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UNTERNEHMEN/003: Daimler AG entwickelte Car2go (Irene Feldbauer)


Daimler AG entwickelte Car2go

Ein neues Mobilitätskonzept für die Stadt

Jetzt Start in Lyon

Von Irene Feldbauer, 10. Oktober 2011


Mit ihrem seit zwei Jahren erprobten neuen Mobilitätskonzept Car2go für den Stadtverkehr startet die Daimler AG wie ihre Presse News am 7. Oktober meldeten, den Betrieb in Lyon, der Stadt an der Rhone, mit zunächst 200 smart fortwo.

Car2go ist ein Carsharing-System, das verwirklichen will, was sich viele Leute schon immer wünschten, ein Auto zu teilen, es zur Nutzung zu mieten, wenn man es braucht, und es wieder abzugeben, wenn es nicht mehr benötigt wird. Nun könnte man sagen, dazu gibt es doch seit langem schon das Mietauto. Abgesehen davon, dass das allgemein vergleichsweise teurer ist, kann es allenfalls tageweise gemietet werden, während es beim Car2go auch stundenweise geht. Hat man es sich anders überlegt, kann man es sogar schon nach ein paar Minuten an der nächsten Ecke wieder abstellen. Dann ist das Service-Netz der Mietwagen-Betreiber begrenzt. Zu den Erfahrenswerten mit Car2go gehört, dass ein Fahrzeug in der Regel nicht länger als 30 bis 60 Minuten und meist nur zehn bis zwanzig Kilometer gefahren wurde. Car2go wurde vor allem genutzt, um sich zum Beispiel eine umständliche ÖPNV-Fahrt mit vielfachem Umsteigen zu ersparen. In Hamburg besagen Erfahrungen allerdings, dass es, wenn eine U-Bahnstation in der Nähe liegt, billiger, mit dem Taxi aber teurer sein könnte.

Nach der Einschreibung für Car2go, das in Ulm, wo im März 2009 das System startete, dort im Rathaus erfolgte, erhielt der Nutzer einen Chip auf den Führerschein geklebt und konnte das nächste freie Auto über Handy oder Smartphone bei der Servicezentrale oder im Internet ausfindig machen. Am Fahrzeug wird der Führerschein mit dem Chip an die Windschutzscheibe gehalten, hinter der sich ein Transponder befindet, der die Tür öffnet. Man gibt seine PIN auf ein Display ein, holt den Fahrzeugschlüssel aus dem Handschuhfach und fährt los. Um Sprit zu sparen schaltet der Motor vor jeder Ampel automatisch aus und wenn man den Fuß vom Gaspedal nimmt wieder an.

Man darf mit dem Auto überallhin fahren und bezahlt nur die Zeit: Eine Minute kostet derzeit 19 Cent (soll jedoch demnächst gesenkt werden), die Stunde maximal 9,90 Euro und der Tag nie mehr als 49 Euro - Sprit inklusive. Natürlich wird es auch mit dem Car2go im Stau teurer. Das Abrechnungsmodell ist technisch simpel: Das Auto wechselt automatisch in den Parktarif, sobald die Zündung für länger als eine Minute ausgeschaltet ist. Ein zusätzlicher Knopfdruck ist nicht nötig. Die Abrechnung erfolgt in Deutschland wöchentlich per Lastschrifteinzug vom Bankkonto.

Es gibt weder Vertragsbindung noch Kaution, keine Grund- oder Monatsgebühr, keine Mindestmietdauer oder Mindestkilometerleistung. In Hamburg können während der Fahrzeit vier Parkhäuser kostenlos genutzt werden. Die Abrechnung erfolgt im Minutentakt, wenn der Tank leer ist, füllt man ihn bargeldlos wieder auf, und zwar mithilfe der Tankkarte, die sich im Fahrzeug im Handschuhfach befindet. Das Auto kann man praktisch überall in der Stadt zurückgeben. Man legt einfach den Schlüssel wieder ins Fach und verriegelt das Auto per Führerschein. So steht es dem nächsten Kunden zur Verfügung. Mietbeginn und -ende müssen innerhalb des Geschäftsgebietes stattfinden. Als Kurzzeitmietmodell für verdichtete Ballungsräume wird Car2go als ideale Ergänzung zum herkömmlichen Öffentlichen Personennahverkehr und anderen existierenden Mobilitätsangeboten gesehen.

Erfahrungen des Pilotprojekts besagen, dass Car2go vor allem von Leuten genutzt wird, die sich für die neue E-Klasse nicht interessieren. Vorwiegend sind das junge Menschen, die sich diese Autos nicht oder auch gar kein Fahrzeug leisten können, oder auch nicht wollen. Hier wird auch ersichtlich, dass das Auto als Statusobjekt gerade bei jungen Leuten abnimmt.


45.000 Kunden fuhren über neun Millionen Kilometer

Inzwischen verläuft Car2go in Hamburg erfolgreich und hat sogar in den USA in der texanischen Hauptstadt Austin und dem kanadischen Vancouver Fuß gefasst. In Hamburg wurden 300 neue Smart bereit gestellt, die alle über ein Solardach von Webasto mit einer Leistung von 100 Watt verfügen. Durch die so gewonnene Energie wird unter anderem das Fahrzeuginnere vor Fahrtantritt heruntergekühlt, wodurch auch der Verbrauch reduziert werden soll. Car2go zählte bisher insgesamt über 45.000 Kunden, wickelte seit dem öffentlichen Start im März 2009 vollautomatisch über 900.000 Verträge mit Kunden ab, die zusammen über neun Millionen Kilometer in den Fahrzeugen zurücklegten. "Der überwältigende Erfolg in Deutschland und Nordamerika zeigt, dass Car2go dem Wunsch der Kunden nach einer einfach zu handhabenden und flexiblen Mobilitätslösung für kurze und spontane Einwegfahrten entspricht", schätzte der Geschäftsführer der Car2go GmbH, Robert Henrich, die Ergebnisse ein. Über eine vergünstigte Registrierungspauschale will Car2go zudem verstärkt Firmenkunden ansprechen. Außerdem werde das Geschäftsgebiet an beiden deutschen Standorten ausgebaut. In Hamburg steht die Mobilitätslösung künftig auch in Ottensen, Othmarschen, Lokstedt, Alsterdorf, Ohlsdorf, in der City Nord, Marienthal, Wandsbek und Hamm zur Verfügung. In der Doppelstadt Ulm/Neu-Ulm findet nach Unternehmensangaben eine Ausweitung nach Süden und Norden statt.

Zum Betreiben des Service hat Daimler Car2go als Tochterunternehmen gegründet, das mit Europcar zusammenarbeitet. Mit Europcar hat sich der Stuttgarter Autobauer mit einem Partner zusammengetan, der mit mehr als 80 Jahren Erfahrung der unangefochtene europäische Marktführer im Autovermietgeschäft ist.

Als nächstes nimmt das Unternehmen den Betrieb in Lyon, der Stadt an der Rhone, mit zunächst 200 smart fortwo auf. Das Geschäftsgebiet umfasst nahezu die gesamte Stadtfläche Lyons von ca. 47 km². Die drittgrößte Stadt Frankreichs ist mit ihren rund 500.000 Einwohnern der Kern des zweitgrößten französischen Ballungsraumes in dem fast 1,5 Millionen Menschen wohnen, und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. "Lyon als erste französische 'Car2go Stadt' ist für uns von großer Bedeutung, da wir mit dem Start in Frankreich einen großen Schritt in den europäischen Markt vornehmen und die Markteinführung von car2go hinsichtlich ihrer Geschwindigkeit in eine neue Dimension bringen," begründete Robert Henrich die Wahl von Lyon.

In der Unabhängigkeit von festen Mietstationen sowie der Möglichkeit, ohne vorherige Buchung und festgelegte Mietdauer ein Fahrzeug zu nutzen, seien, so der Bürgermeister der Stadt, Gerard Collomb, "innovative Lösungen im Bereich urbaner Mobilität, die einen Weg bieten, den Herausforderungen städtischer Verkehrsbelastungen wirksam zu begegnen, zu helfen die CO2 Emissionen zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern."


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Quelle:
© 2011 by Irene Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Oktober 2011