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SCHADSTOFFE/039: Steigende Nitratbelastung durch Gülleimporte aus den Niederlanden (BUND NRW)


BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. - 11. November 2009

Steigende Nitratbelastung durch Gülleimporte aus den Niederlanden

BUND warnt vor Gefährdung des Trinkwassers


Düsseldorf, 11.11.2009 - Vor steigenden Belastungen des Grundwassers in den linksrheinischen Grundwasservorkommen entlang der Grenze zu den Niederlanden warnt der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Dem BUND vorliegende Messergebnisse aus verschiedenen Brunnen im Raum Heinsberg belegen seit Jahren steigende Trends", sagt Paul Kröfges, Landesvorsitzender des BUND. "Offenbar besteht ein Zusammenhang mit den Gülleimporten aus den Niederlanden. Gutes Grundwasser ist aber die ideale Voraussetzung für gutes Trinkwasser und muss daher vor den Auswüchsen der Massentierhaltung auf beiden Seiten der Grenze geschützt werden." Nach offiziellen Berechnungen werden allein im Kreis Heinsberg jährlich bis zu 6.000 Tonnen Gülle aus den Niederlanden auf die Felder aufgebracht.

Die steigende Nitrat-Belastung des Grundwassers konnte auch durch den Abschluss von Kooperationsverträgen mit der Landwirtschaft nicht gestoppt werden. Im Gegenteil: Kontinuierlich steigen die Konzentrationen sogar in bisher äußerst gering belasteten Brunnen an. In einigen Fällen überschreitet die Konzentration den gesetzlichen Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter um das Doppelte bis Dreifache. Die Folge sind Brunnenschließungen und die Notwendigkeit, immer neue, tiefer liegende Grundwasservorräte zu erschließen, damit durch Vermischung die gesetzlichen Anforderungen eingehalten werden können. Der BUND kritisiert, dass damit auch die Anforderungen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie verletzt würden, da fast alle diese Grundwasserkörper in einem schlechten chemischen Zustand sind.

Bei der Suche nach den Quellen der Verschmutzung rücken die umfangreichen Gülleimporte aus den Niederlanden zunehmend in den Fokus. "In großen LKW-Transportern wird die Gülle in die deutschen Grenzregionen verbracht und dort auf den Feldern verteilt. Anwohner aus der Region beobachten dabei immer wieder, dass solche Transporte vorzugsweise am Wochenende oder in den Nachtstunden stattfinden" sagt der BUND-Chef Kröfges. "Damit soll wohl das ganze Ausmaß der Importe verschleiert werden, eine reguläre Kontrolle ist so jedenfalls nicht möglich. Fakt ist, dass in den Niederlanden ein riesiger Gülleüberschuss besteht, der in Deutschland grenznah günstig entsorgt wird, mit dem Ergebnis ständig steigender Nitratgehalte im Grundwasser. "Seit 2007 ist der In- und Export solcher so genannter Wirtschaftsdünger im Grenzland unter bestimmten Bedingungen zulässig. Dabei müssten allein die Bestimmungen des Tierseuchenrechts eingehalten werden. Ob und in welchen Mengen die Gülle auf den Acker gelangt, sei für die Veterinäre nicht relevant.

Der BUND hält die aktuelle Situation für nicht akzeptabel. Die Umweltschützer forderten deshalb Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg auf, endlich wirksame Maßnahmen gegen die weitere Belastung des Grundwassers zu ergreifen. Es müsse belegt werden, ob und wie die vorgeschrieben Genehmigungen und Kontrollen durch die Landwirtschaftskammern stattfinden. Striktere Kontrollen der aufgebrachten Düngermengen seien unerlässlich. Gleichzeitig müssen die Kontrollmöglichkeiten erheblich verstärkt werden, um illegale Transporte zu verhindern und eine bessere Übersicht über die importierten Güllemengen zu bekommen. Letztlich dürfen nur noch Mengen aufgebracht werden, die Boden- und Grundwasserverträglich sind.


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Quelle:
Presseinformation Nr. 77, 11. November 2009
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/30 20 05-22, Fax: 0211/30 20 05-26
Redaktion: Dirk Jansen, Pressesprecher
E-Mail: dirk.jansen@bund.net
Internet: www.bund-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. November 2009