der Auftaktveranstaltung stehen im Einklang mit den Ergebnissen einer vorausgegangenen Erhebung des WASH-Sektors, die in diesem Rahmen veröffentlicht wurden. 88 deutsche NROs der EZ waren im Vorfeld der Veranstaltung zu ihrem Engagement im WASH-Bereich und ihrem Interesse an der Vertiefung organisationsübergreifender Kooperation befragt worden, 38 von ihnen haben umfassende Daten offengelegt. Die Mehrheit der Befragten sah sich in dem Zwiespalt, einerseits sehr interessiert an einer sektorbezogenen Vernetzung zu sein, aber anderseits bisher gänzlich inaktiv gewesen zu sein. Den größten Nutzen eines Netzwerks sahen die Befragten in den Bereichen Wissensmanagement, der persönlichen Vernetzung und der Interessensvertretung vor Politik und Öffentlichkeit.


Gemeinsamer Dialog mit der Politik

Schon die Auftaktveranstaltung bot eine erste Möglichkeit zum gemeinsamen Dialog mit der Politik. Das BMZ informierte zu aktuellen Entwicklungen aus dem Feld der internationalen WASH-Policy und begrüßte die Initiative. Die Unterstützung des BMZ ist nicht ganz uneigennützig, denn auch das BMZ wünscht sich mehr Lobby für das Querschnittsthema, dem populäre Themen wie Gesundheit oder die Klimaproblematik, die explizit im Koalitionsvertrag erwähnt werden, häufig den Rang ablaufen. Da kann Unterstützung von Seiten der Zivilgesellschaft nicht schaden. Auf globaler Ebene versucht das BMZ das Thema durch die Mitgestaltung des globalen und inklusiven Koordinierungsmechanismus "Sanitation and Water for All - A Global Framework for Action" auf eine höhere politische Ebene zu hieven.

Den Stein ins Rollen gebracht haben die German Toilet Organization (GTO), Bremen Overseas Research and Development Association (BORDA) und Women in Europe for a Common Future (WECF) auf dem letztjährigen Jahrestreffen der AG Wasser des Forums Umwelt und Entwicklung. Dort hatte es geheißen, dass insbesondere das Internationale Jahr der sanitären Grundversorgung (IYS 2008) gezeigt hätte, wie sehr der Sektor von der Stärkung des internen Austauschs und einer gemeinsamen Außendarstellung profitieren könne und dass an die Aktivitäten und Impulse, die das IYS 2008 ermöglicht hat, angeknüpft werden sollte. Das IYS 2008 als Plattform hatte zum ersten Mal einen intensiven Dialog zwischen den Akteuren des Sektors mit der Politik sowie mit Forschungseinrichtungen und der Industrie ermöglicht.

Interessierte Organisationen, die sich an der Gestaltung des Netzwerks beteiligen möchten, erreichen die Initiative über die German Toilet Organization
(www.germantoilet.org).


Johannes Rück ist Mitarbeiter der German Toilet Organization (GTO) und ist für die Koordination der Initiative verantwortlich. Thilo Panzerbieter ist Geschäftsführer der GTO.


Das Forum Umwelt & Entwicklung wurde 1992 nach der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung gegründet und koordiniert die Aktivitäten der deutschen NRO in internationalen Politikprozessen zu nachhaltiger Entwicklung. Rechtsträger ist der Deutsche Naturschutzring, Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände (DNR) e.V. Diese Publikation wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) offiziell gefördert. Der Inhalt gibt nicht unbedingt die Meinung des BMZ wieder.

Der Rundbrief des Forums Umwelt & Entwicklung, erscheint vierteljährlich, zu beziehen gegen eine Spende für das Forum.


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Quelle:
Forum Umwelt & Entwicklung - Rundbrief 2/2010, S. 35
Herausgeber: Projektstelle Umwelt & Entwicklung
Koblenzer Str. 65 53173 Bonn
Telefon: 0228/35 97 04, Fax: 0228/923 993 56
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Internet: www.forumue.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. August 2010