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SCHADSTOFFE/071: Grundwasserbelastung durch Bergwerk Auguste Victoria (VSR)


VSR-Gewässerschutz e.V. - 8. Februar 2012

Verantwortliche im Bergwerk Auguste Victoria verschwiegen jahrelang Grundwasserbelastung


Seit Jahren ist dem Betreiber der Zeche Auguste Victoria in Marl bekannt, dass stark versalztes Grundwasser aus der Halde Brinkfortsheide in Richtung der Ortschaft Hamm fließt. Das durch die Siedlung fließende Grundwasser ist somit zur Bewässerung der Gärten nicht mehr geeignet. Eine Information an die ansässige Bevölkerung erging aber nicht, sodass betroffene Bürger ihr Brunnenwasser weiterhin im Garten nutzten oder sogar noch neue Gartenbrunnen anlegen ließen. Die Brunnennutzer und die zuständige Kontrollbehörde das Landesbergamt erfuhren von der sehr hohen Grundwasserbelastung erst durch die Untersuchungen vom VSR-Gewässerschutz. "Es ist ein Skandal, dass die Verantwortlichen des Bergbaus die Bürger nicht darüber informierten, dass das Brunnenwasser stark belastet sein kann." so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende beim VSR-Gewässerschutz.

Da dem VSR-Gewässerschutz nicht nur der aktuelle Zustand interessiert, sondern auch wie es zu der Verschmutzung kommen konnte, nutzten diese die Möglichkeiten des Umweltinformationsgesetzes aus. In der letzten Woche suchte Harald Gülzow als im VSR-Gewässerschutz für Fragen des Bergbaus zuständige Vorstandsmitglied die Dienststelle des Landesbergamtes NRW in Dortmund auf und lies sich die vorliegenden Akten zeigen. Am Ortsrand von Hamm in Richtung der Halde befinden sich nach den vorhandenen Lageplänen nur vier Probestellen. Drei dringen dabei nur in Tiefen von 10 m vor, während der vierte auf 18 m gebohrt wurde. Gerade dieser tiefe Brunnen war auch am stärksten belastet. Mit der Beprobung dieser erst seit 1999 bestehenden Kontrollstellen hatten die Verantwortlichen des Bergwerks Auguste Viktoria ein Ingenieurbüro in Essen beauftragt. Die Unterlagen zeigen, dass bei allen seit April 2008 untersuchten Wasserproben des tiefsten Brunnens die Chloridkonzentrationen den Wert von 1600 Milligramm pro Liter überschritten wurde. Normale Chloridwerte im Grundwasser würden unterhalb von 100 Milligramm liegen.

Ohne Vorkehrungen zum Schutze des Grundwassers wurde 1987 die Erweiterung der Halde Brinkfortsheide in Marl vom damaligen zuständigen Bergamt genehmigt. Weder eine Basisabdichtung noch Grundwasserkontrollen wurden gefordert. Auch in den nachfolgenden Jahren wurden notwendige Grundwasserschutzmaßnahmen nicht nachträglich festgesetzt. Dabei hatte schon 1983 das Geologische Landesamt NRW in Krefeld auf die Gefahren durch das Sickerwasser der Halden auf das Grundwasser hingewiesen. Die Erkenntnisse der damaligen Studie an der Bergehalde Pattberg hätten in die Genehmigung einfließen müssen. Diese schon 1983 veröffentlichten Erkenntnisse setzte das damalige Bergamt Marl aber nicht um. Weder wurden Schutzmaßnahmen zur Verringerung und Ableiten des mit Salzen belasteten Grundwassers vorgeschrieben, noch der Betrieb von Kontrollbrunnen im Bescheid verankert. Bei der aktuell anstehenden Erweiterung der Halde auf Bereiche südlich des Sickingmühlenbaches wird es endlich eine Basisabdichtung geben "Wir hoffen, dass auch ausreichend Kontrollbrunnen für die Erweiterung sowie die vorhandene Halde angeordnet werden, damit Grundwasserbelastungen frühzeitig erkannt werden können." so Susanne Bareiß-Gülzow.

Am nordwestlichen Haldenfuß werden seit Jahren in 10 m Tiefe Chloridkonzentrationen von über 3000 Milligramm pro Liter festgestellt. Da Salzwasser bekanntlich schwerer als Süßwasser ist, kann dieses hoch belastete Wasser nach unten absinken. "Es ist dringend notwendig, dass das Landesbergamt die Zeche Auguste Victoria verpflichtet, den Umfang des von der Halde ausgehenden versalzten Grundwasserstroms zu bestimmen," so Harald Gülzow. Hierzu müssen wesentlich tiefere Probebrunnen gesetzt werden, um die Unterkante des salzigen Grundwasser ausmachen zu können. Es darf nicht sein, dass das Bergwerk weiterhin versucht die Schuld an der Versalzung der Grundwasserabsenkung im Bereich des Friedhofs zu zuschieben. Dort werden keine Chloride ins Grundwasser eingetragen. Diese Absenkung kann daher nicht ursächlich die Versalzung verursacht haben. Die Gewässerschützer werden weiterhin vor Ort aktiv bleiben. Es sollen im Laufe des kommenden Jahres auch intensive Grundwasseruntersuchungen im Umfeld anderer Bergehalden durchgeführt werden.

Brunnennutzer, die ihr selbst gefördertes Wasser überprüfen lassen wollen, können die Mitarbeiter vom VSR-Gewässerschutz immer Freitags von 9 bis 12 Uhr unter Tel. 02831 976523 oder jederzeit per email unter brunnen@vsr-gewaesserschutz.de erreichen.

Weitere Informationen kann man auch unter http://www.vsr-gewaesserschutz.de/45.html erhalten.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 08.02.2012
VSR-Gewässerschutz
Egmondstr. 5, 47608 Geldern
Tel.: 02831/980281, Fax: 02831/976526
E-Mail: VSR-Information@VSR-Gewaesserschutz.de
Internet: www.VSR-Gewaesserschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Februar 2012