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BERICHT/096: Plombières Les Bains. Wo schon die alten Römer kurten (Irene und Gerhard Feldbauer)


Plombières Les Bains. Wo schon die alten Römer kurten

von Irene und Gerhard Feldbauer, 24. September 2013


Bildautor: © Mstorn - freigegeben als CC-BY-SA-3.0,2.5,2.0,1.0

Blick von Westen auf Plombières les Bains (aufgenommen auf der Straße aus Richtung Epinal)
Bildautor: © Mstorn - freigegeben als CC-BY-SA-3.0,2.5,2.0,1.0

"Mein Verlangen nach diesem Tal ist unersättlich. Welch ungeheurer Zauber, welch entzückende Wälder, bezaubernde Hänge. Ich kann mich nicht von ihrer Schönheit losreißen."

In solcher Art begeisterte sich Eugène Delacroix, der größte französische Romantiker, über die "kaiserliche Stadt" Plombières les Bains im Jahre 1857. Die Rückfahrt von Basel nach einem Vortrag bei der Schweizer Freundschaftsgesellschaft mit Vietnam benutzten wir zu einem Abstecher in die nahe dem Dreiländereck Deutschland-Schweiz-Frankreich gelegene Stadt und konnten Delacroix nur zustimmen. Es ist ein Zauber, der noch heute wirkt und dem man sich, vorausgesetzt, man hat etwas übrig für die Schönheiten der Natur, kaum entziehen kann.

Aber auch der historisch Interessierte kommt voll auf seine Kosten. Blickt doch die Bäderstadt im Herzen der Vogesen, umgeben von Bergen, Tannenwäldern und Seen, auf eine über 2.000jährige Geschichte zurück. Funde von Münzen, Scherben und Schmuckstücken belegen, dass bereits 5.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung die Kelten dort weilten. Im zweiten Jahrhundert drangen die Römer ins Tal der Augronne vor, begannen Badebecken anzulegen und eine Kanalisation zu bauen. In den Chroniken wird berichtet, dass sich die Legionäre an den Thermen von den Strapazen der Schlachten gegen die germanischen Stämme erholten und ihre Wunden heilten. Aber auch Goten, Vandalen und Burgunden, Alemannen und Franken, die im fünften Jahrhundert das weströmische Reich überrannten, werden erwähnt.

Nach der Gründung des Frankenreiches 496 durch Chlodwig I. gehörte Plombières zu diesem bedeutendsten Reich des frühen Mittelalters, das germanische und römische Völker vereinte und die Grundlage für das Entstehen des Abendlandes, besonders Deutschlands und Frankreichs, legte. Im 13. Jahrhundert erwähnen die Dominikanermönche die Fointaines merveilleuses (wunderbare Quellen). Sie berichten auch von dem ein Jahrhundert später errichteten Hospital für Arme.

Bildautor: © Thermesplb - freigegeben als CC-BY-SA-2.5

Foto der Napoleon-Thermen in Plombières les Bains
Bildautor: © Thermesplb - freigegeben als CC-BY-SA-2.5

In den folgenden Jahrhunderten steigt Plombières zum mondänen Badeort auf, der höchste Persönlichkeiten der Gesellschaft beherbergt, unter ihnen Künstler wie Goya, Berlioz, Maupassant, Dumas, Voltaire. Napoleon I. nationalisiert 1809 die Thermen und erklärt sie zum Staatsbad. Napoleon III. residiert allein fünfmal in der Bäderstadt. Das Hofblatt "Le Moniteur" vermeldet, "der Gesundheitszustand des Empereurs verbessert sich durch die Bäder zusehends". Das Hofhalten rückt Plombières mehrmals in den Mittelpunkt französischer und europäischer Geschichte. 1858 empfing Napoleon III. Graf Camillo Benso di Cavour, den Ministerpräsidenten König Alberts von Piemont (Italiens), und versicherte ihn des Beistands Frankreichs im Krieg gegen Österreich, der ein Jahr später ausbrach und mit einer Niederlage der Habsburger endete.

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Quelle:
© 2013 by Irene und Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. September 2013