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SCHADSTOFFE/160: "Blaualgen" jetzt auch in Flüssen (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1131 vom 05. Okt. 2018, 37. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

"Blaualgen" jetzt auch in Flüssen


Wenn bisher von "Blaualgen" die Rede war, dann ging es um Seen und andere stehende Gewässer. 2017 und jetzt im Sommer 2018 sind "Blaualgen"-Teppiche aber auch in und auf der Mosel sichtbar geworden. So hat das Mainzer Umweltministerium am 15.08.2018 Anwohner und Nutzer der Moselstrecke in Rheinland-Pfalz dazu aufgefordert, "vorsorglich" Moselabschnitte mit "deutlich grüner Färbung und geringer Sichttiefe" zu meiden. In der Pressemitteilung heißt es ferner:
"Das Trinken oder Verschlucken von Wasser ist zu vermeiden, auch Haustiere sind vom den Gewässern fernzuhalten. Kommen die Algen mit den Schleimhäuten in Berührung, kann es bei empfindlichen Personen zu Reizungen, Bindehautentzündungen der Augen oder Quaddeln auf der Haut kommen."

Erklärt wird, dass es sich bei "Blaualgen" um Bakterien der Gattung Microcystis handeln würde. "Sie gehört zu den Cyanobakterien, die schädliche Stoffe für die menschliche Gesundheit bilden können." Im Mainzer Umweltministerium wird vermutet, dass die lang andauernde Niedrigwassersituation und die dadurch verursachten lange Aufenthaltszeiten des sehr langsam fließenden Wassers in den Staustufen der Mosel die Entwicklung von "Blaualgen" begünstigt haben könnte. Die "Blaualgen-Blüten" waren erstmals im Aug. und Sept. 2017 in der stauregulierten Mosel beobachtet worden. Damals hatten sich die "Blaualgen-Teppiche" über die ganze Breite der Mosel erstreckt. Vor etwa einem Jahr hatte damals das Mainzer Umweltministerium insbesondere Kleinkinder, Badende und Wassersportler per Pressemitteilung am 10.08.18 vor dem Kontakt mit den "Blaualgen-Schlieren" gewarnt: "Das Trinken oder Verschlucken von Moselwasser ist zu vermeiden, auch Haustiere sind vom Moselwasser fernzuhalten."

"Baualgen-Blüten" führen zur Beunruhigung der Bevölkerung

Angesichts der "Blaualgen-Blüten" im Sommer 2017 im rheinland-pfälzischen Moselabschnitt hatte seinerzeit die Koblenzer RHEINZEITUNG am 16.08.17 berichtet, dass wegen dem Phänomen "viele Bürger beunruhigt" wären. Beim Landesamt für Umwelt in Mainz seien allein an einem Tag rund 200 besorgte Anrufe eingegangen. Darunter wären auch Anfragen von Vereinen gewesen, die Veranstaltungen auf oder in der Mosel geplant hätten. Die Antwort des Pressesprechers des Landesamtes: Jeder müsse das Risiko selbst einschätzen. Und Badende seien ungleich mehr durch die Sog- und Schwallwirkung der Frachtschiffe als durch die Blaualgen gefährdet.

Was ist der Grund für die "Baualgen-Blüten" in der Mosel?

Die konkreten Ursachen für dieses "für die Mosel neue Phänomen" seien bislang nicht bekannt, ist im Sommer 2017 und auch jetzt wieder im Sommer 2018 im Landesamt erklärt worden. Die zunehmend warmen Temperaturen durch den Klimawandel sowie die Nährstoffbelastung der Flüsse könnten zu solchen Belastungen führen. SWR-Rheinland-Pfalz hatte damals am 11.08.17 berichtet: "Weder in der Mosel noch im Rhein seien bislang jemals Blaualgen in dem Ausmaß aufgetaucht." Im SWR wurde spekuliert, dass eine sich invasiv ausbreitende Fischart zu dem "Blaualgenproblem" geführt haben könnte:

"Die Schwarz-Grundeln, die jedes Jahr mehr würden, hätten von April bis September ständig Nachwuchs, der sich von kleinen Wasserflöhen und Hüpferlingen ernähre. 'Wenn viele davon gefressen werden, ist dann keiner mehr da, der die Algen frisst'",
zitierte der Sender den Leiter des Referats Gewässerökologie und Fischerei beim Mainzer Landesamt für Umwelt, Lothar Kroll. In der Arbeitsgruppe Ökologie der Internationalen Kommission zum Schutze des Rheins (IKSR) hatte seinerzeit der zuständige Biologe des Landesamtes, Dr. Jochen Fischer, zu dem Blaualgenproblem am 12.10.17 u.a. ausgeführt, dass die von den "Blaualgen" ausgeschiedenen Mycrocystine nur in wenigen spezialisierten Laboreinrichtungen analysiert werden könnten. Die Bildung von giftigen Mycrocystine sei auch vom Genotyp der jeweiligen "Blaualgen" abhängig. Zudem sei darauf hinzuweisen, dass die Toxine erst nach dem Absterben der "Blaualgen" freigesetzt würden. In der durchmischten Probe aus der Staustufe Koblenz habe die Bundesanstalt für Gewässerkunde eine Mycrocystin-Konzentration von "meist" unter 0,1 Mikrogramm pro Liter (µg/l) analysieren können. Diese Konzentrationen seien niedriger gewesen, als man auf Grund der Konzentration der "Blaualgen" in der Mosel vermutet hatte. Der WHO-Leitwert für Trinkwasser liege übrigens bei 1 µg/l.

Weitere Auskunft zum "Blaualgen-Phänomen" in der Mosel:
Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft
und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz
55116 Mainz
http://www.luwg.rlp.de/

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1131
Herausgeber:
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. November 2018

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