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WISSENSCHAFT/008: Wissenschaft und Religionskritik (ha)


humanismus aktuell - Hefte für Kultur und Weltanschauung - Nr. 19 - Herbst 2006

Wissenschaft und Religionskritik

von Günter Kehrer


Scheinbarer Burgfrieden

Das Thema "Wissenschaft und Religionskritik" scheint mehr als unzeitgemäß zu sein. Haben nicht Wissenschaftler und Theologen schon längst ihren Frieden geschlossen? Hat nicht der Burgfrieden zwischen Wissenschaft und Religion mittlerweile fast Allgemeingültigkeit erlangt?

Tatsächlich scheint Religionskritik seit fast hundert Jahren kaum mehr präsent in der Öffentlichkeit zu sein. Moderne Religionskritik, das heißt für die meisten Menschen immer noch Feuerbach, Marx, Nietzsche und Freud. Und die wurden von den christlichen Theologen moderner Prägung schon längst vereinnahmt und zeitgenössische Religionskritik - wie etwa in ihrer kirchenkritischen Variante bei Karlheinz Deschner [1] oder in der theologiekritischen Variante bei Hans Albert [2] - wird mit vornehmen Nichtbeachten quittiert.

Solange man sicher sein kann, dass die Kanäle der öffentlichen Meinungsbildung den religionsfreundlichen Organisationen offen stehen, den religionskritischen dagegen verschlossen sind, so lange kann der Eindruck aufrecht erhalten werden, es beständen keine Konflikte zwischen Wissenschaft und Religion und damit auch keine Berechtigung für Religionskritik. Dieser Eindruck wird noch verstärkt, wenn man feststellen muss, dass auch die Religionswissenschaft, also die Wissenschaft, die die Erforschung von Religion und von Religionen zum Gegenstand hat, keine Anstalten unternahm, Religionskritik zu betreiben, ganz im Gegenteil: Sie hielt und hält sich viel darauf zugute, dass die Wahrheitsfrage auf die Gegenstände ihres Gegenstandes nicht anwendbar sei. [3]

Dabei wurde und wird aber übersehen, dass alle Religionen Sätze formulieren, die prinzipiell der Überprüfung zugänglich sind und dass auch die Sätze, die sich direkter Überprüfung entziehen, nicht in einem sinnfreien Raum existieren, sondern nur in bestimmten Kontexten überhaupt verständlich sind und dass diese Kontexte wiederum überprüfbar sind.

Kritik religiöser Sätze

Ich werde im folgenden zwei Aspekte von Religionskritik unterscheiden: Einmal die Kritik religiöser Sätze mit naturalistischen Bedeutungskomponenten, zum anderen Kritik religiöser Sätze ohne naturalistischen Bedeutungskomponenten. Diese Ausführungen sind jedoch nur der kürzere Teil der Ausführungen. Etwas ausführlicher werde ich zeigen, dass eine konsequent historisch arbeitende 'Religionswissenschaft' implizit immer 'Religionskritik' ist, die es gilt explizit zu machen.

'Zum ersten Teil des ersten Teils':

Alle uns bekannten Religionen enthalten Sätze, die überprüfbar sind; sehr häufig handelt es sich um kosmologische Aussagen, etwa über die Entstehung der Welt, des Lebens, über die Natur des Menschen etc. Man kann sich hier kurz fassen: Alle diese Sätze sind nach unserem heutigen Stand des Wissens falsch.

Das hat sich inzwischen herumgesprochen und so vertreten nur noch die hard-core-Fundamentalisten die biblische Kosmologie, während die weichgespülten Fundamentalisten wie der gegenwärtige Papst versuchen, die moderne Kosmologie mit dem Glauben an einen Schöpfergott zu harmonisieren. Der Trick besteht darin, Gott als agens der Evolution zu verstehen, was gelingen könnte, wenn man von einer zielgerichteten Evolution ausgeht, also von einer finalistisch-teleologischen Kosmologie, die jedoch dem modernen Weltverständnis widerspricht, das von Ursachen ausgeht und mit guten Argumenten keine zielgerichtete Entwicklung annimmt.

Religionen, die weniger kosmologische Aussagen enthalten, haben es einfacher als Religionen mit einer großen Menge von solchen Aussagen. Außerdem ist es immer möglich, Religionen so zu rezipieren, dass die kosmologischen Sätze einfach nicht wahrgenommen werden. Dies ist besonders bei östlichen Religionen der Fall.

Wer sich einmal die Mühe macht und die - man kann es nicht anders nennen - kruden Kosmologien und Chronologien des so genannten Hinduismus, Jainismus, Buddhismus betrachtet, wird fast geneigt sein, die ersten Kapitel der Bibel als wohltuend sachlich und nüchtern zu empfinden. Es ist fast peinlich, aber man muss es wiederholen: Die uns bekannten Religionen sind in ihren kosmologischen Aussagen (und dies im weitesten Sinne verstanden) als falsche zu bezeichnen.

Die Frage stellt sich unvermeidlich, was machen wir mit Religionen, deren wesentliche Bestandteile, die lange Zeit als unverzichtbar galten und auch heute noch zum eisernen Glaubensbestand gehören, nach unserem Stand des Wissens falsch sind? Es gehört zu den Strategien scheinbar aufgeklärter Vertreter etablierter Religionen, kosmologische Aussagen stillschweigend unter den Tisch fallen zu lassen oder sie hermeneutisch so lange hin und her zu wenden, bis sie jeden konkreten Bezug verloren haben. [4]

Da wird dann die klare Aussage des Glaubensbekenntnisses, dass Gott die Welt geschaffen habe samt aller Kreatur, umgedeutet als religiöse Metapher für die Verantwortung der Menschen gegenüber der Natur, so als habe der Mensch als Naturwesen eine solche Verantwortung und diese obendrein von Gott mitbekommen.

Die völlige Unwissenschaftlichkeit einer solchen Rede ist offensichtlich. Wenn der Mensch aus Klugheitsgründen sorgsam mit der Natur, von der er ein Teil ist, umgeht, so kann man diesen Umgang rational begründen, während es keinesfalls eine Begründung ist, anzunehmen, dass die Welt das Werk eines Wesens ist, das selbst nicht zur Welt gehört und die eines Tages von diesem Wesen selbst wieder zerstört werden wird.

Was ich damit sagen will: Religionskritik besteht zu einem nicht geringen Teil darin, solche Strategien der hermeneutischen Verharmlosungen transparent zu machen. Schwieriger wird das Geschäft der Religionskritik, wenn man es mit Religionen beziehungsweise ihren Ausformungen zu tun hat, die darauf verzichten, metaphysische und kosmologische Aussagen zu machen und stattdessen sich nur noch auf moralische Postulate und Aussagen über so genannte menschliche Grundbefindlichkeiten zurückziehen.

Man sollte sich gelegentlich die Mühe machen und sich im öffentlich- rechtlichen Radio oder Fernsehen 'Worte zum Tage' beziehungsweise 'Worte zum Sonntag' anhören. Ich schildere ein solches Wort. [5] Es ging dabei um den Wechsel zwischen Genuss und Askese - ein klassisches Fastenzeitthema. Quintessenz war die Erkenntnis, dass unbegrenztes Genießen so wenig zuträglich sei wie unbegrenzte Askese und natürlich hat uns das - "wer wohl?" - vorgelebt, richtig: Jesus!

Da werden dann aus den Evangelien einige Sätze über Jesus als "Weintrinker" hervorgeklaubt und mit der vierzigtägigen Fastenzeit in der Wüste kontrastiert und schon wird der Eindruck abgründiger Tiefe hervorgerufen, was man mit Goethe einfacher hätte haben können: "Saure Wochen - frohe Feste".

Besonders beliebt ist, mit der so genannten Goldenen Regel zu argumentieren, etwas nüchterner ausgedrückt "tit for tat". Tatsächlich kann man in fast allen religiösen Systemen analoge Formulierungen finden, eine durchaus nicht verwunderliche Entdeckung, handelt es sich doch um nichts anderes als die präskriptive Fassung der Erfordernis, in-group-Aggressivität zu reduzieren. Auch der Religionskritiker kann ohne Schwierigkeiten konzedieren, dass es in allen Religionssystemen richtige Sätze geben kann und sehr wahrscheinlich auch gibt.

Diese Tatsache besagt aber gar nichts über die Qualität des Religionssystems als Ganzes. Die "Strategie der richtigen Sätze", wie ich das Verfahren nennen möchte, religiöse Systeme als Ganze zu legitimieren, weil Teile richtig sind, erfreut sich besonderer Beliebtheit. Es beruht auf der Eigenschaft von Religionen, als lockere Verbindung einzelner Elemente, also eine gewisse Negation der Systemeigenschaft.

Religionen als kulturelle Gebilde sind keine kohärenten Theorien, die aus wenigen Prämissen logische Sätze ableiten. Vielmehr stehen einzelne Sätze oft logisch unverbunden nebeneinander und erst theologischer Scharfsinn versucht später, eine Systematik in die Sätze zu bringen. Religionskritik hat die Aufgabe, den apologetischen Reduktionismus der Strategie der richtigen Sätze offen zu legen, indem darauf insistiert wird, dass eine Religion - wie jedes andere kulturelle System - nicht dadurch richtig wird, dass einzelne isolierte Sätze richtig sind.

In der Diskussion ist der Verteidiger der Religion danach zu befragen, ob er bereit ist, seine Religion auf die richtigen, plausiblen Sätze zu reduzieren, d.h. genauer: Ob er bereit ist, die offensichtlich nicht richtigen, nicht plausiblen Sätze zu eliminieren. Von den historisch bekannten Religionen bliebe dann nicht mehr viel übrig. - Das alles ist seit Generationen schon besser und ausführlicher gesagt worden.

Religionswissenschaft und Religionskritik

Ich wende mich nun dem notwendigen Zusammenhang von Religionswissenschaft und Religionskritik zu. Religionen sind höchst interessante Phänomene, die in erstaunlicher Vielfalt existierten und existieren und wohl auch in Zukunft existieren werden. Religionen waren und sind dabei so unterschiedlich, dass es fast unmöglich erscheint, sie in eine gemeinsame Definition zu pressen. [6]

Erschwert wird dieser Versuch noch dadurch, dass es nur im Okzident den Ansatz gab und gibt, Religionen konsequent von außen zu betrachten und dies war und ist wiederum nur möglich, weil in einem umfassenderen Prozess der Differenzierung Religion als eigenständiges kulturelles Gebilde wahrgenommen wird. In den meisten Sprachen gibt es kein Wort für Religion und auch die europäischen Sprachen haben das Wort als Lehnwort aus dem Lateinischen (religio) übernommen, von dem schon die Römer nicht mehr die etymologische Herleitung kannten. [7]

Das heißt nicht, dass es in anderen Teilen der Welt keine Religion gäbe, aber sie ist normalerweise so mit der Kultur verflochten, dass es der Anstrengung bedarf, um Religion aus dem kulturellen Zusammenhang zu lösen. Ein Indiz für diesen Sachverhalt ist die Tatsache, dass wir für die Religionen der meisten Gesellschaften überhaupt keine Bezeichnung haben.

Wir sprechen von der griechischen, der römischen, der ägyptischen Religion, von der Religion der Kelten, der Germanen, der Irokesen usw. Wir sprechen von den indischen Religionen, wenn wir wissen, dass das Wort "Hinduismus" beziehungsweise "Hindu" von den persisch sprechenden Muslimen benutzt wurde, um alle Nicht-Muslime, Nicht-Juden, Nicht- Christen, Nicht-Zoroastrier, die in Nordindien lebten, zu bezeichnen.

Dies alles ist für die Religionskritik sehr wichtig, denn es gehört zu den beliebtesten Verfahren der Verteidiger von Religion, zwischen kultureller Tradition und Religion zu unterscheiden. Werden Christen auf die Sexualfeindlichkeit der christlichen Religion angesprochen, Muslime auf die Minderqualifizierung der Frau im Islam, so wird man von so genannten aufgeklärten Christen und Muslimen hören, das hätte mit Christentum bzw. Islam nichts zu tun, es sei viel mehr sogar bedauerlich, dass so viele Christen und Muslime immer noch glaubten, das hätte etwas mit der Religion zu tun, während es doch nur die kulturellen Schlacken seien, die sich um die reine Glut der Religion gebildet hätten.

Man kann auf diese Apologien am Einfachsten religionskritisch antworten, indem man die Gegenfrage stellt: Warum hat es eigentlich 1900 Jahre bzw. 1300 Jahre gedauert, bis entdeckt wurde, dass Sexualfeindlichkeit und Frauenunterdrückung mit Christentum und Islam nichts zu tun haben und warum die Freiheitsrechte noch im 20. Jahrhundert gegen die organisierten Religionen durchgesetzt werden mussten? Man kann und soll weiterfragen, ob das an sich lobenswerte Eintreten moderner Christen, moderner Juden, moderner Muslime für sexuelle Emanzipation, für Gleichberechtigung, für soziale Gerechtigkeit nicht nur neue kulturelle Schlacken seien, die man eines Tages, wenn es opportun erscheint, als bedauerliche Irrtümer in den Ascheeimer wirft.

Stellt sich nicht unausweichlich die Frage, was von einer Religion noch übrig bleibt, wenn man sie von allen kulturellen Momenten entkleidet, gewissermaßen eine "religio nuda" konstruiert? Der in der protestantischen Theologie unternommene Versuch einer solchen Konstruktion, die dialektische Theologie eines Karl Barth, mündete bekanntlich in dem selbstironischen Satz: "Gott ist im Himmel und du bist auf der Erde." [8]

Kurz: eine religio pura oder eine religio nuda hat es nie gegeben. Culture-free religion ist eine Chimäre. Alle Versuche, dem jüdischen Mörder von Rabin sein Judentum, den Männern vom 11. September ihr Moslemsein, den fundamentalistischen Mördern von Abtreibungsärzten ihr Christsein abzusprechen, ist horrender Unsinn. Das waren und sind fromme Menschen, die ihre Auffassung von ihrer Religion mit kulturellen Momenten verbinden, die von den meisten Menschen nicht geteilt werden.

Indem wir die uns erreichbaren Anfänge von Religionen, ihre Entwicklungen bis zur Gegenwart erforschen, das heißt indem wir Religionsgeschichte betreiben, leisten wir Aufklärungsarbeit, indem wir die Naturgeschichte der Religionen (im Sinne von David Hume [9]) transparent machen, ziehen wir den geheiligten Traditionen ihre religiösen Flitterkleider aus, und zeigen "flink an ihren Leibern - es sieht bei Göttern wie bei Weihern noch allemal der Bürger raus". (K. Tucholsky)

Erfindung des Monotheismus

Was die christliche Religion, samt ihrer jüdischen Vorläufer betrifft, so sind wir in der glücklichen Lage, dass die historisch forschende Theologie, besonders die protestantische Provenienz in ihren Disziplinen 'Altes Testament, Neues Testament' und 'Kirchengeschichte', hier schon exzellente Arbeit geleistet hat, ohne allerdings öffentlich die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen, sehr wahrscheinlich aus Gründen der Existenzangst. [10] Am Beispiel der Entstehung des Monotheismus werde ich zeigen, wie wissenschaftlich betriebene Religionsgeschichte zwangsläufig zu einer impliziten Religionskritik führen muss.

Monotheismus ist - so belehren uns die Wörterbücher [11] - der Glaube an einen einzigen Gott. Den meisten Menschen erscheint ein solcher Glaube der religiös höchst entwickelte zu sein. Wer an viele Götter glaubt, ist demgegenüber primitiv. Kommt dann zu diesem Monotheismus noch die Gestaltlosigkeit des einzigen Gottes hinzu (ausgedrückt im Bilderverbot), so haben wir ein Konstrukt vor uns, das man auch den Gott der Philosophen genannt hat, der bequemer Weise zugleich der Gott der Juden, Christen und Muslime ist. [12]

Es geht hier um Religionen, die man unter Missachtung aller Historie als die abrahamitischen Religionen bezeichnet hat, weil bei allen dreien die total unhistorisch mythische Figur des Abraham eine Rolle spielt. Religionshistorisch nachweisbar ist aber, dass sehr unterschiedliche Gründe dazu führten, dass die sich formierende christliche Religion die Thora (und andere Bücher der jüdischen Bibel) als auch die Offenbarung akzeptierte.

Die Autoren des Koran (natürlich vor allem Muhammad selbst) machten bekanntlich ungeniert Anleihen in der jüdischen (und in geringerem Maße) der christlichen Tradition, die sie beide ja in Grenzen als - wenn auch korrumpierte - Vorläufer akzeptierten.

Bevor man in Ehrfurcht vor dem Glauben an einen Gott erstarrt und damit den Theologen auf den Leim geht, sollte man einmal ganz nüchtern betrachten, wie es zur Ausbildung des Monotheismus kam, denn dieser Monotheismus ist eine vollkommen singuläre Angelegenheit, nur einmal entstanden und dann weiterverbreitet worden. Wenn polytheistische Religionen beziehungsweise deren Vertreter heutzutage gerne betonen, dass im Kern ihre Religionen, zum Beispiel der Hinduismus, doch auch monotheistisch seien, so sind dies Adaptationen an die kolonial dominanten Religionen, im Falle Indiens an den Islam und später an das Christentum.

Wir müssen davon ausgehen, dass der Polytheismus wesentlich plausibler ist als der Monotheismus: Der Vielfalt der natürlichen Phänomene, der Vielfalt menschlicher Gruppen und Ethnien entsprechen auch eine Vielzahl von Göttern mit begrenzten Zuständigkeiten. Dass ein Gott für alles zuständig sein sollte, auch für konträre Ereignisse, ist schwer einzusehen. [13]

Sehr gut vereinbar mit polytheistischen Vorstellungen ist aber die hervorgehobene Stellung eines bestimmten Gottes in einem bestimmten Bereich, so z.B. als Schutzgott einer politisch verfassten Gesellschaft, Staatsgott. Das führt nicht zwangsläufig zu einer Leugnung der Existenz anderer Götter. Auch aus dem Alten Orient sind solche Staatsgötter bekannt - Marduk z.B. - und für das vorjüdische Israel: Jahwe.

Um mich nicht mit fremden Federn zu schmücken, zitiere ich jetzt den katholischen Alttestamentler Bernhard Lang: "Die Vorstellung, Israel besitze seit der Zeit der Patriarchen eine monotheistische Gottesauffassung oder eine solche sei durch Mose begründet worden, ist durch die historisch-kritische Bibelwissenschaft des 19. Jahrhunderts erschüttert worden. Die traditionelle Sicht entspricht nicht dem geschichtlichen Hergang, sondern ist eine apologetische Konstruktion der sich schließlich durchsetzenden und den biblischen Kanon bestimmenden monotheistischen Orthodoxie. Auch eine Herleitung aus dem Monotheismus Echnatons (1364-1347) wird heute nicht mehr vertreten. Der biblische Monotheismus ist ein Spätprodukt und steht nicht am Anfang, sondern am Ende der israelitisch-jüdischen Religionsgeschichte." [14]

Wie kam es zu diesem Spätprodukt? Zunächst muss man einmal alles vergessen, was über die Patriarchen und Moses in Genesis und Exodus berichtet wird. Unabhängig davon, ob es diese Personen je gegeben hat oder ob sie mythologische Konstrukte sind, unabhängig davon sind die "schönen Geschichten" [15] vor allem in der Genesis, aber auch in den ersten Kapiteln von Exodus natürlich keine historischen Berichte.

Historisch ist jedoch, dass wohl ab dem 12. Jahrhundert v.u.Z. eine Vielzahl von lose miteinander verbundener, eine semitische Sprache sprechende Gruppen von Kleinviehnomaden friedlich und manchmal weniger friedlich in das Kulturland, das als "Kanaan" bekannt wurde, einwanderten und sich dort festsetzten. Es kam zur Bildung von monarchischen Staaten, noch sehr polytheistisch, wobei allerdings der aus der Steppe mitgebrachte Gott Jahwe eine Rolle spielte.

Mit dem Auseinanderbrechen des Reiches in ein Nord- und ein Südreich und der Steigerung interner Konflikte kommt es ab dem 9. Jahrhundert zum Entstehen einer Protestbewegung, der man den Namen 'Jahwe-allein- Bewegung' gegeben hat. Der bekannteste Vertreter dieser Protestbewegung ist im 8. Jahrhundert der Prophet Hosea. [16]

Entscheidend ist, dass von den Anhängern der 'Jahwe-allein-Bewegung' die Existenz anderer Götter nicht geleugnet wird, sondern, dass - wie in Krisenkulten [17] allgemein üblich - gefordert wird, man solle sich auf das Eigene, die eigene Tradition besinnen und dem Gott die kultische Ehre geben, der das Volk siegreich nach Kanaan gebracht habe. Die anderen Völker haben ihre Götter, aber Israel hat Jahwe.

Vergleichbar etwa, wenn heute Politiker die Meinung vertreten, als Deutscher habe man das Grundgesetz zu achten, sich an ihm zu orientieren, ohne damit behaupten zu wollen, dass es keine anderen Verfassungen gäbe. Religionswissenschaftlich bezeichnen wir diese Allein-Verehrung als Monolatrie.

Wie konnte es von dieser Monolatrie zum Monotheismus kommen? Man könnte es fast eine religionsgeschichtliche Ironie nennen, dass es die Erfahrung der völligen Machtlosigkeit Jahwes war, die ihn zum göttlichen Alleinherrscher machte. Die Eigenstaatlichkeit Judäas nahm mit der endgültigen Eroberung Jerusalems durch die Neubabylonier unter Nebukadnezar II. im Jahre 586 ein Ende. Es kommt zur Umsiedlung der Jerusalemer Oberschicht nach Babylonien.

Ganz offensichtlich hat sich der Gott, auf den die 'Jahwe-allein- Partei' setzte - vor allem die Propheten Zephanja - Jeremias als Verlierer erwiesen. Judäa hat verloren und mit ihm sein prominentester Gott. [18] Diese Niederlage war nicht wegzudiskutieren. In der Sprache der modernen Psychologie würde man eine solche Erfahrung eine kognitive Dissonanz nennen. [19]

Wie bewältigt man eine solche Dissonanz? Die einfachste und ehrlichste Möglichkeit wäre es, ganz schlicht einen Irrtum einzugestehen. Jahwe war eben nicht der mächtigste Gott, sondern der Gott des Neubabylonischen Reiches war mächtiger. Ist aber erst einmal ein Glauben fest genug, dann lässt er sich durch Tatsachen schwer erschüttern.

Nach einer ersten Eroberung Jerusalems 597 schließt sich acht Jahre später 589 der von den Babyloniern eingesetzte neue König Zidkija dem antibabylonischen Aufstand an. Ja dieser Situation trat von neuem der Prophet Jeremia auf. Ich zitierte jetzt Jeremia 27.4ff (in der genaueren Übersetzung Luthers): "So spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels: So sollt ihr euren Herren sagen: Ich habe die Erde gemacht und Menschen und Vieh, so auf Erden sind, durch meine große Kraft und meinen ausgestreckten Arm und gebe sie, wem ich will. Nun habe ich alle deine Lande gegeben in die Hand meines Knechtes Nebukadnezar, des Königs zu Babel, und habe ihm auch die wilden Tiere auf dem Felde gegeben, daß sie ihm dienen sollen. Und sollen alle Völker dienen ihm und seinem Sohn und seines Sohnes Sohn, bis dass die Zeit seines Landes auch komme und er vielen Völkern und großen Königen diene." Die Botschaft endet mit dem Aufruf an Zidkija: "Ergebt euren Hals unter das Joch des Königs zu Babel und dient ihm und seinem Volk, so sollt ihr lebendig bleiben."

Bekanntlich folgte Zidkija diesem Rat nicht. Nach mehr als zweijähriger Belagerung nehmen neubabylonische Truppen Jerusalem ein. Zidkija versucht zu fliehen, wird gefangen genommen, muss noch mit ansehen, wie seine Söhne abgeschlachtet werden, dann stach man ihm die Augen aus und brachte ihn als Gefangenen nach Babylon. Mit ihm wurde ein großer Teil der Jerusalemer Oberschicht umgesiedelt.

Die Jahrzehnte von 586 bis 538 wurden als die so genannte babylonische Gefangenschaft bezeichnet, die man sich nicht allzu dramatisch vorstellen darf. Es handelt sich um die formative Phase des Judentums, die man als frühjüdisch bezeichnet.

Während schon in dem Jeremia-Zitat der Gedanke anklingt, dass der Gott Israels auch der Herr Nebukadnezars ist, also selbst die beherrscht, die ihm nicht dienen, kommt es in der Fremde zu einer Radikalisierung dieses Gedankens: "Aber die Götzenmacher müssen allesamt mit Schanden und Hohn bestehen und miteinander schamrot hingehen. Israel aber wird erlöst durch den Herrn, durch die ewige Erlösung, und wird nicht zu Schanden noch zu Spott immer und ewiglich. Denn so spricht der Herr, der den Himmel erschaffen hat ... Ich bin der Herr, und ist keiner mehr ... Und ist sonst kein Gott außer mir, ein gerechter Gott und Heiland und keiner ist außer mir. Wendet euch zu mir, so werdet ihr selig, aller Welt Ende, denn ich bin Gott, und keiner mehr. Ich schwöre bei mir selbst, und ein Wort der Gerechtigkeit geht aus meinem Munde, dabei soll es bleiben: Mir sollen sich alle Knie beugen und alle Zeugen schwören ...". (Jesaja 45,16ff)

Es ist leider nicht überliefert, wer der Prophet war, der diese Worte sprach. Die spätere Überlieferung hat sie in das prophetische Buch Jesaja inkorporiert, deshalb spricht die Forschung von "Deuterojesaja". Aber das ist nicht so wichtig - wichtig ist vielmehr, dass dieser Text aus der Zeit des Exils stammt, in der die Formation des Monotheismus erfolgte und mit ihm die Anfänge der hebräischen Bibel durch die Redaktion älterer Texte und Konstruktion einer strikt monotheistischen Geschichte Israels bis zu Zeiten der Patriarchen.

Der jüdisch-christlich-islamische Ein-Gott-Glaube ist kein Ergebnis philosophischer Spekulation, sondern verdankt sich der historischen Zufälligkeit. Die Eroberung Babylons durch die Perser unter Kyros II. (539, Jerusalem 538) und die teilweise Rückkehr der Exilanten nach Jerusalem führte zur Errichtung einer theokratischen Herrschaft von überzeugten Anhängern des Ein-Gott-Glaubens unter toleranter persischer Oberhoheit: Erst jetzt beginnt die Geschichte der jüdischen Religion mit einem prekär selbständigen Staat Judäa, der unter persischer, griechischer und römischer Oberhoheit diesen Monotheismus zur Staatsreligion machte. Das ist auch die lange Vorgeschichte Jesu und später der christlichen Religion.

Zusammenhang von Genesis und Geltung

Was hat das mit Religionskritik zu tun? Was wissen wir, wenn wir etwas über die Entstehung eines Phänomens wissen? Wir berühren hier die wissenschaftstheoretische Frage nach dem Zusammenhang von Genesis und Geltung.

Natürlich kann ein Satz richtig sein, unabhängig von seinem Entdeckungszusammenhang. Der Satz des Archimedes ist richtig, auch wenn er ihn in der Badewanne entdeckte. Er ist später theoretisch abgeleitet worden und auch außerhalb der Badewanne experimentell überprüft worden. Bei religiösen Vorstellungen und Sätzen liegt der Sachverhalt etwas anders.

Während wissenschaftliche Sätze einen Wirklichkeitsbezug haben und deshalb beanspruchen, an der Wirklichkeit gemessen werden zu können, beanspruchen religiöse Sätze zwar auch, etwas über Wirklichkeit auszusagen, ohne allerdings damit auch die Überprüfbarkeit einzufordern. Hinzu kommt, dass religiöse Sätze von zweifacher Natur sind beziehungsweise sein können: Sie sind metaphysisch- philosophischer Natur und / oder historisch gesättigte Sätze.

Religiöse Sätze metaphysisch-philosophischer Natur sind z.B. Sätze, die wie etwa die Annahme des Aristoteles über einen ersten unbewegten Beweger oder die philosophischen Sätze des Deismus. Wie ich schon oben gesagt habe, handelt es sich um Sätze, die unabhängig von den historischen Religionen entstanden sind und deshalb auch kaum einen Bezug zu der gelebten Religion haben. Kurz: Zum "Gott der Philosophen" kann man nicht beten! Der Gott der Philosophen fragt nicht nach dem Ergehen der Menschen, nach ihren "Klagen, Krebsen, Haut und Haar." [20] Sofern es in Volks- oder Stammesreligionen die Idee eines Schöpfergottes gibt, so handelt es sich fast immer um einen "deus otiosus", der sich, nachdem er die Welt hervorgebracht hat, zurückzieht und für das Leben der Menschen keine Rolle mehr spielt. [21] Mit Recht haben die christlichen Theologen deshalb die deistische Auffassung als in gefährlicher Nähe zum Atheismus stehend verdächtigt.

Wenn der Gott der Philosophen nicht auch der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und der Vater Jesu Christi ist, könnte man der metaphysischen Aussage zustimmen, dass Gott der Ursprung der Welt ist, man ist dann aber immer noch kein Christ. Der christliche Gott ist ein historisch gesättigter Gott, der sich prinzipiell nicht von den anderen Göttern des Alten Orients unterscheidet. Er ist der Gott einer Ethnie und sehr wahrscheinlich ursprünglich in der Steppe beheimatet. Ihm werden blutige Opfer gebracht, er zieht in den Krieg, befiehlt die Ermordung der Besiegten, kurz, er macht nichts anderes als Marduk und alle anderen Götter, er hat auch seine Aschera. [22] Nur durch die Verkettung von historischen Ereignissen wächst er über sich hinaus, lässt alle anderen Götter zu Nichtsen werden und wird letztendlich zum einzigen Gott eines ziemlich bedeutungslosen kleinen Volkes, das seine prekäre Eigenstaatlichkeit wieder erlangt und bis etwa 70 u.Z. behalten kann.

Einige Merkmale dieser sonderbaren Religion erleichtern ihr Überleben auch in der Fremde, der Diaspora: So die Existenz eines Buches [23], so die Möglichkeit, auch ohne Opfer die Religion praktizieren zu können, etwa durch die Existenz der Synagoge (im babylonischen Exil) und die Zentralisation des Opferkultes in Jerusalem, und damit auch die Weiterexistenz ohne Kult. Das alles sind historische Zufälligkeiten, verschlungene Irrwege, die dieser Gott gehen musste, bis er das wurde, was er scheinbar ist.

Deshalb ähnelt er dem Gott des Intelligentdesign-Ansatzes, der auch in Sackgassen rannte, ungültige Versuche unternahm, bis ihm endlich die Krone der Schöpfung, den Menschen, gelang. Natürlich kann man das alles glauben. Aber es ist ein Glauben wider alle Vernunft, nicht besser plausibel zu machen als der Glaube an Marduk, Baal, Zeus oder Kali. Sein einziger Pluspunkt wäre seine Durchsetzungsfähigkeit, sein Erfolg. Er hat sich als fitter erwiesen als viele seiner Konkurrenten. Aber das ist wiederum eine andere Geschichte.


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Anmerkungen

1 Vgl. Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums. Hamburg 1986ff.

2 Hans Albert: Das Elend der Theologie. Aschaffenburg 2005.

3 Zu dieser Problematik vgl. Michael Schmidt-Salomon: Das Feuerbach- Syndrom - Warum Religionskritik in der Wissenschaft noch immer ein Tabuthema ist. In: MIZ (Materialien und Informationen zur Zeit) Aschaffenburg 33(2004/2), S. 3f und Günter Kehrer: Die Beißhemmung der (Religions)Wissenschaft gegenüber der Religion. In: MIZ 33(2004/4), S. 34ff.

4 Hans Albert hat dieses Verfahren als "Schleichweg zu Gott" bezeichnet. Vgl. Albert: Elend der Theologie, S. 57ff. - Vgl. auch Norbert Hoerster: Die Frage nach Gott. München 2005, bes. S. 18ff.

5 Im zweiten Hörfunkprogramm des Südwestrundfunks vom 8. März 2006, 7 Uhr 55.

6 So sind bis heute alle Versuche gescheitert, eine für die Religionswissenschaft verbindliche Definition zu finden. Vgl. Detlef Pollack: Was ist Religion? Probleme der Definition. In: ZfR (Zeitschrift für Religionswissenschaft), Marburg 3(1995)2, S. 163ff.

7 Vgl. Peter Antes: "Religion" einmal anders. In: Temenos, (1978)14, S. 184ff.

8 Die dialektische Theologie ist ihrerseits eine Reaktion auf die liberale Theologie, die wiederum als Reaktion auf den konservativen Protestantismus eine Versöhnung von moderner Kultur und Christentum anstrebte (Kulturprotestantismus).

9 David Hume: The Natural History of Religion, zuerst 1757.

10 Wie der Fall des Göttinger Neutestamentlers Lüdemann noch heute zeigt, ist das öffentliche Aussprechen von wissenschaftlichen Ergebnissen, die von den Fachgenossen akzeptiert sind, mit Sanktionen bedroht.

11 Vgl. z.B. Gregor Ahn: Monotheismus. In: Metzler Lexikon Religion, Bd. 2, Stuttgart u. Weimar 1999, S. 481ff.: Mit Recht weist der Autor daraufhin, dass der Begriff ein neuzeitliches Kunstwort ist.

12 Der "Gott der Philosophen" ist ein Aufklärungskonstrukt, das unabhängig von den historischen Religionen gedacht werden kann. Das religiöse Problem bestand und besteht darin, diesen Gott mit dem naturwüchsigen Gott der Religionen zu harmonisieren. In aller Schärfe wurde das Problem schon von Blaise Pascal (1623-1662) erkannt.

13 Besonders das Problem der sog. Theodizee, also der Vereinbarkeit des Glaubens an einen allmächtigen, guten und allwissenden Gott mit der Existenz der Übel in der Welt, stellt sich so nur in monotheistischen Religionen. Der Begriff "Theodizee" ist selbst ein von Leibniz (1646-1716) geprägtes Kunstwort. Vgl. Gottfried Wilhelm Leibniz: Essais de Théodicée, 1710. - Dagegen ironisch vgl. Francois Marie Voltaire (1694-1778): Candide ou l`optimisme, 1759. - Vgl. auch Hoerster: Frage nach Gott, S. 87ff.

14 Bernhard Lang: Monotheismus. In: HrwG (Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe) Bd. 4, Stuttgart 1998, S. 161.

15 Der Begriff der "schönen Geschichte" ist von Gunkel für die Patriarchenerzählungen geprägt worden (Hermann Gunkel: Die Urgeschichte und die Patriarchen. Göttingen 1921) und später von Thomas Mann in der Romantrilogie 'Joseph und seine Brüder' verwendet worden. - Dieser Begriff bezeichnet den - möglichen - Vorgang, dass eine an sich triviale Begebenheit im Prozess des Weitererzählens so stilisiert wird, dass sie beispielhaft "schön" wird.

16 Die Literatur zu diesem Prozess ist äußerst umfangreich. Als Einstieg ist geeignet: Bernhard Lang: Monotheism and the Prophetic Minority. Sheffield 1983, S. 13-59. - Weniger zu empfehlen ist: Stanley Ned Rosenbaum: Understanding Israel. A Reexamination of the origins of Monotheism. Berkeley 2002. - Im folgenden Text stütze ich mich im Wesentlichen auf B. Lang, auch ohne ausführliche Verweise. Vgl. Ders.: Die Jahwe-allein-Bewegung. Neue Erwägungen über die Anfänge des biblischen Monotheismus, in: Manfred Oeming und Konrad Schmid (Hg.), Der eine Gott und die Götter, Polytheismus und Monotheismus im antiken Israel, Zürich 2003, S. 97-110.

17 "Krisenkulte" wurden zunächst von der Ethnologie beschrieben (Wilhelm E. Mühlmann (Hg.): Chiliasmus und Nativismus. Berlin 1961), findet heute aber als Begriff eine weitere Verwendung

18 Ich überspringe die verschiedenen Phasen der Geschichte Judäas und der wechselnden religiösen Optionen, die aus der Perspektive der monolatrischen und später monotheistischen Jahwe-allein-Parteigänger in den Kapiteln 18-25 des zweiten Königsbuchs geschildert sind. immer ist zu beachten: Es handelt sich um Parteiliteratur, keine "objektive" Geschichtsschreibung.

19 Diese Erklärung ist bei B. Lang nicht zu finden, steht aber auch nicht im Widerspruch zu seinem Ansatz. Zum Begriff der kognitiven Dissonanz, s. Leon Festinger et al.: When Prophecy Fails. Minneapolis 1964.

20 Gottfried Benn: Melancholie. In: Ders., Sämtliche Gedichte, Stuttgart, S. 285.

21 J. P. Culianu: Deus otiosus. In: HrwG, Bd. 2, 1990, S. 216f.

22 Ob es sich bei Aschera um eine Göttin handelt und vielleicht sogar um die weibliche Gefährtin Jahwes, ist umstritten. Vgl. Lang: Monotheism, S. 39 u. Anm. 70.

23 Ab wann die jüdische Religion über ein kanonisiertes Buch verfügt (die sog. Hebräische Bibel), ist nicht sicher bekannt. Es handelt sich um einen langsamen Prozess der Kanonisierung, der wohl im 4. Jh. v.u.Z. begann, im 2. Jh. v.u.Z. in den Grundzügen feststand, aber endgültig erst um 100 u.Z. abgeschlossen war. Vgl. Rudolf Smend: Die Entstehung des Alten Testaments. Stuttgart 1978.


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Quelle:
humanismus aktuell, Heft 19 - Herbst 2006, Seite 5-13
Hefte für Kultur und Weltanschauung
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