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SCHADSTOFFE/080: Salzeinträge aus dem Bergbau zerstören die biologische Vielfalt in der Saale (VSR)


VSR-Gewässerschutz e.V. - 25. Juni 2012

Messfahrt vom VSR-Gewässerschutz belegt:
Salzeinträge aus dem Bergbau zerstören die biologische Vielfalt in der Saale



Bei seinen Messfahrten im Mai und Juni hat der VSR-Gewässerschutz in der Saale Salzkonzentrationen gefunden bei denen viele süßwasserbewohnende Kleinstlebewesen nicht mehr überleben. Dadurch ist auch der Bestand an Fischen, Krebsen und Amphibien beeinträchtigt ist, da sie nicht mehr ausreichend Nahrung finden. Ursache ist vor allem der Kalibergbau in der Region. Neben den direkten Einleitungen der Salzabwässer in die Saale und ihre Nebenflüssen führen auch die Kalirückstandshalden zu einer massiven Versalzung. Kochsalz, chemisch als Natrium-Chlorid bezeichnet, verbessert beim Essen den Geschmack - ist es aber im Wasser in zu hoher Konzentration vorhanden, schädigt es das Leben.

Wenn die Saale in den Naumburger Raum kommt, besitzt sie mit einem Chloridgehalt von 75 Milligramm pro Liter (mg/l) einen für einen Binnenfluss normalen Salzwert. Dies ändert sich aber schlagartig an der Mündung der Unstrut. Ihre Chloridbelastung von 425 mg/l führt dazu, das die Chloridkonzentration in der Saale auf 235 mg/l ansteigt. Auf diesem Niveau bleibt die Salzbelastung, bis nördlich von Halle die Salza mit 525 mg/l Chlorid und die Schlenze mit 11500 mg/l Chlorid mündet. Insbesondere durch die extrem hohe Salzbelastung der Schlenze in Friedeburg verdoppelt sich die Belastung der Saale fast auf 415 mg/l. Die nächste Dopplung der Belastung erfolgt im Mündungsbereich der Bode bei Nienburg. Durch die sehr hohe Chloridkonzentration dieses Nebenbaches von 3580 mg/l Chlorid kann man in der Saale nun eine Konzentration von 1000 mg/l messen. Der Chloridwert dieses linken Elbenebenflusses hat sich von Naumburg ausgehend inzwischen um mehr als das 10-fache erhöht. Bis zu ihrer Mündung sinkt die Chloridkonzentration infolge zufließender Bäche geringfügig auf 920 Milligramm. Selbst in der Elbe, einem der großen Ströme in Deutschland ist dieser Salzeintrag noch feststellbar. So steigt die Chloridkonzentration von nur 60 mg/l in Aken auf 350 mg/l in Schönebeck an.

Seit Jahren ist bekannt, dass bei Salzkonzentrationen von über 400 mg/l der von der Wasserrahmenrichtlinie geforderte gute ökologischen Zustand nicht möglich ist. Eine vom nordrhein-westfälischen Landesamt für Natur, Umwelt und Naturschutz im letzten Jahr in Auftrag gegebene Studie belegte, dass sogar ab 200 mg/l Chlorid bereits fast die Hälfte der normalerweise vorkommenden Arten bei den Kleinstlebewesen und ab 400 mg/l sogar schon dreiviertel der Arten nicht mehr vorhanden sind. Das ist alarmierend und zeigt wie wichtig für die Artenvielfalt der Saale eine Reduzierung der Salzkonzentration ist.

In der am 20. Juli von unserer Bundesregierung erlassenen Oberflächengewässerverordnung werden die Anforderungen an die Qualität unserer Bäche und Flüsse erneut definiert. Für den von der europäischen Wasserrahmenrichtlininie geforderten guten Zustand verlangt die neue deutsche Verordnung, dass die Zusammensetzung und die Anzahl der im Gewässer vorkommenden Kleinstlebewesen nur in geringem Maß von der normalerweise in unbelasteten Gewässern abweicht. Diese Anforderung wird aufgrund der Salzkonzentrationen bereits in der Saale ab dem Zufluss der salzhaltigen Unstrut bei Naumburg bis zur Mündung in die Elbe bei Barby nicht erfüllt.

Der VSR-Gewässerschutz fordert den Kalibergbau in der Region auf beim Abbau und bei der Aufbereitung der Salze umweltschonendere Verfahren einzusetzen. "Leider hat der Kalibergbau aufgrund einer längst überholten Gesetzeslage und den Bergbehörden, die statt die Konzerne kontrollieren mit ihnen kooperieren bis heute die Salzbelastung nicht nachhaltig genug reduziert." so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Gegenüber anderen Wirtschaftszweigen, die ihre Belastung der Flüsse durch den Bau von Reinigungsanlagen und Umstellung betrieblicher Verfahren schon längst stark verringern mussten, stellt dies eine erhebliche wirtschaftliche Bevorzugung dar. Auch die weiterhin gängige Praxis die großen Mengen Abfall-Salze auf Kalihalden aufzuschütten muss dringend unterbleiben. Trotz Abdichtungen bzw. Abdeckungen wird das Salz letztendlich früher oder später gelöst und gelangt so in das Grundwasser und die Flüsse. Besonders kritisch sind diesbezüglich die vielen bereits bestehenden Kalirückstandshalden zu betrachten. Die von der Kaliindustrie betriebenen Abdeckungen kann die Haldenauflösung nur verlangsamen aber nicht verhindern. Aber gerade wegen dieser Salzeinträge aus Fehlern der Vergangenheit müssen in Zukunft jegliche neue Gewässerbelastungen aus der Kaliindustrie unterlassen werden.

Die Untersuchungen an der Saale wurden im Rahmen des Projektes: Salzbelastung aus Industrie und Bergbau" durchgeführt. Weitere Informationen zu diesem Projekt können unter http://www.vsr-gewaesserschutz.de/16.html nachgelesen werden.

Geldern, den 25. Juni 2012

Dipl.-Phys. Harald Gülzow
Pressesprecher

Die Messwerte finden Sie unter http://www.vsr-gewaesserschutz.de/resources/PE+Saale.pdf
Weitere Informationen über unsere Arbeit finden Sie unter www.VSR-Gewaesserschutz.de

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Quelle:
Pressemitteilung vom 25.06.2012
VSR-Gewässerschutz
Egmondstr. 5, 47608 Geldern
Tel.: 02831/980281, Fax: 02831/976526
E-Mail: VSR-Information@VSR-Gewaesserschutz.de
Internet: www.VSR-Gewaesserschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2012