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STANDPUNKT/034: Corona-Krise - Gesundheit ist ein universelles Recht, das über dem Profit steht (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Nachricht aus der Redaktion Italien vom 2. April 2020

Corona-Krise: Gesundheit ist ein universelles Recht, das über dem Profit steht

#UniversellesRechtAufGesundheit - Gesundheit vor Profit - Über den Gesetzen des Marktes und der Finanzspekulation


Aus verschiedenen Teilen der Welt haben einige Humanisten über den gegenwärtigen Zeitpunkt nachgedacht und diese Kampagne, die von Pressenza unterstützt wird, ausgearbeitet.

Gesundheit ist ein universelles Recht.

Es muss über den Gesetzen des Marktes und der Finanzspekulation stehen.

Mit diesem Appell antworten wir auf die Verantwortung, die wir jetzt alle übernehmen müssen. Wir werden all unsere Kräfte einsetzen, um diese Krise zu überwinden. Und wir werden dies nach bestem Wissen und Gewissen tun: zu Hause bleiben, unsere Arbeit fortsetzen, wenn nötig, denjenigen, die sich in Schwierigkeiten befinden, auf jede erdenkliche Weise helfen. Wir werden verantwortungsbewusst handeln und versuchen, die Menschen um uns herum ebenfalls von unserer gemeinsamen Verantwortung zu überzeugen.

Wir werden auch dann noch Verantwortung übernehmen, wenn diese schwere Zeit vorbei ist, und wir werden die Konsequenzen aus der Katastrophe ziehen müssen, für die Millionen von Menschen zahlen werden - zusätzlich zum Verlust so vieler Betroffener unter unmenschlichen Bedingungen - mit sehr ernsten Folgen für unsere Gesundheitssysteme und die Wirtschaft.

Aber wir fordern auch von Euch, unseren Volksvertretern, den Menschen, denen wir wichtige Entscheidungen übertragen haben und denen wir auch unser eigenes Leben und das unserer Lieben anvertrauen, dass Ihr Eure Verantwortung wahrnehmt.

Wir sind nicht naiv, und wir wissen genau, dass wir hier nicht nur einen Unfall erleben, der passiert ist, sondern den Preis für völlig falsche Prioritäten und inakzeptable Entscheidungen zahlen.

Die Gesundheit der Menschen, die wissenschaftliche Forschung und das Leben selbst wurden anderen Dingen untergeordnet: dem Markt, finanziellen Entscheidungen und der Huldigung wirtschaftlicher Parameter, die nichts mit dem Wohlergehen der Gemeinschaft zu tun haben.

Dieser Virus hat die Widersprüche, die wir erleben, nicht geschaffen, sondern uns nur geholfen, sie zu erkennen. Heute sind die Konsequenzen offensichtlich. Es ist nunmehr klar, dass die Mechanismen, die unsere Gesellschaft bisher geregelt haben, nicht unser Wohlergehen garantieren und sogar unser Überleben bedrohen.

Die Schwierigkeiten, der Mangel an Koordination, die Langsamkeit und die Unentschlossenheit, mit denen unsere Regierungen auf diese Notlage reagiert haben, haben uns deutlich gezeigt, wie sehr ihnen die Hände durch die Märkte, das Finanzsystem und die Erpressung durch die globale Wirtschaft gebunden sind. Uns zu sagen, dass dies unvermeidlich sei, bedeutet das Eingeständnis, dass unsere Demokratie nicht funktioniert. Und das ist inakzeptabel, unmoralisch und gegen die menschliche Entwicklung. Wir fordern, dass unsere Regierungen die Interessen der Menschen und nicht die der Märkte vertreten.

Wir erkennen die Fehler an, die wir gemacht haben. Naiv dachten wir, dass wenn wir bestimmte wirtschaftliche Konzepte befolgen und uns einem erpresserischen "freien" Markt unterwerfen, dies uns vor der Situation bewahren würde, in der sich bereits Millionen von Menschen in den sogenannten Entwicklungsländer befinden. Aber heute, angesichts dieser Krise, angesichts der Gefahr neuer Kriege, neuer möglicher Pandemien und ökologischer Katastrophen, erkennen wir, dass sich niemand sicher fühlen kann, wenn nicht das Wohlergehen aller gewährleistet ist, ebenso wie wir erkennen, dass es keine voneinander getrennten Völker mehr gibt, sondern nur eine große Menschheitsfamilie.

Die Solidarität untereinander, die gegenseitige Hilfe zwischen Menschen, Regionen und Staaten, zeigt die Richtung, in die wir uns bewegen müssen.

Wir werden uns nicht länger von Hasskampagnen manipulieren lassen, die nur dazu dienen, uns zu spalten.

Keiner von uns ist isoliert, keiner von uns ist entbehrlich und niemand kann sich alleine retten.

Der Fortschritt für einige wenige ist letztlich der Fortschritt von niemandem.

Wir fordern daher alle Regierungen unserer Länder dazu auf, unverzüglich:

- alle nur möglichen Anstrengungen zu unternehmen, um diese Krise zu überwinden, indem dieser absolute logistische und wirtschaftliche Priorität eingeräumt wird, bis die Gefahr überwunden ist. Das menschliche Leben ist der wichtigste Wert von allen.

- die Strukturen des öffentlichen Gesundheitswesens angemessen und dauerhaft zu stärken, damit sie unseren tatsächlichen Bedürfnissen entsprechen. Ihr Funktionieren darf nicht länger an Produktivität gemessen werden, sondern an ihrer Fähigkeit, die öffentliche Gesundheit und die Prävention zu verbessern. Diese Stärkung sollte sich auch auf Forschung und Ausbildung von Personal erstrecken.

- massive, angemessene und nicht rückzahlbare Mittel bereitzustellen, um Einzelpersonen, Familien und produzierende Unternehmen zu unterstützen, die durch diese Krise stark betroffen sind. Diese Mittel dürfen unter keinen Umständen durch neue Kürzungen der Ausgaben für öffentliche Dienstleistungen kompensiert werden, sondern müssen aus dem Vermögen aufgebracht werden, das sich in den letzten Jahrzehnten in den Händen einiger weniger Personen, Banken und Hedgefonds konzentriert hat. Zum Beispiel durch die Besteuerung von spekulativen Investitionen und die Besteuerung von großen Unternehmen, die derzeit in den Ländern, in denen sie tätig sind, keine Steuern zahlen. Es ist dringend notwendig, andere Haushaltsposten zu kürzen, wie z.B. Militärausgaben, insbesondere Auslandsmissionen und Anschaffung neuer Gerätschaften und Ausrüstungen.

- einen von der UNO verwalteten internationalen Notfallfond zu schaffen zur Unterstützung der wirtschaftlich schwächsten Länder (wie z.B. Subsahara-Afrika), in denen diese Pandemie die verheerendsten Folgen zu haben droht. Diese Hilfe darf auf keinen Fall in neue Schulden umgewandelt werden.

Was uns betrifft, so werden wir nicht länger nur passive Zuschauer sein.

Wir haben das Bedürfnis verspürt, zusammenzukommen und uns selbst tief im Inneren zu begegnen. Wir haben das Wesentliche im Leben wiederentdeckt und wir werden es zur Grundlage unserer neuen Existenz machen. Wir werden unsere Prioritäten ändern und unsere besten Bestrebungen kultivieren. Wir sind viele, aus allen Generationen und Kulturen, und unsere Stärke wird so groß sein, dass es nicht mehr möglich sein wird, uns zu ignorieren.

"Wir sind am Ende einer dunklen historischen Epoche und nichts wird so bleiben, wie es war. Nach und nach nähert sich die Morgendämmerung eines neuen Tages; die Kulturen werden beginnen, sich zu verständigen; die Völker werden eine zunehmende Sehnsucht nach Fortschritt für alle spüren, und zwar aus der Erkenntnis heraus, dass der Fortschritt für ein paar wenige in einem Fortschritt für niemanden endet. Ja, es wird Frieden geben, und man wird aus einer Notwendigkeit heraus verstehen, dass eine universelle menschliche Nation bereits am Entstehen ist."
Silo - 2004

Humanisten für #UniversellesRechtAufGesundheit
Kontakt zur Unterstützung der Kampagne und für weitere Informationen:
salutedirittouniversale@gmail.com


Die Übersetzung aus dem Italienischen wurde von Francesco Alimena vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt.


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Reto Thumiger
E-Mail: redaktion.berlin@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. April 2020

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